Rebecca
brauchen.«
»Außer Dennis«, murmelte Rebecca.
Suzan lächelte freudlos.
»Jedenfalls hilft er uns aus der Patsche«, sagte Rebecca, und es klang wie eine Antwort auf die Frage, die Suzan ihr vorhin gestellt hatte.
Rob musste nach Leerdam zur Fahrprüfung und Rebecca und Suzan begleiteten ihn, um ihn moralisch zu unterstützen und um einkaufen zu gehen. Rob fiel es schwer, den Volvo seines Vaters von jetzt an als sein Auto zu betrachten, aber Suzan fand, er solle die Sache nüchtern sehen. Auch Roelof wäre es lieber gewesen, dass sein Sohn den Wagen fuhr als irgendein polnischer Beamter. Sie hatten das Auto aus dem Carport geholt und es gewaschen und poliert. Rebecca hatte auf eine Fahrt zu dritt gehofft, aber ihr Bruder und Dennis waren mittlerweile unzertrennlich wie siamesische Zwillinge und Dennis setzte sich ohne zu fragen ans Steuer. »Ich fahre hin«, sagte er, »Rob fährt zurück.«
»Wenn ich bestehe«, sagte Rob. Er war nervös, obwohl Roelof ihn schon seit seinem sechzehnten Lebensjahr mit dem Volvo hatte fahren lassen. Er hatte nur zehn Fahrstunden gebraucht. »Und heute ist auch noch Markt …«
»Ach, Quatsch«, meinte Dennis. »Natürlich schaffst du das.« Er versetzte Rob einen scherzhaften Rippenstoß. »Ich habe jedenfalls nicht die Absicht, für meinen Co-Direktor den Chauffeur zu spielen.«
Co-Direktor, dachte Rebecca und fragte sich, ob denn niemand außer ihr merkte, dass sich Dennis immer mehr wie der Generaldirektor aufführte. Alle Entscheidungen schienen von ihm auszugehen. Dabei bediente er sich einer speziellen Taktik. Zuerst hörte er Suzan und Rob geduldig zu und kam dann so rasch zu einem Entschluss, dass niemand mehr eine Chance erhielt, ihm zu widersprechen. Als Suzan ihn einmal auf den Vertrag hin ansprach, den sie noch abschließen müssten, erwiderte Dennis leichthin, das habe nun wirklich keine Eile, da sie sich doch nun fast so nahe stünden wie Verwandte und einander rückhaltlos vertrauten. Dennis hatte auch den Auftrag für den Bauunternehmer unterschrieben und dem Mann versprochen, die Anzahlung von achttausend Euro innerhalb der nächsten zwei Wochen zu überweisen. »Da ich das Geld aus meinem Erbe erst mal nicht brauchte, hat es der Sachwalter meiner Tante für mich angelegt«, erklärte er abends. »Aber ich kümmere mich schon darum, dass mir rechtzeitig genügend zur Verfügung steht.«
Sie parkten den Volvo am Zuidwal, wo bereits vier Fahrschulwagen warteten, und schauten Rob nach, der zu der Gruppe von Fahrprüfern und nervösen Kandidaten hinüberschlenderte. Zwei Prüfer standen mit Klemmbrettern in der Hand vor einem Café.
»Wird schon schief gehen«, sagte Dennis.
»Komm, lass uns fahren«, sagte Suzan. »Sonst wird er noch nervöser.«
In Leerdam fand der große Wochenmarkt statt, auf dem es unter anderem türkische und marokkanische Stände gab sowie einen Vietnamesen, der panierte Fischbällchen im Dutzend verkaufte. Dennis nahm Rebecca am Arm. »Weißt du was, ich gebe einen aus.«
Sie ließ sich mitführen. Dennis bestellte die Fischbällchen. Suzan war einen Stand weiter gegangen, um Arbeitssocken für Rob zu kaufen.
Dennis hielt Rebecca die Papiertüte hin. »Ich habe ja kaum noch Gelegenheit, mit dir allein zu sein«, beklagte er sich.
Sie nahm sich ein Bällchen und blies darauf, Fett klebte an ihren Fingern. »Ich muss viel für die Schule tun«, antwortete sie. »Ich schreibe Klausuren.«
»Hier.« Er reichte ihr eine Papierserviette und nahm kurz ihre Hand. »Ich dachte, du würdest mich mal wieder besuchen kommen. Ich meine, im Wohnmobil. Ich vermisse dich sehr.«
Rebecca schaute in seine blauen Augen und steckte sich das Bällchen in den Mund. Es war heiß und sie drückte sich die Papierserviette an die Lippen. Er konnte so aufrichtig und unschuldig aussehen und wieder einmal errötete sie bei dem Gedanken, dass sie sich womöglich irrte und nur eine dumme Gans war, völlig aus der Fassung, weil das berühmte erste Mal nicht so zart und romantisch gewesen war, wie sie es sich naiverweise erträumt hatte, mit Geigen und Engelschören und so weiter. Vielleicht sah sie nur Gespenster, weil sie enttäuscht und frustriert war. Vielleicht war Lukas einfach weggelaufen. Sie gab vor, nur wegen des heißen Bällchens zu erröten, und rang sich ein Lächeln ab.
»Hast du Angst, dass Suzan etwas merkt?«, fragte Dennis.
»Nein.« Rebecca warf einen Blick zu Suzan hinüber, die fünf Meter weiter Socken inspizierte.
»Aber was hast
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