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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und Suzan nickte Dennis dankbar zu. Rebecca sah, dass sie ihre Rührung nur mit Mühe verbergen konnte.
     
    Rebeccas Großvater lebte in einem großen Seniorenwohnkomplex. Er hatte eine eigene kleine Wohnung im zweiten Stock, mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kochnische, Fernseher und Balkon mit Aussicht auf den Park und auf ein Stückchen vom Fluss. Frühstück und Mittagessen bereitete er sich selbst zu und jeden Abend wurde ihm ein warmes Essen in Aluminiumbehältern an die Tür gebracht. Einmal die Woche saugte eine Angestellte seine Wohnung und wechselte die Bettwäsche. Als sie nach Acquoy zogen, hatte Roelof ihm angeboten, zu ihnen zu ziehen, aber Joop hatte dankend abgelehnt.
    »Was soll ich denn bei euch?«, hatte er gefragt. »Danke für das Angebot, aber ich bleibe lieber für mich. Hier habe ich meine Freunde und eine nette Freundin.« Letzteres wurde von einem Augenzwinkern begleitet. Die alten Leute hatten ihre Kartenrunden und Billardclubs und unternahmen lustige Busausflüge, wie Rebeccas Großvater sie bezeichnete, in den Vergnügungspark De Efteling oder in die Hohe Veluwe oder in das Stedelijk Museum in Utrecht, und wenn er nichts anderes zu tun hatte, ging er mit Gerard Huizinga, einem ehemaligen Kollegen aus dem städtischen Grünamt, angeln.
    Rebecca kochte Tee. Sie kannte sich in seiner Wohnung aus, der die typischen Gerüche nach Großküche, Desinfektionsmitteln und alten Leuten anhafteten. Der ganze Komplex roch so. Alles in der Wohnung war klein, der Kühlschrank, die Kochplatten, das Pfännchen, in dem er sich sein Spiegelei briet.
    »Wie geht es dir denn so?«, fragte ihr Großvater.
    »Ach, es geht.«
    Am nächsten Tag wollte sie wieder in die Schule. Hausaufgaben hatte sie zwar keine gemacht, aber sie nahm an, dass man ihr das nachsehen würde.
    »Wir werden uns alle daran gewöhnen müssen«, sagte er. »Das sind so die bösen Überraschungen, mit denen man im Leben konfrontiert wird. Man kann es nicht ändern. Du musst weiterleben. Das schaffst du, du bist stark, wie deine Mutter, die war auch eine starke Frau.«
    Er saß in seinem abgewetzten Lehnstuhl am Fenster. Sie brachte ihm den Tee.
    »Rob will seine eigene Gärtnerei eröffnen«, sagte sie. »Mit Dennis zusammen, der will Geld in den Betrieb investieren.«
    »Ach? Der kühne Retter? Wie kommt der denn an Geld?«
    Rebecca errötete und schenkte den Tee ein. Ihr Großvater reichte eine Rolle Plätzchen dazu. »Er hat von einer Tante etwas geerbt.«
    »Ich bin aus dem Jungen irgendwie nicht richtig schlau geworden.«
    »Er ist kein Junge mehr, er ist vierundzwanzig.«
    »Wenn man so alt ist wie ich, kommt einem sogar der Ministerpräsident wie ein Junge vor. Warum will er sein Geld in eure Gärtnerei stecken?«
    »Ich weiß nicht, es gefällt ihm eben bei uns. Er sagt, so etwas habe er sich schon immer gewünscht.«
    Sie versuchte, dem Blick ihres Großvaters standzuhalten. Seine alten Augen konnten einen so forschend und immer ein wenig misstrauisch anschauen. Aber er ging nicht weiter darauf ein. Er biss in ein Plätzchen. »Die sind schon ein bisschen alt«, bemerkte er. »Wie alles hier.« Er nickte vor sich hin. »Es würde mich schon freuen, wenn ihr von Anfang an zeigen würdet, dass ihr selbst für euren Unterhalt sorgen könnt. Dann kann Dirk euch nichts mehr anhaben.«
    Rebecca lächelte ihn an.
    »Schade, dass Roelof das nie geschafft hat«, fügte er dann hinzu. »Wenn dieser Dennis ein paar Tage früher mit seinem Vorschlag angekommen wäre … Warum hat er bloß so lange gewartet?«
    Rebecca wollte das nicht hören. »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    Ihr Großvater schaute aus dem Fenster. »Er würde noch leben, wenn genügend Geld für eine eigene Firma da gewesen wäre, und selbst wenn dieser Kunde abgesprungen wäre, hätte er eben auf den nächsten gewartet. Ironie des Schicksals, nicht wahr?«
    »Aber es wäre auch ohne Dennis passiert«, wandte Rebecca ein.
    Ihr Großvater schaute sie an, verwundert über ihren Tonfall. »Aber er war da.«
    »Dennis wusste doch kaum etwas von Papas Plänen.« Keine Ahnung, warum sie Dennis verteidigte. Er hätte es tun können, dachte sie. Dennis hätte es Roelof anbieten können. Schon als er am ersten Abend zum Essen kam, hatten er und Rob ausführlich von ihren Plänen erzählt, und danach noch mehrmals. Aber vielleicht hielt Dennis es noch für zu früh, wollte sie erst besser kennen lernen. Vielleicht hatte erst die letzte Nacht den Ausschlag gegeben.
    »Mir tut der Junge so

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