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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Idee.
    »Curtis?«
    »Sir?«
    »Glauben Sie, ein paar von diesen Marsianern ließen sich zu einer kleinen Reise überreden?«
    »Ich verstehe nicht, Sir.«
    »Eine Weltausstellung liegt vor uns, Curtis. Vielleicht haben Sie davon gehört. Im nächsten Jahr, um Kolumbus' Entdeckung der Neuen Welt zu feiern.«
    »Ja, Sir, aber ...«
    »Vielleicht wissen Sie auch, daß ich der Verantwortliche für diese Weltausstellung bin. Ich versuche, sie zu der großartigsten Show zu machen, die die Welt je gesehen hat, zu einer Demonstration des in fünfhundert Jahren errungenen Fortschritts des Westens. Also, und nun fiel mir soeben ein, daß auf der Weltausstellung ein marsianischer Pavillon eigentlich ganz wünschenswert wäre.«
    Das Gesicht unter dem Atemhelm stieß ein Keuchen der Verblüffung aus. »Sie meinen – Marsianer sollen zur Erde, Sir?«
    »Nicht zur Erde. Wir bauen einen speziellen Satelliten, worin die Weltausstellung durchgeführt wird. Wir könnten die Marsianer zur Teilnahme einladen – sagen wir, ein halbes Dutzend. In einer Abteilung mit eigener Atmosphäre. Ein kleines Stück Mars, könnte man sagen. Wir würden diese Höhle haargenau kopieren, samt den Wandmalereien und alldem.«
    »Claude, du kannst doch nicht ...«, begann Nola.
    »Ruhig«, gebot er. »Curtis, halten Sie das für möglich?«
    Der Anthropologe starrte ihn an. »Meinen Sie es ernst, Sir?«
    »Natürlich.«
    »Die Marsianer verlassen ihre Höhlen nicht einmal, um sich untereinander zu besuchen. Sie glauben doch nicht, daß sie unter diesen Umständen gar den Mars verlassen würden, oder?«
    »Einen Versuch ist es doch wert. Können Sie's ihnen vorschlagen? Werden sie es begreifen?«
    »Ja, zumindest ihr Anführer. Aber – entschuldigen Sie, Sir – ich finde, man sollte es gar nicht erst vorschlagen. Die Idee ist ziemlich phantastisch. Zuerst einmal würde es Sie eine Menge Geld kosten ...«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein.«
    »Außerdem wäre es gefährlich. So wenige sind übrig, daß ich es nicht angebracht fände, das Leben von einigen Individuen zu riskieren, Faktorist. Sie aufscheuchen, transportieren ... selbst fünf oder sechs, das ist ein beachtlicher Bruchteil ihrer Gesamtbevölkerung.«
    »Wir würden alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen treffen«, sagte Regan, inzwischen restlos begeistert von seinem Einfall. »Hören Sie zu. Sie vermögen sich gar nicht vorzustellen, wie interessiert die Menschen an den Marsianern sind. Sie waren die größte Sensation seit den ersten Satellitenstarts. Aber den Mars aufzusuchen, kostet mehrere tausend Dollar. Unter einer Million Menschen gibt es höchstens einen, der es sich leisten kann, diese Geschöpfe – diese Leute – in ihrer heimischen Umgebung kennenzulernen. Andererseits, wenn wir ein paar Marsianer an der Weltausstellung teilnehmen lassen, wo fast jeder sie sehen kann – nun, vielleicht ist dies die einzige Gelegenheit für den überwiegenden Teil der Menschheit, Marsianer leibhaftig zu Gesicht zu bekommen.«
    Curtis schüttelte seinen Kopf. »Ich fände es wirklich nicht anständig, Sir.«
    »Aber falls sie sich bereit erklären ...«
    »Versuchen Sie es und lassen Sie sie selbst antworten, Sir. Sprechen Sie nur. Wenn Sie es möchten, werde ich ihnen den Vorschlag näher erläutern.«
    Als Regan den Marsianern seine Idee eingehend auseinandergesetzt hatte, war er in Schweiß gebadet und zitterte von der Anstrengung. Natürlich blieb er ohne Erfolg. Die wenigen Marsianer, die der englischen Sprache mächtig waren, lauschten ihm unbeeindruckt, während Curtis seine Ansprache gelegentlich durch marsianische Sprachbrocken ergänzte. Schließlich, nachdem der Vorschlag ausführlich erläutert worden war, erteilten sie eine eindeutige Antwort, die keinen Widerspruch zuließ. Sie wollten ihre Heimat nicht verlassen.
    Regan versuchte es mit allen Überredungskünsten. Er berichtete, wie begierig die Menschen der Erde seien, ihren marsianischen Freunden zu begegnen. Er versprach Riesensummen, um den marsianischen Pavillon mit höchstem Komfort auszustatten. Er schlug sogar einen Besuch der Erde selbst vor, indem er den Nachbarplaneten in den herrlichsten Farben schilderte.
    Die Marsianer ließen sich nicht umstimmen. Sie verspürten nicht das geringste Verlangen, überhaupt irgendwohin zu gehen, weder zur Erde noch zur Weltausstellung, nicht einmal zur benachbarten, hundert Meter entfernten Höhle. Ihre Wertvorstellungen erwiesen sich als so fremdartig, daß keines von Regans

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