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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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weg war. »Wenn wir nur noch zwei, drei Schafe halten, kannst du sie im Herbst ja einen Monat mit Wilminks Herde laufen lassen.«
    Armer Harry, dachte Rebecca. Alles würde sich verändern.
    »Das müsst ihr entscheiden«, sagte Dennis. »Und auch, was ihr mit den Hühner macht, wenn das Treibhaus da hinkommt. Ich bin derselben Meinung wie euer Vater, nämlich dass wir den Platz als Lagerraum brauchen.«
    Rob schaute Rebecca an. »Die Hühner rentieren sich sowieso kaum, bei den paar Eiern.«
    Rebecca biss die Zähne zusammen. »Da bleibt uns ja nicht mehr viel übrig«, sagte sie.
    »Aber dafür bekommt ihr umso mehr zurück.« Dennis beugte sich nach vorn und tätschelte ihre Hand. »Ich hätte Lust, jetzt darauf anzustoßen. Ihr nicht?«
    Rebecca stand auf. Sie hatte in ihren Büchern gelesen, wie Menschen nach einem schweren Schlag – dem Verlust der Familie, dem Tod von Vater, Frau, Kindern – ihren Kummer verarbeiteten, zum Beispiel indem sie ihn tief in ihrem Inneren vergruben, sodass sie kurze Zeit später schon wieder normale Gespräche führen konnten. Vor einer Woche hätte sie nie geglaubt, dass das auch in Wirklichkeit funktionierte, aber nun ging es ihnen selbst so. So reagierten die Menschen eben, um zu überleben, einen anderen Weg gab es nicht.
    Als sie gerade den Schrank öffnete, kam Suzan in die Küche. »Weiß jemand, wo Lukas ist?«
    »Lukas?«, fragte Rebecca. »Wieso?«
    »Ich habe ihn gerufen, er ist weg.« Suzan schaute Dennis an. »Hast du ihn gesehen, als du nach Hause gekommen bist?«
    Dennis zuckte mit den Schultern. »Er lag auf seiner Decke.«
    »Ich habe ihm Trockenfutter gegeben«, sagte Rebecca.
    »Er kommt schon wieder«, meinte Rob.
    Dennis lachte. »Vielleicht ist er auf dem Friedhof, wie das Pferd von Napoleon.«
    »Red kein Blech!«, fauchte Rebecca ihn an.
    »Becky!«, mahnte Suzan.
    Das Grinsen verschwand aus Dennis’ Gesicht und wich einer reuigen Miene. »Er kommt bestimmt wieder, wie Rob schon gesagt hat. Er ist ja ein liebes Tier, und das ist auch gut so, sonst würde er nämlich unsere Kunden abschrecken.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Rebecca.
    »Viele Leute haben Angst, wenn sie einen fremden Hund sehen. Sie können ja nicht wissen, ob er beißt oder nicht. Dann trauen sie sich nicht auf das Grundstück. Das meine ich. Wenn ein großer Hund da ist, fühlen sie sich nicht willkommen.«
    »Hier sind die Leute alle an Hunde gewöhnt«, wandte Suzan ein.
    »Ich dachte an Kunden, die von auswärts kommen, aus der Stadt zum Beispiel«, entgegnete Dennis freundlich. »Aber auch das ist kein Problem, wir können ihn ja in einen Zwinger sperren oder an die Kette legen.«
    »Aber das macht Hunde gerade aggressiv«, erwiderte Rob.
    Rebecca hatte die Nase voll. Die Schafe weg, die Hühner weg, Lukas an die Kette? Sie ging zur Tür. »Ich gehe ihn suchen.«
    Im Wirtschaftsraum hörte sie, wie Rob Dennis fragte, ob er Lust auf ein Glas Sekt hätte, und Dennis über irgendetwas lachte. Rebecca rannte hinaus. Sie spähte in die Dunkelheit. Der Mond war nur noch eine schmale Sichel. Lukas’ Hundeklappe hing still da. Sie öffnete die Kälbertür und schaltete das Licht ein. Aber natürlich hatte Suzan schon überall nachgesehen. Sie schaltete das Licht wieder aus und wartete, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie die Umrisse der Bäume und des Carports erkennen konnte.
    »Lukas?«
    Der Hund streunte nie herum, er lief höchstens mal ein bisschen ums Haus, blieb aber in seinem Revier. Er bellte selten und biss nie. Der Einzige, der seine Zähne zu sehen bekam, war Dennis.
    »Lukas!«
    Sie ging zurück in die Tenne, holte die Taschenlampe, die immer an einem Nagel neben der großen Tür hing, und machte sich auf die Suche. Im Schafstall war Lukas auch nicht. Sie lief die Einfahrt entlang und leuchtete in die Sträucher, vielleicht war er krank und hatte sich irgendwo verkrochen. Er jagte schon lange nicht mehr den Kaninchen in den Obstplantagen von Nachbar van Dam hinterher, er war ein alter Hund. Ihr Vater hatte ihn eines Tages mit nach Hause gebracht, für sie und Rob, als sie noch in Rumpt wohnten. Ein Welpe mit süßem Hundeblick, der einem in die Hand biss und immer nur herumtoben wollte. Es dauerte ein halbes Jahr, bis er halbwegs stubenrein war, und ein Jahr, bis er gelernt hatte, dass er nicht einfach so auf die Straße rennen durfte.
    Rebecca rief seinen Namen und suchte den ganzen Achterweg ab. Vielleicht war er angefahren und in den

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