Rebecca
müssen. Dennis dagegen war nie um Worte verlegen. »Du brauchst mich nicht«, sagte Rebecca schließlich.
Er stand auf und trat seine Zigarette aus. »Komm mal her.«
Rebecca wich zurück und wäre beinahe von der Terrasse gefallen, gerade noch rechtzeitig fand sie auf der obersten Treppenstufe Halt. Ihre Ungeschicklichkeit machte sie wütend. »Lass bloß die Finger von Suzan!«
»Suzan?« Dennis fing an zu lachen. »Was ist denn jetzt los? Ist die kleine Becky etwa eifersüchtig?«
Becky. Sie biss die Zähne zusammen. »Ich heiße Rebecca. Und ich bin nicht eifersüchtig. Ich will nur, dass du sie in Ruhe lässt.«
»Suzan ist nicht deine Mutter und sie braucht mich«, sagte Dennis. »Aber du bist und bleibst die Nummer eins.«
»Du spinnst wohl«, sagte Rebecca.
Wieder lachte er. »Du hältst Suzan wohl für eine Heilige, aber sie hat jeden Monat ein kleines Problem.«
»Das ist ihre Sache«, sagte Rebecca.
Trotz der Dunkelheit sah sie, wie er den Kopf schüttelte. »Du weißt doch gar nicht, was für ein Problem ich meine. Ich bin zufällig der Einzige, der ihr dabei helfen kann, genau wie ich dir geholfen habe.«
»Weißt du was? Hau einfach ab und lass uns in Ruhe«, sagte Rebecca.
Dennis schwieg. »Jetzt verdirb bloß nicht alles, Becky«, sagte er nach einer Weile. »Wenn ich euch nicht helfe, verliert ihr Suzan und landet bei dem Makler in Tiel.«
»Vielleicht ist das auch besser so«, meinte Rebecca.
»Dieser Kerl neulich hätte dich umgebracht, wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre, erinnerst du dich noch daran?«
»Ja«, sagte sie. »Natürlich erinnere ich mich daran.« Aber sie hatte sich auch schon längst gefragt, warum er erst so spät reagiert hatte, wo sie doch von Anfang an geschrien hatte wie am Spieß und sein Wohnmobil nur ein paar Meter entfernt stand. »Und immer, wenn ich daran denke, fällt mir auf, dass seitdem alles schief gelaufen ist.«
»Aber das ist doch nicht meine Schuld.« Er blieb ganz ruhig. »Ich will doch nur versuchen, euch zu helfen, damit alles wieder gut wird.«
Rebecca erwiderte nichts. Dann fragte sie: »Warum tust du das eigentlich?«
»Deinetwegen«, antwortete Dennis ohne zu zögern. »Ich dachte, das wüsstest du.«
»Meinetwegen?«
Sie konnte seine Augen nicht erkennen, nur sein ovales Gesicht. Sie hörten ein Auto. Die Scheinwerfer des Volvo schwenkten auf die Auffahrt und glitten über sie hinweg. Dennis beugte sich zu ihr und küsste sie auf den Mund. Sie war unfähig, sich zu bewegen.
»Vom ersten Tag an«, sagte er.
Er drückte kurz ihre Schulter und ließ sie dann allein. Rob setzte den Volvo rückwärts in den Carport, und im Licht der Scheinwerfer sah sie, wie Dennis durch das Tor ging und über die Schafweide verschwand. Rebecca zog sich den Stuhl heran, der noch warm war von Dennis, und wartete auf ihren Bruder. Sie hoffte, dass Suzan die Scherben inzwischen weggeräumt hatte und hinaufgegangen war.
»Robbi«, sagte sie.
»Hey«, sagte er. »Was machst du denn hier draußen im Dunkeln?«
»Ich konnte nicht schlafen. Wie war’s?«
Mit einem Seufzer ließ sich Rob auf den Stuhl neben ihren sinken. Er brachte Stadtgeruch mit, Zigaretten, Neonlicht, Bier. »Ich muss ja morgen in die Schule, deshalb wollte ich nicht, dass es so spät wird. Elena schreibt auch Klausuren.«
»Ich bin froh, dass du so vernünftig bist.«
Er lachte. »Sonst würde Elena schon darauf achten.«
»Wenigstens etwas, das gut funktioniert.«
»Ach, mal sehen, wie sich alles entwickelt.« Er blickte sie von der Seite an. »Was wolltest du denn damit sagen?«
Irgendwann musste sie ihn ja mal ins Vertrauen ziehen. »Ach, manchmal zweifle ich an allem.«
»Das liegt daran, dass Papa nicht mehr da ist. Ich vermisse ihn genauso sehr wie du. Ich wünschte, er könnte dabei sein.« Er schwieg für einen Moment. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er so verzweifelt war.«
»So einsam«, sagte Rebecca. Als ob wir gar nicht da gewesen wären.
»Er würde wollen, dass wir weitermachen. Hart arbeiten, das hilft am besten. Ich habe noch ein kleines Piece übrig, soll ich uns einen Joint bauen?«
»Nein, aber ich dachte schon, ich hätte so was gerochen.«
»Wir haben noch ein bisschen im Auto gesessen, bei ihren Eltern vor der Tür.« Wieder schwieg er. »Sie ist wirklich ein Schatz.«
»Ja, ich finde sie auch sehr nett«, sagte Rebecca.
»Wirklich?«
»Ja. Sie ist in Ordnung.«
Rob entspannte sich. Sie schauten eine Weile hinaus in die
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