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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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wünschte, ich wäre so klug wie du. Anfangs haben sie uns den Unterschied zwischen zwei Enzymen mit Bildern von einer Kreissäge und einer Spaltmaschine erklärt. Ganze und halbe Holzscheite, das habe ich ja noch kapiert. Ich weiß wirklich nicht, wozu ich das alles überhaupt brauche.«
    »Du brauchst es wahrscheinlich gar nicht. Es sei denn, du willst Ingenieur werden, um nicht hinter Elena zurückzustehen.«
    »Ach, lass mich doch in Ruhe«, fauchte er.
    »Darf ich nicht mehr sagen, was ich denke?«
    »Lass uns eine Runde Tischtennis spielen.«
    »Ich muss gleich Himbeeren pflücken. Sie ist nichts für dich, das wollte ich dir nur mal sagen. Unser Badezimmer, ein Kuriosum?«
    Er sah sie an. »Wie kommst du denn darauf?«
    Es passierte ihr oft, dass sie sich verplapperte. »Ich bin schließlich nicht taub«, sagte sie.
    Er runzelte die Stirn, fragte aber glücklicherweise nicht weiter nach. »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte er.
    Sie setzte sich auf den Hocker neben ihm. »Aber wir reden doch immer über alles. Ich höre dir zu und du hörst mir zu.«
    Er wandte sich wieder seinen Büchern zu. »Was weißt du schon von Liebe!«
    Sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden. »Mehr, als du ahnst.«
    Rob stieß einen verächtlichen Laut aus. »Meinst du etwa diesen Typen in seinem Wohnmobil?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich meine dich.«
    »Mir geht’s gut.« Plötzlich sank er in sich zusammen und versuchte, seine Augen zu verbergen. Sie stand von dem Hocker auf und nahm ihn in den Arm.
    »Dummer Robbi«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf an ihrer Brust. »Ich kriege das schon hin«, sagte er mit erstickter Stimme.
    Vielleicht. Aber es tat weh, das wusste sie genau.
     
    Sie lag auf dem Bett, Dennis’ Lavendelkissen an die Nase gedrückt. Es roch dunkel und stachelig, ziemlich staubig im Grunde, und es half ihr nicht beim Einschlafen. Sie schaute auf die Leuchtzeiger ihres Weckers. Halb zwei.
    Sie fand blindlings ihre Pantoffeln, warf sich die Jacke um die Schultern, ging im Dunkeln die Holztreppe hinunter und schaltete erst in der Toilette das Licht ein. Sie dachte an Elenas Reaktion, als sie die Holzdusche sah, und das würde wahrscheinlich immer so bleiben. Erinnerungen hafteten sich an bestimmte Gegenstände oder Ereignisse, auch wenn sie keinen direkten Zusammenhang hatten.
    Lukas fing an zu bellen. Sie vergaß, dass sie zur Toilette musste, und ließ das Licht hinter sich, als sie durch die Seitentenne zur Terrasse schlich. Der Mond stand halb voll am Himmel. Sie zischte den Hund ermahnend an, aber er hörte nicht auf zu knurren. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und sie sah Lukas vor seiner Klappe stehen, die Zähne gefletscht, die Nackenhaare gesträubt. Sie ging zu ihm und tätschelte ihm den Kopf.
    »Ab ins Körbchen«, sagte sie. »Los, mach schon.«
    Lukas gehorchte wie immer. Rebecca blieb auf der Terrasse stehen. Es war eine warme Juninacht mit einem Mond, zu dem Klaviermusik gepasst hätte. Sie roch die Kräuter im Terrassenbeet. Sie ging die gefliesten Stufen hinunter zum Tor.
    Im Wohnmobil brannte Licht. Die Schafe lagen in der Nähe des Stalls, bis auf eines, das mitten auf der Weide mit einem Huf im Gras scharrte.
    Rebecca hakte das Tor auf, schloss es hinter sich und lief über die Weide. Ihre Füße in den Frotteepantoffeln wurden nass. Sie hörte Stimmen im Wohnmobil. Radio, dachte sie zuerst, aber es klang wie ein Streit. Sie konnte nichts verstehen und schlich bis an den improvisierten Zaun heran. Sie wagte es nicht hinüberzuklettern und blieb stehen, die Hand auf dem Draht.
    Sie erkannte Dennis’ Stimme und glaubte, ihren Namen zu hören, aber vielleicht waren es nur die Vokale, der Zusammenhang blieb unverständlich. Dann eine andere, tiefere Stimme mit einem höhnischen Unterton: »Und das soll’s für mich gewesen sein?«
    Rebecca blieb wie angewurzelt stehen. »Natürlich nicht«, antwortete Dennis. Er sprach jetzt lauter, verärgert. »Natürlich vergesse ich dich nicht.« Und er fügte noch etwas hinzu, aber er hatte seine Stimme wieder gesenkt und sie konnte ihn nicht mehr verstehen.
    »Und ich kann wohl sehen, wo ich bleibe, was?« Der andere Mann machte sich nicht die Mühe, leise zu sprechen. »Und warum?«
    Ein Schatten bewegte sich hinter dem Fenster. Bestimmt Dennis, seine Stimme klang jetzt näher. »Trink dein Bier aus, dann bringe ich dich hin«, sagte er.
    »Hauptsache, es ist nicht für ewig.«
    Rebecca hörte Schritte.

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