Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
Vom Netzwerk:
Streichhölzer vom Büffet zu holen. Auf Zehenspitzen ging ich in die Halle und lauschte.
    Sie waren immer noch mit Abräumen beschäftigt; ich hörte sie miteinander reden und Geschirr klappern. Plötzlich war alles still. Sie mußten durch die Anrichte in die Küchenräume gegangen sein; ich ging also von der Halle noch einmal ins Eßzimmer. Ja, da lag eine Streichholz-schachtel auf dem Büffet, wie ich es erwartet hatte. Rasch ging ich darauf zu, nahm die Schachtel an mich, und gerade in dem Moment kam Frith wieder zurück.
    Ich versuchte, die Schachtel unbemerkt in meine Tasche zu stecken, aber ich sah, daß er erstaunt auf meine Hand blickte.
    «Suchen Sie etwas, Madam?» fragte er.
    «Oh, Frith», sagte ich verlegen, «ich konnte keine Streichhölzer finden.» Sofort brachte er eine andere Schachtel zum Vorschein und überreichte mir gleichzeitig einen Kasten mit Zigaretten. Ein neuer Grund zur Verlegenheit, denn ich rauchte nicht.
    «Nein», sagte ich, «ich wollte sie nur haben, weil ich in der Bibliothek ziemlich fror.
    Wahrscheinlich bin ich noch so empfindlich, weil ich gerade aus dem Süden komme, und ich dachte, ich könnte mir vielleicht Feuer machen.»
    «Der Kamin in der Bibliothek wird gewöhnlich erst am Nachmittag angezündet, Madam», sagte er. «Mrs. de Winter pflegte sich vormittags immer im Morgenzimmer aufzuhalten. Da ist es schön warm. Aber wenn Sie die Bibliothek auch geheizt haben wollen, werde ich natürlich Auftrag geben, daß das Feuer angemacht wird.»
    «Oh, nein», entgegnete ich, «das möchte ich auf keinen Fall. Ich werde in das Morgenzimmer gehen. Ich danke Ihnen, Frith.»
    «Sie finden dort auch Briefpapier und Federn und Tinte, Madam», sagte er. «Mrs. de Winter hat im Morgenzimmer ihre Korrespondenz und ihre Telephongespräche nach dem Frühstück erledigt. Das Haustelephon befindet sich ebenfalls dort, wenn Sie Mrs. Danvers zu sprechen wünschen.»
    «Ja, danke Frith», sagte ich.
    Ich ging wieder in die Halle, ein kleines Lied vor mich hinsummend, um Unbefangenheit vorzutäuschen. Ich konnte ihm doch nicht sagen, daß ich das Morgenzimmer noch gar nicht gesehen, daß Maxim vergessen hatte, es mir zu zeigen. Ich wußte, daß er noch in der Tür zum Eßzimmer stand und mir nachsah, wie ich da durch die Halle ging, und daß ich so tun mußte, als wüßte ich Bescheid.
    Links von der großen Treppe befand sich eine Tür, und ich ging ohne Zögern darauf zu, während ich im stillen betete, sie möge mich doch ja zu meinem Ziel führen. Als ich aber bei ihr angelangt war und sie öffnete, sah ich, daß sie in ein Gartenzimmer führte, in eine Art Abstellraum. In der Mitte stand ein Tisch, auf dem offenbar die Blumen für die Vasen geordnet wurden, an der Wand standen mehrere aufeinandergestapelte Rohrstühle, und an einem Garderobenständer hingen ein paar Regenmäntel. Etwas trotzig machte ich wieder kehrt, sah mich in der Halle um und bemerkte, daß Frith sich nicht vom Fleck gerührt hatte.
    Ich hatte ihm also nichts vormachen können, nicht eine einzige Minute lang.
    «Ins Morgenzimmer gehen Sie am besten durch den großen Salon, Madam», sagte er, «hier rechts durch die Tür, auf der anderen Seite von der Treppe. Geradeaus durch den Salon und dann nach links.»
    «Danke schön, Frith», sagte ich gedemütigt und gab es auf, ihn hinters Licht führen zu wollen.
    Ich ging durch den großen Salon, wie er mich geheißen hatte. Es war ein sehr schöner Raum, so harmonisch in seinem vollendeten Ebenmaß und mit einer Aussicht auf die Rasenflächen, die sich zum Meer hinunterzogen. Dieses Zimmer wurde vermutlich auch bei den
    öffentlichen Besichtigungen gezeigt, dachte ich, und wenn Frith die Besucher führte, würde er gewiß die Geschichte der Bilder erzählen und die Zeit nennen können, aus der die Möbel stammten. Ich sah mich aber selbst nicht auf jenen Stühlen sitzen oder vor dem kunstvoll ausgehauenen, steinernen Kaminsims stehen und meine Bücher einfach auf diese Tische legen. Es hatte so etwas Unpersönliches, genau wie ein Saal im Museum, wo die Nischen durch ein Seil abgesperrt sind und ein Wächter vor der Tür sitzt. Ich ging also weiter und dann nach links und gelangte richtig in das mir noch unbekannte kleine Morgenzimmer.
    Es freute mich, daß ich die Hunde dort vor dem Kaminfeuer traf. Jasper, der jüngere, kam auch gleich mit wedelndem Schwanz auf mich zu und bohrte seine Nase in meine Hand. Die alte Hündin hob bei meinem Eintritt ebenfalls die Schnauze und

Weitere Kostenlose Bücher