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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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hörte und dass ich eine Dose Thunfisch gegessen hätte, dass ich den Strom im Heuschober abgeschaltet hätte, um die lebendigen Bildschirme und flackernden Lämpchen loszuwerden. Irgendjemand blieb neben mir stehen und fragte, ob ich Hilfe bräuchte, und ich sagte zu Nel, ich wüsste nicht, was ich mit dem Haus anfangen sollte. Ich liebte das Haus, aber ich fragte mich, ob ein Haus ohne Erinnerungen vielleicht besser wäre, obwohl ich an diesen Erinnerungen hing, sie waren mein einziger Besitz, ich konnte weder mit ihnen noch ohne sie leben.
    Bart rief an und fragte, wie es mir ging.
    Ich hatte mein Glas zu dem klingelnden Telefon auf dem Schreibtisch mitgenommen. Ich trank einen Schluck und schaute hinaus. Baumwipfel ragten aus dem Abendnebel wie die Takelage gestrandeter Schiffe nach einer Sintflut.
    »Sehr gut«, antwortete ich.
    Bart erzählte, er habe zum Oktober gekündigt und werde sich selbstständig machen, Meulendijk habe ihm einen Vertrag als freiberuflicher Mitarbeiter angeboten. Er wollte wissen, was ich davon hielte.
    »Das war absolut richtig von dir«, sagte ich.
    Er sagte, er habe seinen ganzen Resturlaub genommen.
    »Wirklich nicht nötig, ich bin lieber allein, ich komme schon zurecht.«
    »So meinte ich das nicht«, erwiderte Bart ein wenig verlegen. »Ich hatte noch fast drei Wochen Urlaub und wollte schon mal loslegen. Meulendijk sagte, es sei eilig und du wolltest vorerst für eine Weile aussetzen …«
    Eine Weile? Ich konnte kaum denken, geschweige denn an Zeit oder an den Unterschied zwischen einer Weile und für immer. Die Vorstellung, dass in irgendeiner abstrakten Dimension in Amsterdamer Büros Zeitpläne für mich erstellt wurden, wirkte gelinde gesagt grotesk. Ich blickte hinaus in die Dämmerung. »Du meinst den Klienten in Deutschland.«
    »Ich hoffe, du bist nicht äh …«
    »Nein, ach Quatsch.«
    Ich spürte seine Erleichterung. »Ich habe Kopien von den Fotos und den Bericht von diesem äh …«
    »Lex Marman.«
    »Ja, er ist in Australien und kommt wahrscheinlich nicht wieder, er tritt das Erbe seines Vaters an. Noch ein Grund, warum Meulendijk mich haben will. Ich wollte dich fragen, ob ich nochmal zu diesem Mann in Deutschland muss, du bist doch da gewesen? Vielleicht müssen wir ja nicht alles zwei Mal …«
    »Nein, brauchst du nicht«, sagte ich. »Ich schreib dir alles auf und schick dir ein Fax.«
    »Nicht an die Dienststelle!«, bat er rasch. »Bitte schick es zu mir nach Hause.«
    »Klar, kein Problem.«
    Ich dachte, er hätte aufgelegt, aber dann wiederholte er seine anfängliche Frage, als sei das erste Mal nur pro forma gewesen, eine Floskel, mit der die halbe Welt ihre Gespräche eröffnete.
    »Wie geht es dir denn jetzt?«
    »Gut«, sagte ich.
    »Ich bin dein Freund«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für dich tun.«
    »Du kannst gar nichts tun. Ich lebe. Ich muss allein damit fertig werden.«
     
    Den Mann in Deutschland traf keine Schuld, aber ich konnte nicht an ihn denken, ohne ihm und mir selbst vorzuwerfen, dass ich nachts gefahren war, erst gegen morgen nach Hause kam und dann schlief, anstatt CyberNel länger im Arm zu halten oder früher aufzustehen. Dann wäre sie vielleicht früher gefahren oder wir hätten zusammen mein Auto genommen. Ich suchte mein Notizbuch heraus und schrieb die Informationen und Adressen heraus, insgesamt war es nur knapp eine halbe Seite. Meine Handschrift sah aus wie die eines alten Mannes und Bart würde sie kaum entziffern können, aber ich brachte nicht die Energie auf, alles abzutippen und auszudrucken. Ich drehte mich zu dem Fax auf dem niedrigen Regal in der Trennwand neben meinem Schreibtisch um.
    Das Blatt kroch durch das Gerät, als jemand an die Glasscheibe klopfte. Ich sah Leute draußen auf der Terrasse stehen. Ich schaltete die Außenbeleuchtung ein und öffnete die Tür.
    Corrie und ihre Mutter schauten mich besorgt an.
    »Kommt rein«, sagte ich.
    »Nein, nein, nicht nötig, wir sind gleich wieder weg.« Corries Mutter verhaspelte sich in ihren eigenen Worten, so eilig hatte sie es, die Sache hinter sich zu bringen. »Es geht um Corrie, tut mir leid, dass wir Sie damit belästigen müssen, aber bestimmt brauchen Sie sie jetzt nicht mehr, dann könnte sie nämlich anderswo anfangen.«
    »Ja, in Ordnung«, sagte ich.
    Corrie warf ihrer Mutter einen aufsässigen Blick zu und sagte: »Sorry, aber es ist keine ganze Stelle und ich könnte durchaus an ein oder zwei Vormittagen die Woche im Haushalt

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