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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Unerklärlicherweise wurde ihr plötzlich mulmig zu Mute. Sie flüchtete an Hecke und Zaun entlang bis ans Ende des Damms. Hinter sich hörte sie Geräusche, die Schiebetür des Wohnmobils, jemand sprang heraus. Rebecca drückte den Stacheldraht runter, kletterte rasch hinüber und verbarg sich in der Hecke unter den Pappeln. Vorsichtig arbeitete sie sich durch die Büsche, um weiter zum Graben vorzudringen, damit sie den Achterweg sehen konnte. Hinter dem Damm stand ein Auto am Straßenrand.
    Dennis hatte so spät noch Besuch, na und? Hatte sie etwa geglaubt, er sei ganz allein auf der Welt? Warum? Niemand war ganz allein und jedes Gespräch hörte sich komisch an, wenn man weder den Anfang noch das Ende kannte und nicht wusste, worum es ging.
    Rebecca sah die beiden über den Damm gehen. Sie waren gleich groß, nur war Dennis schmaler und schob sein Fahrrad neben sich her. Zigarettenrauch wehte ihm um den Kopf.
    Ein Rechteck leuchtete auf, als der Kofferraum des Autos geöffnet wurde. Rebecca konnte die Gesichter der beiden Männer nicht erkennen; sie sah nur ihre dunklen Gestalten, das blonde Haar von Dennis und den Rücken des anderen Mannes. Sie legten das Fahrrad mit dem Hinterrad zuerst in den Kofferraum. Der Lenker und das Vorderrad ragten heraus und sie banden die Kofferraumklappe mit einem Stück Seil zu. Rebecca sah den glühenden Bogen, als Dennis die Zigarette wegwarf und austrat, bevor er die Beifahrertür öffnete.
    Rebecca kletterte über den Zaun, schlich durch das Gras neben der Hecke und kehrte über die Einfahrt zurück zum Bauernhof. Lukas stand vor seiner Klappe, mit gesträubten Nackenhaaren. Rebecca hörte das Auto starten und losfahren.
    Die Nacht wurde wieder still, aber es war nicht mehr die romantische Stille von vorhin. Sie hatte nasse Füße und fühlte sich enttäuscht. Warum stellte sie sich so an? Bist doch selbst schuld, warf sie sich vor.
     
    Später in der Nacht fing es an zu regnen. Das Wasser lief in dicken Strahlen vom Rieddach in den Kräutergarten, als Rebecca morgens hinaus auf die Terrasse ging, um Lukas zu füttern, wie sie es jeden Morgen vor der Schule tat. Sie füllte seinen Napf mit Trockenfutter, tätschelte ihm den Rücken, während er zu fressen begann, und schaute hinaus in den Regen. Das Wohnmobil war nur als verschwommener Fleck hinter den Sträuchern zu erkennen. Sie fragte sich, ob Dennis heute Nacht noch zurückgekommen war. Sie zog sich die Plastikkapuze ihres Regenmantels über den Kopf und rannte zum Tor, um nachzusehen, ob sein Fahrrad da war.
    Es lehnte am Holzstapel. Dennis war zu Hause und sie musste zusehen, dass sie ihren Zug noch erwischte. Es war schon schlimm genug, dass sie heute Nacht kein Auge zugetan hatte und gleich durch den Regen radeln musste, der ihr in dicken Tropfen auf die Kapuze prasselte.
    Auf der Weide lag ein schwarzes Lamm. Zuerst dachte sie, es sei ein frischer Maulwurfshaufen. Maulwürfe waren eine Plage, der Roelof mit vergifteten Regenwürmern zu Leibe rückte, weil nichts anderes half. Aber als sie sah, dass es sich bewegte, wusste sie, dass es nur ein Lamm sein konnte. Alle anderen Schafe waren im Stall.
    Eine helle Wut packte sie. Sie öffnete das Tor und rannte, so schnell sie konnte, zu dem Tierchen. Das Lamm war nur wenige Stunden alt und klatschnass von Schleim und Regen. Sie nahm es auf den Arm, öffnete ihren Mantel und drückte es an sich. Es war noch warm und zappelte schwach. Sie packte es fest in ihren Mantel ein, rannte mit ihm zum Stall und ging gebückt durch die niedrige Tür. Die Schafe flüchteten auf die andere Seite des Stalls, drängten sich dicht aneinander und starrten sie an, als sie das Lamm hochhielt.
    »Wessen Junges ist das?«, rief sie wütend.
    Sie schüttelte das Lamm und es mähte leise. Noch bevor das junge Schaf den Kopf hob, sah Rebecca die rote Haut unter seinem Schwanz hängen. Jemand fing unterdrückt an zu lachen.
    »Was?«, blaffte Rebecca und drehte sich ruckartig in die Richtung um, aus der das Geräusch kam. »Wer ist da?«
    Dennis saß auf den Heuballen hinten im Stall und aß ein Butterbrot. Eine Thermosflasche stand neben ihm. Kauend kletterte er vom Heu herunter. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Was machst du hier?«
    Er blieb auf der anderen Seite der niedrigen Mauer stehen. »Ich dachte, im Stall ist es warm und trocken. Ein Wohnmobil ist nur gemütlich, solange es nicht regnet.«
    »Hast du das Lamm auf der Weide nicht gesehen?«
    »Es ist mir nicht

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