Readwulf
keuchte ich und rang nach Luft.
»Ich bin was?« Er lachte und legte in seinen Fingern an Geschwindigkeit zu. »Hilfe, bitte, ich ergebe mich!«
»Bitte, bitte. Mein Bauch tut weh«, wiederholte ich mein Flehen um Gnade.
»Was bin ich?«, fragte er nochmals grinsend.
»Mein … mein Held, aber bitte hör auf«, winselte ich.
Dies ließ er gerade so gelten, drohte jedoch mit einer erneuten Attacke, wenn ich wieder frech werde sollte. An Schlaf dachten wir beide nicht mehr. Es war viel zu schön, einfach nur zu reden. Er versuchte sich im Witze erzählen und ich wusste endlich, was er nicht konnte. Doch die Art, wie er selbst darüber lachen musste, steckte mich jedes Mal an.
So hätte es von mir aus endlos bleiben können.
***
Kapitel 10
Vertrauen und Verrat
Als Darron eintraf, hatten wir gerade das spartanische Morgenmahl aus altem Müsli beendet. Das Brot war verschimmelt und die Brötchen inzwischen steinhart. Noch so eine Sache, über die wir am Morgen herzlich lachten.
Leider hatte mich der Alltag nun wieder. Die Uni duldete keine weitere Vernachlässigung und auch bei Dr. Nail sollte ich mich schleunigst zurück melden. Read erklärte mir, das Darron immer in meiner Nähe wäre und die Nächte selbstverständlich auf der Couch verbringen würde. Außerdem kam Cloé am nächsten Tag heim. Es gäbe also keinen Grund, mir Sorgen zu machen.
Und dann wurde seine Stimmung plötzlich doch finster: »Tust mir nur einen Gefallen und fragst bitte nicht warum?«
Eigentlich hätte er sich den letzten Teil bei mir sparen können: »Wieso?«, fragte ich prompt und dabei schaute ich ihn noch amüsiert an.
»Bitte Jules, es ist mir ernst! Tu nur dieses eine Mal, worum ich dich bitte«, erklärte er mir nochmals und verzog dabei keine Mine.
»Also gut. Was soll ich nicht tun?«, fragte ich ohne viel Verständnis. Er nahm meine Hand, um seine Worte noch zu bekräftigen und in mir regte sich ein Ungutes Gefühl. Das hatte er echt gut drauf.
»Versprich mir, dass du dich von diesem Nathan Dunn fern hältst!«
»Was? Wie kommst ...«, wollte ich lautstark protestierten, aber er hielt sofort seinen Finger auf meine Lippen.
»Psst! Du hast es versprochen. Kein Warum. Tu es einfach, Juliette«, forderte er, ohne weiteren Raum für Widerstand zu lassen.
Mein Blick war vielsagend. Warum? Was hat er jetzt mit Nathan? Und das sagt er jetzt vor dem Typ zu mir?, dachte ich und wurde bereits etwas wütend. Readwulf hingegen wendete sich ab und verschwand mit diesem Darron konspirativ in der Küche.
»Read, so etwas kannst du nicht ohne Erklärung von mir verlangen! Wie soll ich das einhalten, dass sind schließlich meine Freunde«, schoss ich los und lief ihnen hinterher.
»Bitte Jules, vertrau mir einfach«, bekräftigte er nochmals seine Anweisung.
»Das ist unfair.«
Er lächelte und nickte mir zu: »Würdest du uns jetzt bitte für fünf Minuten entschuldigen, mein Herz?« Seine Stimme klang so arrogant, dass ich ihm am liebsten gleich eine verpasst hätte.
»Dein Herz entschuldigt hier gar nichts mehr«, zickte ich wütend zurück, kehrte auf dem Absatz um und legte einen meiner berüchtigten Abgänge hin. Meine Zimmertür flog lautstark ins Schloss und damit war die Peinlichkeit wiedereinmal unterstrichen.
Entnervt ließ ich meine Wut an einer Zeitschrift aus. »Ich bin doch kein blödes Kleinkind, was man dumm durch die Gegend schicken kann. Verdammt nochmal, der manipuliert mich doch schon wieder. Absichtlich!«, zischte ich vor mich hin, die Bilder der Seiten überfliegend.
»... sie nicht allein, er ist gefährlicher als du ...«, dröhnte es plötzlich in meinem Kopf.
»Wow, autsch«, stieß ich aus. »Verflucht, das tut weh.« Ich hielt mir schmerzverzerrt die Ohren zu. Das war Readwulfs Stimme und ich konnte sie so deutlich hören, als stände er direkt neben mir. Das war wie ein Hall, genau wie im Parkhaus. Vielleicht eine Schallwelle? Sofort versuchte ich mich erneut zu konzentrieren, um noch einmal etwas hören zu können. Es funktionierte jedoch nicht. Wie hab ich das gerade gemacht?, fragte ich mich enttäuscht.
Mein Gehör filterte bisher nur einzelne Stimmen aus einer Masse an Geräuschen heraus, so konnte ich auch die Frau damals im Club gut verstehen. Das eben ging durch Wände und verschlossene Türen. Auch mit der Entfernungen hatte ich bislang nicht wirklich Erfahrung.
So langsam fing ich an, meine Talente cool zu finden. Besonders die, die ich nicht verstecken musste, wie die
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