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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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anscheinend auch, denn der kehrte zurück nach Rumpt. Er wollte Rangierer werden, hatte eine Ausbildung abgeschlossen, ein Praktikum begonnen. In Rebeccas Bericht stand nichts über diesen Teil der Vergangenheit ihres Vaters. Vielleicht wusste sie gar nichts davon. Es war eine Episode aus seiner Jugend, lange bevor er Emma heiratete und Rob und Rebecca bekam. Vielleicht hatte Roelof nie etwas davon erzählt, ein dunkler Fleck in seiner Vergangenheit. Der Einzige, der etwas darüber wissen konnte, war sein Vater, der alte Joop Welmoed.
    Ein anderer Gedanke stieg unwillkürlich in mir auf, hervorgerufen durch die Erinnerung an eine Bemerkung des Pflegers: Der Autor war müde geworden, Sex hatten sie kaum noch gehabt, aber trotzdem wurde Anke drei Jahre nach der Hochzeit schwanger.
    War Dennis vielleicht Roelofs Sohn?
    Saekeltsje wusste offenbar nicht, dass Anke schwanger gewesen war, sonst wäre dies sicher ein Stützpfeiler ihrer Geschichte gewesen. Aber den würde ich ihr nicht liefern. Stattdessen trank ich Tee und fragte: »Haben Sie auch Ankes Schwester Frauke gekannt?«
    »Natürlich. Frauke war etwa fünf Jahre älter. Durch sie hat Reinout Anke erst kennen gelernt.«
    »Ach ja?«
    »Frauke konnte ja nicht ahnen, dass sich Reinout sofort Hals über Kopf in ihre Schwester verlieben würde.«
    »War Reinout früher schon einmal verheiratet?«
    »Nein, er war Junggeselle. Er ging nicht viel aus, außer in den Billardclub. Er war ein sehr ernster Mensch, wollte Schriftsteller werden. Ich weiß schon, was Sie denken, aber Frauke hatte nichts mit ihm, das hätte Gertjan sicher gewusst. Frauke war anders als Anke. Sie ging nicht gleich mit jedem ins Bett.«
    »Aber sie war mit Reinout befreundet?«
    »Ja, sie verstanden sich gut, gingen zusammen ins Kino und so, aber Gertjan meinte, es sei nie mehr daraus geworden. Soweit ich mich erinnere, haben sie sich auf irgendeiner Autorenlesung kennen gelernt. Doch als Anke auf der Bildfläche erschien, war alles vorbei. Frauke ging nach Harlingen, wo sie eine Stelle in einem Supermarkt gefunden hatte.«
    »Hatte sie danach keinen Kontakt mehr zu Reinout?«
    »Nein, ich glaube, das hat Anke zu verhindern gewusst. Frauke kam zur Hochzeit, aber sie wirkte alles andere als fröhlich.« Wieder verzog Saekeltsje abfällig den Mund und dämpfte ihre Stimme: »Sie trank ein Glas nach dem anderen. Ich trinke nie, das bringt nur Unglück und davon habe ich genug gesehen, aber dieses eine Mal muss man der armen Frau nachsehen. Ich konnte sie nur zu gut verstehen, sie tat mir leid. Es war sonst nicht ihre Art. Sie ging früher als wir, schon vor dem Essen.«
    17
    Rebecca trug die Lämmer voraus, sodass sich die Mutterschafe eines nach dem anderen brav von Rob und dem Händler den Mittelgang entlang und aus dem Stall hinausführen ließen. Der kleine Viehtransporter stand auf der Einfahrt. Klappe auf, Lamm rein, Schaf rein, Klappe wieder zu. Die Tiere standen verdutzt auf dem mit Stroh bedeckten Laderaumboden und schauten Rebecca an.
    Sie fühlte sich elend, aber sie sah keinen anderen Ausweg. Man pflegt sie, wenn sie krank sind, man hilft ihnen bei einer schweren Geburt, durch einen harten Winter. Wenn ihr Tod unvermeidlich ist, dann lieber durch die eigene Hand als durch die eines Fremden.
    Genauso war es.
    Sie behielt Bizet, Katrien und Belletje mit ihren Lämmern. Und sie hatte mit aller Gewalt durchgesetzt, dass die uralte Jasmin bleiben durfte, obwohl sie von keinerlei Nutzen war. Jasmin war schon alt gewesen, als sie sie damals von einem Bauern in Enspijk gekauft hatten, der sie zu Recht für naive Stümper hielt. Jasmin war ihr erster und einziger Fehlkauf gewesen, weil sie sich einfach Schafe angeschafft hatten, ohne zu wissen, wie man anhand ihres Gebisses ihr Alter erkennt. Jasmin hatte ein einziges Mal gelammt, bevor sie beschloss, in Rente zu gehen, und jetzt hinkte sie nur noch ein bisschen über die Weide.
    Die Lämmer würden gemästet und geschlachtet werden, so war das nun mal. Die Schafe waren jung und vielleicht hatten sie Glück und wurden in eine Herde verkauft. Doch ein altes Schaf war nur noch gut für den marokkanischen Metzger. Rebecca wollte kein Geld für Jasmin, sie sollte nicht so enden. Sie hatte ihr Gnadenbrot redlich verdient.
    Harry war der Letzte. Nervös stand er schützend vor dem Rest seiner Herde. Rebecca hockte sich vor ihn hin. Der Widder spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, wusste aber nicht was, und sie konnte es ihm nicht erklären. »Harry«,

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