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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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selbst den ganzen Tag noch gar nicht zu Gesicht bekommen.»
    «Ja, ich hörte, daß er nach Kerrith gefahren war, aber leider habe ich ihn dort verfehlt», erwiderte der Hafenmeister. «Er muß zu Fuß zurückgegangen sein, während ich im Boot hinfuhr. Und Mr. Crawley kann ich auch nicht erreichen.»
    «Ja, das gestrandete Schiff hat uns hier alle ein bißchen durcheinander gebracht», sagte ich.
    «Ich war auch unten auf den Felsen und habe mein Mittagessen versäumt, und ich weiß, daß Mr. Crawley auch da war. Was wird nun mit dem Schiff geschehen? Werden die Schlepper es wieder losbekommen?»
    Captain Searle beschrieb mit der Hand einen großen Kreis in der Luft. «Es hat ein so großes Leck unter Wasser», sagte er. «Hamburg wird es nie wieder zu sehen bekommen. Aber das braucht uns ja nicht zu kümmern. Der Besitzer und der Vertreter von Lloyd können das untereinander abmachen. Nein, Mrs. de Winter, ich bin nicht des Schiffes wegen hierhergekommen. Indirekt ist es allerdings die Ursache meines Besuches. Ich habe nämlich Mr. de Winter eine Mitteilung zu machen, die mir verdammt unangenehm ist.» Er sah mich mit seinen hellen blauen Augen offen an.
    «Worum handelt es sich denn, Captain Searle?»
    Er zog ein großes weißes Taschentuch hervor und schneuzte sich. «Wissen Sie, Mrs. de Winter, Ihnen gegenüber fällt es mir auch nicht eben leichter, davon zu sprechen. Ich möchte Ihnen und Ihrem Mann um nichts in der Welt Ungelegenheiten bereiten. Wir in Kerrith schätzen Mr. de Winter alle sehr hoch, und Kerrith hat der Familie schon seit jeher viel zu verdanken. Es ist hart für Sie beide, daß wir die Vergangenheit nicht ruhen lassen können, aber wie die Umstände nun einmal sind, sehe ich da keinen Ausweg.» Er hielt inne und steckte das Taschentuch wieder ein. Dann sprach er mit gesenkter Stimme weiter, obwohl wir doch allein im Zimmer waren. «Wir schickten einen Taucher hinunter, um den Schaden zu untersuchen, und dort unten machte er eine Entdeckung. Als er das Leck gefunden hatte, wollte er noch auf die andere Seite hinübergehen, um festzustellen, ob dort auch etwas beschädigt worden sei, und dabei stieß er auf den Rumpf eines kleinen Segelbootes, der noch völlig intakt war. Der Taucher stammt hier aus der Gegend und erkannte das Boot sofort; es war das kleine Segelboot, mit dem Mrs. de Winter verunglückte.»
    Mein erstes Gefühl war das der Dankbarkeit, weil Maxim nicht da war, um diese Nachricht zu hören. Dieser neue Schlag, so unmittelbar nach meiner Maskerade gestern abend, war wirklich eine grausame Ironie des Schicksals.
    «Das ist ja ein merkwürdiger Zufall», sagte ich langsam.
    «Aber ist es denn unbedingt notwendig, Mr. de Winter etwas davon zu sagen? Kann das Boot nicht da liegen bleiben? Es kann doch keinen Schaden anrichten.»
    «Ja, normalerweise hätte auch kein Hahn danach gekräht, Mrs. de Winter, und ich wäre der letzte gewesen, alte Geschichten aufzurühren; und, wie gesagt, ich würde viel darum geben, Ihrem Mann das zu ersparen. Aber um die Auffindung des Bootes geht es gar nicht. Als nämlich der Taucher den Bootsrumpf etwas näher untersuchte, machte er eine bedeutend schwerwiegendere Entdeckung.
    Die Kajütentür war fest verschlossen, die Bullaugen ebenfalls, und an dem ganzen Rumpf war kein Kratzer zu sehen. Er brach eins der Bullaugen auf und sah in die Kajüte hinein. Sie war voll Wasser, das wohl durch irgendein unsichtbares Leck am Boden eingedrungen war, und dann fiel sein Blick auf etwas Grauenhaftes.»
    Captain Searle machte wieder eine Pause und blickte über seine Schulter, um sich zu vergewissern, daß niemand außer uns im Zimmer war. «Auf dem Kajütenboden lag ein Leichnam», sagte er ruhig. «Natürlich war er fast ganz aufgelöst, aber Kopf und Arme waren deutlich zu erkennen. Der Taucher ließ sich gleich wieder hochziehen und berichtete mir, was er entdeckt hatte. Jetzt verstehen Sie wohl, Mrs. de Winter, weshalb ich Ihren Mann sprechen muß.»
    Ich starrte ihn verständnislos an; ich war nicht sonderlich erschrocken, ich verspürte nur eine leichte Übelkeit.
    «Sie war nicht allein gesegelt», flüsterte ich. «Sie hatte also jemanden bei sich, und niemand hat davon gewußt?»
    «Es sieht so aus», sagte der Hafenmeister.
    «Wer kann das nur gewesen sein?» sagte ich. «Der Betreffende muß doch irgendwelche Verwandte gehabt haben, die ihn vermißten. Damals waren doch die ganzen Zeitungen voll von dem Unglück, und wie kommt es, daß er in der

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