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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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antwortete nicht, und ihre Hand verkrampfte sich in ihrem Kleid. «Viele Menschen heiraten zweimal», fuhr ich fort. «Hunderte von zweiten Ehen werden täglich geschlossen.
    Sie reden, als ob ich ein Verbrechen begangen, als ob ich mich an einer Toten versündigt hätte, als ich Mr. de Winter heiratete. Haben wir nicht ebensoviel Anspruch darauf, glücklich zu sein wie jeder andere?»
    «Mr. de Winter ist nicht glücklich», sagte sie und wandte mir endlich ihr Gesicht wieder zu.
    «Das kann ein Blinder sehen. Das kann man schon an seinen Augen erkennen. Er ist immer noch im Fegefeuer, genau wie damals, als sie starb.»
    «Das ist nicht wahr», sagte ich. «Er war glücklich, als wir zusammen in Frankreich waren; er war jünger, viel jünger, und lachte und war froh.»
    «Na ja, er ist doch auch ein Mann», sagte sie. «Kein Mann wird sich auf der Hochzeitsreise nicht amüsieren. Mr. de Winter ist schließlich noch nicht dreiundvierzig.»
    Sie lachte verächtlich und zuckte die Achseln.
    «Wie können Sie es wagen, so zu mir zu sprechen?» rief ich empört. Ich fürchtete sie nicht mehr. Ich ging auf sie zu und schüttelte sie am Arm. «Sie haben mich dazu verleitet, das Kostüm zu wählen», sagte ich. «Ich wäre nie darauf gekommen, wenn Sie es mir nicht vorgeschlagen hätten. Sie haben es getan, weil Sie Mr. de Winter weh tun wollten. Sie wollten ihm ein Leid zufügen. Hat er nicht schon genug durchgemacht, daß Sie ihm noch diesen häßlichen, gemeinen Streich spielen mußten? Glauben Sie etwa, daß sein Schmerz Rebecca wieder zum Leben erwecken wird?»
    Sie schüttelte meine Hand ab, und eine zornige Röte färbte ihr blasses Gesicht. «Was geht mich sein Schmerz an?» sagte sie. «Hat er sich jemals um meinen gekümmert? Glauben Sie, daß es mir Vergnügen gemacht hat, zu sehen, wie Sie an ihrem Platz saßen, ihre Sachen benutzten und dort gingen, wo sie gegangen ist? Oder wenn ich mit anhören mußte, wie Frith und Robert und die anderen von Ihnen als Mrs. de Winter sprachen? ‹Mrs. de Winter ist spazierengegangen.› – ‹Mrs. de Winter möchte heute nachmittag den Wagen haben.› – ‹Mrs.
    de Winter wird erst um fünf Uhr zum Tee zurück sein.› Während meine Mrs. de Winter, meine Herrin, mit ihrem Lächeln und ihrem schönen Gesicht und ihrem tapferen Herzen, die richtige Mrs. de Winter, tot und kalt und vergessen in ihrer Gruft auf dem Friedhof lag. Wenn er leidet, dann hat er nur, was er verdient. Keine zehn Monate später so ein junges Ding zu heiraten! Jetzt muß er eben büßen. Ich weiß nicht; ich habe seine Augen und sein Gesicht gesehen. Er hat sich selbst sein Fegefeuer geschürt und ist ganz allein dafür verantwortlich.
    Er weiß, daß sie ihn sieht und daß sie in der Nacht kommt und ihn beobachtet. Und sie kommt nicht mit einem freundlichen Herzen, nicht meine Herrin; sie gehörte niemals zu denen, die stumm und geduldig ein Unrecht über sich ergehen lassen. Sie war dazu geboren, alles zu nehmen, was sie in diesem Leben haben konnte, und das hat sie auch getan. Sie war furchtlos, sie kannte keine Rücksicht. Sie hatte den Mut eines Mannes, meine Mrs. de Winter.
    Sie hätte auch besser als Junge geboren werden sollen, das hab ich ihr oft gesagt. Ich hab sie schon von klein auf betreut. Das wußten Sie doch, nicht wahr?»
    «Nein», sagte ich. «Aber was hat es für einen Zweck, Mrs. Danvers, mir das alles zu erzählen? Ich will nichts mehr hören, ich will nichts von ihr wissen. Ich bin eben-sowenig aus Stein wie Sie. Verstehen Sie denn nicht, wie mir zumute ist, wenn ich hier stehe und Sie von ihr sprechen höre?»
    Sie achtete gar nicht auf meine Worte, sondern fuhr fort wie eine Irre zu reden, wie eine Fanatikerin, und ihre langen Finger zerrten unablässig an ihrem schwarzen Kleid.
    «Sie war schon als Kind eine Schönheit», sagte sie, «so schön wie ein Bild. Die Männer drehten sich auf der Straße nach ihr um, und dabei war sie noch keine zwölf Jahre alt. Sie bemerkte das wohl und blinzelte mir zu, der kleine Teufel. ‹Ich werde bestimmt sehr schön, nicht wahr, Danny?› sagte sie, und ich antwortete: ‹Wart’s nur ab, mein Liebes, wart’s nur ab.› Sie war schon damals so selbstbewußt wie eine Erwachsene und unterhielt sich mit Männern und Frauen und war so kokett und gescheit wie eine Achtzehnjährige. Sie wickelte ihren Vater um den kleinen Finger, und mit der Mutter hätte sie bestimmt dasselbe getan, wenn sie noch gelebt hätte. Und Einfälle hatte sie, darin

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