Rebecca
wieder die Rolle der ewigen Zuschauerin im Leben einer anderen. Ihr Gesicht wurde warm vor Verlegenheit, als sie daran dachte, und sie kniff die Augen zusammen.
»Das Licht«, sagte sie. »Können wir es ausschalten?«
Sie hörte den Deckel eines Kistchens zufallen und er reichte nach dem Schalter der Lampe. Gleich danach waren seine Hände wieder auf ihr. Alles ging viel zu schnell. Er weitete sie mit den Fingern und sie stieß einen Schmerzensschrei aus, als er plötzlich in sie eindrang. Dennis schnaufte und fiel auf sie, sein Kopf höher als ihrer, seine Hände schwer auf ihren Brüsten. Sie war traurig, weil er es so eilig gehabt hatte, als hätte er schrecklich lange ohne Frau auskommen müssen und nicht mal ein bisschen warten können. Als habe er sofortige Befriedigung gesucht, ohne ihr genug Zeit zu lassen, ja, ohne auch nur die geringste Rücksicht auf sie zu nehmen. Sie sehnte sich nach Liebe, konnte aber seinen Mund nicht erreichen, ihre Beine lagen gewaltsam gespreizt neben seinen Knien und Füßen, sie spürte Feuchtigkeit, Blut, und das Einzige, was sie noch tun konnte, war, seinen Rücken zu umklammern, während ihr Körper eine halbe Minute lang bebte, bis sie einen unterdrückten Schluchzer ausstieß. Er stieß noch zwei-, dreimal fest zu, dann legte er sich mit seinem vollen Gewicht auf sie.
Alles wurde still.
Der Schmerz ließ nach, aber sie bekam kaum Luft. Durch das Fenster über dem Bett sah sie im Mondlicht die Zweige und Blätter der Weiden entlang des Achterwegs. Das Bild war verschwommen, und sie fragte sich, woher das kam, bis sie die Tränen auf ihren Wangen erkalten fühlte.
Dennis wälzte sich von ihr herunter und sie atmete die muffige Luft im Wohnmobil tief ein. Er lag neben ihr und schaute sie an, sein Gesicht ein fahles, ausdrucksloses Oval. Er stützte sich auf einem Ellbogen ab und strich ihr die Haare aus der Stirn.
»Das erste Mal ist nie schön«, sagte er und küsste sie auf die Lippen, als käme ihm das jetzt erst in den Sinn. »Das ist immer so. Man muss sich erst aneinander gewöhnen.«
Rebecca nickte.
Er tätschelte ihr die Wange. »Es wird schon alles gut.« Er zog irgendwo ein Handtuch hervor, wischte sich selbst damit ab und drückte es ihr zwischen die Beine.
»Ich muss gehen«, sagte sie.
»Warum denn?«
Sie setzte sich auf. »Darum. Suzan … Sie wird bestimmt nachschauen, ob ich schlafe.«
Sie schob den Schlafsack von sich weg. Er hielt sie zurück. »Warte, ich wollte dich noch etwas fragen.«
»Was denn?«
»Ob Rob morgen zu Hause ist.«
Sie wusste nicht genau, was sie sich erhofft hatte, aber bestimmt nicht, dass er sie nach Rob fragte. »Rob? Warum?«
»Ich habe da so eine Idee. Wenn Rob da ist, komme ich zum Kaffeetrinken rüber, okay?«
»In Ordnung«, antwortete sie verwirrt.
Er umfasste ihre Brust. »Und das hier bleibt unser Geheimnis, ja?«
Sie nickte. Er zog sie an sich, knetete ihren Bauch. Sie spürte, dass er wieder erregt wurde, und wehrte ihn ab. »Ich muss weg«, sagte sie. »Lass mich gehen.«
Sie war erleichtert, als er sie losließ. Er schaltete die kleine Lampe ein und tastete nach den Zigaretten auf dem Regal. Sie hob ihren Bademantel auf, fand ihre Pantoffeln. Dennis zündete sich eine Zigarette an und beobachtete sie.
»Tschüs«, sagte sie.
Sie floh aus dem Wohnmobil, schob die Tür hinter sich zu. Steif ging sie durch das Gras, ein bisschen breitbeinig wegen der Schmerzen. Stell dich nicht so an, es tut doch gar nicht so weh, sagte sie zu sich selbst. Sie duschte lange und sah ein wenig Blut und weißlichen Schleim von ihr oder von ihm, und sie fragte sich, ob er wirklich ein Kondom benutzt hatte oder nur so getan hatte als ob.
Sie ging durch das stille Haus ins Wohnzimmer, holte sich eine Wolldecke und legte sich aufs Sofa. Oben neben dem Zimmer voller Liebe konnte sie nicht schlafen. Sie bereute nichts. Sie war niemandem untreu gewesen außer sich selbst. Sie hatte etwas verloren, doch zugleich hatte sie irgendwie das Gefühl, etwas anderes dafür gewonnen zu haben. Sie versuchte herauszufinden, was, aber es war nur eine flüchtige Ahnung, die sich nicht in Worte fassen ließ.
Sie lag im Dunkeln, schaute hinauf zum Mond über dem Deich und dachte an ihren Vater.
9
»Ich habe mir heute Nacht etwas überlegt«, sagte Dennis, als sie beim Kaffeetrinken saßen. Er wandte sich an Rob. »Ich habe über die Pläne deines Vaters nachgedacht und wie nett es von ihm war, dabei auch an mich zu denken.«
Rebecca wagte
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