Rebecca
dran, dann weiß sie Bescheid.«
Rebecca drückte den Hörer gegen die Brust. »Wo ist Suzan?«
Rob schaute auf die Uhr. »Beim Arzt.«
»Mevrouw Welmoed ist nicht zu Hause«, sagte Rebecca in den Hörer.
»Dann richten Sie ihr aus, sie soll aufhören, mir ihre Freunde auf den Hals zu hetzen, und sie soll mich heute noch anrufen, sonst komme ich persönlich bei ihr vorbei. Meine Nummer hat sie ja.«
Der Mann legte auf.
Rebecca versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Kees Halpers. Sie legte den Hörer auf.
»Wer war das?«, fragte Dennis.
»Jemand, der Suzan sprechen wollte.« Sie schaute Rob an. »Von der Versicherung.«
Rob ging glücklicherweise nicht darauf ein. Dennis fragte: »Warum ist Suzan beim Arzt?«
Das ging ihn wirklich nicht das Geringste an. »Sie hat Probleme mit der Schulter.«
»Eine gute Massage wirkt da Wunder«, sagte Dennis. »Dir täte die auch ganz gut, dann würdest du vielleicht mal ein bisschen lockerer.«
Suzan rief an und sagte Bescheid, dass sie zum Essen bei Els in Culemborg blieb, und Rebecca bereitete das Mittagessen für Dennis und ihren Bruder zu. Sie selbst setzte sich mit einem Käsebrot, einem Glas Milch und einem Buch in den Garten. Das Buch stammte aus der Sammlung ihrer Mutter, Lucy Nelson oder Die Moral von Philip Roth. Rebecca konnte sich gut in Lucy Nelson hineinversetzen, die noch unglücklicher war als sie selbst und die ebenfalls auf ein Wunder hoffte. Doch sie konnte jetzt einfach nicht lesen. Das Buch lag auf dem Gartentischchen und Rebecca trank kleine Schlucke von ihrer Milch. Wieder wünschte sie, sie wäre in der Bretagne. Mädchengespräche, nach Jungs gucken, eine Disco mit dieser unmöglichen französischen Musik in Perros-Guirec, an den Strand, wenn es zufällig einmal aufhörte zu regnen.
Ihr wäre es sogar egal gewesen, wenn es die ganze Zeit geregnet hätte.
Sie sah zu, wie Dennis und Rob beim Carport den Steinstaub vom Anhänger spritzten, in den Volvo stiegen und wegfuhren, Rob am Steuer. Er winkte ihr zu.
Rebecca ging hinein und räumte die Küche auf. Sie hatten einfach alles stehen gelassen. Suzan kam gegen halb drei nach Hause. Sie sah müde aus und ging sofort nach oben, um sich ein Stündchen auszuruhen.
Rebecca folgte ihr eine Viertelstunde später. Suzan hatte ihr Kleid über einen Stuhl gelegt und lag in Unterwäsche auf dem großen Bett, das Roelof für sie gekauft hatte, als sie hierher gezogen waren. Ein neues Leben, ein neues Bett, ein neuer Schrank, ein helles Zimmer.
»Hi«, sagte Suzan.
Rebecca setzte sich auf den Bettrand. Sie sah ein Röhrchen Tabletten auf dem Waschtisch, ein Glas daneben. »Was hat der Arzt gesagt?«
»Ach, alles soweit in Ordnung.« Suzan streichelte Rebecca über den Rücken. »Ich bin einfach ein bisschen gestresst. Er hat mir Tabletten verschrieben.«
»Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen«, sagte Rebecca. »Alles wird gut, ich verspreche es dir.«
Suzan lächelte matt. »Das ist aber ein schönes Versprechen.«
Rebecca nahm Suzans Hand und setzte sich neben sie auf das Bett. Sie legte den Kopf auf das Kissen ihres Vaters. »Du wirst schon sehen.«
»Ja.« Suzan drückte Rebeccas Hand. »Und wie ging es bei dir?«
Rebecca schaute Suzan von der Seite an. »Harry hat es mir sehr verübelt.«
»Ich hoffe, dass es all das auch wert ist.«
»Ach, es sind ja nur Tiere.« Sie redete jetzt schon wie Dennis. Bald saßen sie vielleicht schon auf einem Scherbenhaufen. »Da hat jemand für dich angerufen«, sagte sie dann.
»Wer denn?«
»Kees Halpers.«
Suzan erstarrte vor Schreck. Fest drückte sie Rebeccas Hand. »O mein Gott.«
»Geht es um Geld?«, fragte Rebecca.
Suzan drehte ihr Gesicht zur Wand. »Es tut mir so leid. Ich hätte es euch sagen sollen.«
»Du brauchst uns gar nichts zu sagen«, erwiderte Rebecca. Sie fasste Suzan an der Schulter und drehte sie zu sich hin. »Du bist unsere Mutter und daran wird sich nichts ändern.«
»Du weißt ja nicht, was du sagst.« Suzan fing an zu weinen.
Rebecca nahm Suzans Gesicht in beide Hände und strich ihr die Haare aus den Augen. »O doch. Ich weiß alles über das Pink Moon. Papa hat uns gleich am Anfang reinen Wein eingeschenkt, schon bevor ihr geheiratet habt. Für uns hat das nie eine Rolle gespielt. Wir lieben dich so, wie du bist.« Rebecca wischte mit einem Betttuchzipfel über Suzans Augen und nahm sie in den Arm. »Pscht, ganz ruhig«, sagte sie. »Alles wird gut. Die anderen können uns mal.«
So lagen sie eine
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