Rebecca
Später am Abend wollte er vorbeikommen und über Geschäftliches reden.
Es war Viertel vor elf und sie saßen mit Roelofs Skizzen und Plänen am Küchentisch, als er mit seinem Schreibblock in der Hand durch den Wirtschaftsraum hereinkam. Suzan setzte frischen Kaffee für ihn auf. Rob trank ein Bier. Er hatte vorgeschlagen, bei Dennis’ Rückkehr eine Flasche von dem südafrikanischen Sekt zu öffnen, aber Suzan hatte gezögert und Rebecca war strikt dagegen.
»Warum?«, fragte Rob. »Meinst du nicht, dass Papa sich gefreut hätte?«
Rebecca hatte nichts von dem Vorfall mit Harry erzählt und wusste nicht recht, was sie antworten sollte. »Kann sein. Aber er ist nun mal nicht hier.« Es ist einfach unpassend, dachte sie in ihrem tiefsten Inneren.
Dennis schaute zufrieden in die Runde und rührte in seinem Kaffee.
»Morgen gehe ich zur Bank«, sagte er. »Ich eröffne ein extra Geschäftskonto, das geht in Ordnung. Wir müssen einen Vertrag abschließen und uns bei der Industrie- und Handelskammer eintragen lassen. Mein Berater meint, es sei heutzutage rechtlich viel einfacher geworden, sich mit einem Betrieb selbstständig zu machen.«
»Glaubst du, wir können im September anfangen?«, fragte Rob.
Rebecca schaute ihren Bruder an. Rob glühte vor Aufregung. Für ihn kam die Sache mit der Gärtnerei wirklich zur rechten Zeit. Es war genau das, was Rob brauchte, um über den Tod ihres Vaters hinwegzukommen. Ablenkung, Arbeit, Hoffnung.
»Warte mal.« Dennis wandte sich an Rob. »Du und ich, wir sind Geschäftspartner, aber solange du noch keine achtzehn bist, lauten die Papiere auf Suzans und meinen Namen. Suzan ist doch euer Vormund, oder?«
»Aber ich werde nächste Woche achtzehn.«
»Umso besser.« Dennis lächelte beruhigend. »Wir beide sind die Partner, alles andere ist nur Papierkram und über die Höhe der Anteile werden wir uns schon einig.«
Rob runzelte die Stirn. »Welche Anteile?«
»Ich weiß noch nicht so genau darüber Bescheid, aber ich habe gehört, dass der Betrieb neunundvierzig zu einundfünfzig Prozent aufgeteilt werden muss. Das hat etwas mit der Haftung zu tun.«
»Meine Schwester arbeitet bei einem Notar«, sagte Suzan. »Diese Einzelheiten kann sie für uns klären.«
Dennis zuckte mit den Schultern. »Ich habe auch mit dem Bauunternehmer im Dorf geredet. Wir könnten uns einen Spezialisten für Treibhausbau nehmen, aber ich glaube, dass wir es bei ihm genauso gut und billiger kriegen.« Er legte seinen Schreibblock vor sich hin und blätterte um.
»Die Scheiben stehen in Spijk, wir können sie für ein Butterbrot haben«, sagte Rob. »Mein Vater hat das geregelt.« Er wurde traurig bei der Erinnerung daran und biss sich auf die Lippen. »Die sollten wir nehmen«, fügte er dann hinzu.
»Okay«, sagte Dennis. »Wenn sie noch da sind.« Er zog seine Notizen zurate. »Dann zum Grund und Boden. Meint ihr, wir könnten jetzt schon den Hektar von dem Nachbarn pachten?«
»Von van Dam?«, fragte Rob. »Nicht sofort, glaube ich.«
»Wir können diesen Sommer auf jeden Fall schon mal anfangen, die Schafweide von einer Gartenbaufirma umpflügen zu lassen«, sagte Dennis.
»Müssen die Schafe weg?«, fragte Rebecca. Sie hatte die ganze Zeit noch keinen Ton gesagt. Sie hatte wieder so ein komisches Gefühl im Bauch und dachte an ihren Großvater.
Dennis zuckte mit den Schultern. Rob sagte: »Die Schafe gehören Rebecca.« Dennis schaute sie erstaunt an.
»Ist doch egal!« Rebecca warf Rob einen wütenden Blick zu.
»Du kannst ja trotzdem noch ein paar vorne auf der Deichweide halten«, meinte Rob versöhnlich. »Mit der können wir sowieso nichts anfangen.«
»Was ist denn übrigens mit Harry los?«, fragte Suzan. »Mir ist aufgefallen, dass er hinkt.«
»Ja, tut mir leid«, sagte Dennis, bevor Rebecca sich dazu äußern konnte. »Ich hatte ein bisschen Stress mit ihm. Ich wollte den Stall vermessen und er ging partout nicht raus. Gott sei Dank ist Rebecca gerade nach Hause gekommen.« Spöttisch lächelte er sie an. »Sie wird mir schon noch beibringen, wie man mit ihren Schafen umgeht.«
Rebecca sah, wie Suzan die Stirn runzelte, aber dann nicht näher darauf einging, weil sie wohl die Stimmung nicht verderben wollte. Stattdessen stand sie auf und sagte: »Ich muss noch eine Maschine Wäsche waschen.«
Rob war in einer Stimmung, in der er von Dennis alles hingenommen und ihm alles verziehen hätte. »Vielleicht sollten wir Harry sowieso verkaufen«, sagte Rob, nachdem Suzan
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