Rebecca
aufgefallen.«
Rebecca schluckte ihre Empörung hinunter. »Los, hilf mir mal, wir müssen die Mutter von den anderen trennen.«
Dennis kletterte sofort über die Trennmauer. »Welches ist es?«
»Die mit der weißen Blesse. Bizet.«
»Heißt sie so?«
»Die Rasse heißt so, aber da sie die Einzige ist, heißt sie auch so.«
Sobald Dennis in ihre Nähe kam, fingen die Schafe an, durcheinander zu laufen und über ihre Lämmer zu stolpern, und Rebecca rannte verärgert zur Außentür, um zu verhindern, dass sie nach draußen flüchteten. Mit einer Hand hielt sie das Lamm an sich gedrückt, mit der anderen schob sie den Riegel vor die Tür. Hinter ihr versuchte Dennis vergeblich, Bizet zu fangen. Die Schafe flohen in die äußerste Ecke, nur Harry blieb stehen, senkte seine dicken Hörner und stieß Dennis um. Dennis trat nach ihm und sprang fluchend auf.
»Harry, bleib stehen!«, rief Rebecca.
Regen prasselte auf die gewellten Eternitplatten. Harry glotzte mit gesenktem Kopf Dennis an. Die Herde drängte sich dicht hinter den Bock, die Lämmer in der Mitte. Die Schafe stampften mit den Vorderhufen und schnaubten vor Angst.
»Raus da«, sagte Rebecca.
»Mit Vergnügen.«
Mit einem Fuß auf den Futtertrog gestützt sprang Dennis in den Mittelgang und rieb sich die Hüfte.
»Halt du es mal«, sagte Rebecca. Ihr Regenmantel öffnete sich, als sie ihm das Lamm über die Mauer hinweg anreichte.
Er hielt es mit beiden Händen von sich weg und sagte mit einem Blick auf ihr T-Shirt: »Igitt, ist das eine Schweinerei.«
»Ich dachte, du hättest auf einem Bauernhof gearbeitet?«
»Nicht mit Schafen, von denen verstehe ich nichts.«
»Leg das Lamm für einen Augenblick hin und halte mir die Tür gegenüber auf, wenn ich Bizet erwischt habe.«
Rebecca ging mit beruhigenden Worten langsam auf die Schafe zu und trieb sie mit ausgebreiteten Armen in eine Ecke. Sie wartete, bis alle still stehen blieben, und näherte sich ihnen. Als sie sich um sie herum scharten, packte sie Bizet mit einer raschen Bewegung an Nacken und Rücken in die Wolle, hielt ein paar Sekunden inne, bis das Tier sich von seinem Schrecken erholt hatte, und zog es dann aus dem Pferch heraus in den Mittelgang. Dennis schloss die Tür hinter ihr und schob den Riegel vor. Rebecca legte das Schaf auf den Rücken und kontrollierte die Zitzen. Das Lamm hatte noch nicht getrunken. Rebecca kratzte die Krusten von den Milchöffnungen und regte die Milchproduktion an.
Dennis schaute ihr zu und bemerkte: »Sieht aus, als ob du dich damit auskennst.«
»Das lernt man mit der Zeit ganz von allein«, sagte sie. Sie stellte Bizet wieder auf die Beine.
Dennis hob das Lamm auf. »Müssen wir das verlorene Kind nicht warm reiben?«
»Nein.« Rebecca merkte, dass sie spitz und schroff klang, und ihr fiel ein, dass er vielleicht nur einen Witz machen wollte und ansonsten wirklich keine Ahnung hatte. »Es ist nicht unterkühlt«, sagte sie etwas freundlicher. »Je weniger wir es berühren, desto besser. Warte noch einen Moment.«
Sie zog Bizet in den kleineren Stall, wo noch immer mit beweglichen Schotten die Box für Katrien abgetrennt war. Bevor sie Bizet hineinließ, drückte sie sie mit dem Knie gegen die Holzwand, fasste ihr mit der freien Hand unter den Schwanz und zog die Reste der Nachgeburt ab.
»Gib es mir jetzt«, sagte sie. »Das Lamm.«
Sie nahm ihm das Tierchen ab, drückte es an sich und rieb sein nasses Fell mit der Nachgeburt ein.
»Igitt«, sagte Dennis. »Was soll das denn?«
Rebecca legte das Lamm zu Bizet in die Box. Bizet schnaubte unruhig und scharrte mit einem Huf im Stroh. Rebecca erinnerte sich daran, dass sie nachts auf der Weide ein Schaf gesehen hatte, das genauso gescharrt hatte. Natürlich war das Bizet gewesen, die sie eigentlich in den Stall hätte bringen müssen, anstatt wie eine verliebte Gans um das Wohnmobil herumzuschleichen. Es war ihre Schuld, wenn das Lamm es nicht schaffte.
Dennis folgte ihr zum Wasserhahn neben der Tür. Sie schüttelte ihren Regenmantel ab, wusch sich die Hände und rieb mit dem Handtuchzipfel oberflächlich den Schleim und den Matsch von ihrem T-Shirt. Sie fühlte, wie ihre Brüste nass wurden. Dennis bückte sich zum Wasserhahn und wusch sich die Hände. Sein Haar war blond wie Stroh.
»Sie hat zum ersten Mal gelammt«, erklärte ihm Rebecca. »Beim ersten Mal wissen sie oft noch nicht richtig, wie das geht. Als es anfing zu regnen, ist Bizet zusammen mit den anderen reingegangen. Manchmal
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