Rebeccas Traum
verbringen. Aber Stephanos war nicht mehr der Junge von damals. Er war ein Mann geworden, der versuchte, die Folgen seines Handelns abzuschätzen.
Da sah Stephanos sie. Rebecca kam aus dem Wasser, ihr Körper war nass und schimmerte im hellen Licht der Sonne. In den vergangenen Tagen hatte ihre Haut eine leichte Bronzefärbung angenommen, die ihr ausgesprochen gut stand. Stephanos nahm den Anblick in sich auf und spürte wieder dieses Verlangen nach ihr. Ungewollt presste er die Finger zusammen und zerbrach dabei das Zigarillo. Wie konnte diese Frau nur solche Gefühle in ihm hervorrufen?
Rebecca blieb stehen. Die Wassertropfen liefen an ihrem wohlgeformten Körper hinab, und sie streckte sich ausgiebig in der Sonne. Er war sicher, dass sie ihn nicht gesehen hatte. Es konnte also keine Absicht sein, um ihn zu reizen. Aber dennoch konnte er sich dieser Wirkung nicht entziehen. Sie trug einen knapp sitzenden Tanga, dessen Oberteil ihre festen runden Brüste aufregend betonte. Er hatte das Gefühl, dass sie sich und ihren Körper in diesem Augenblick einfach nur genoss und nicht daran dachte, welch erregendes Bild sie bot. Sie wirkte wie ein schlankes junges Raubtier, und nichts hatte ihn je so fasziniert wie Rebecca in diesem Moment.
Nun strich sie sich mit den Fingern durch das feuchte Haar und hob den Kopf gegen die Sonne, dabei lächelte sie. Unwillkürlich holte Stephanos Luft und atmete dann langsam wieder aus. Die Erregung, die ihn erfüllte, war schmerzlich, und plötzlich stieg Zorn in ihm auf. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn Rebecca in diesem Moment bei ihm gewesen wäre.
Er beobachtete, wie Rebecca ein langes T-Shirt aus ihrer Badetasche holte, es anzog und gleich darauf barfuß auf den Eingang des Hotels zuging.
Stephanos blieb noch eine Weile reglos auf dem Balkon stehen und wartete, dass sein Verlangen nach ihr nachließ. Dennoch blieb selbst dann noch eine Sehnsucht nach ihr zurück, die ihn immer mehr beunruhigte und zornig werden ließ.
Ich sollte einfach nicht mehr an sie denken, sagte er sich. Sein Instinkt warnte ihn, dass sein Leben niemals mehr so sein würde wie vorher, wenn er sich weiter mit ihr einließ. Er musste sie einfach als eine vorübergehende Verwirrung begreifen, etwas, dem es nur zu widerstehen galt. Er musste sich zwingen, nicht mehr an sie zu denken, sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er hatte schließlich Verpflichtungen und Aufgaben, die erledigt werden wollten, und konnte seine Zeit nicht für irgendwelche Fantasien vergeuden. Stephanos schlug wütend mit der Faust auf das Geländer und ging ins Zimmer zurück.
Es gibt aber Zeiten im Leben, dachte er dann, wo ein Mann dem Schicksal vertrauen und ohne zu zögern einfach ins kalte Wasser springen sollte …
3. K APITEL
Rebecca hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, als es klopfte. Die Sonne und das Wasser hatten sie angenehm müde gemacht, aber alle Gedanken an ein kleines Schläfchen wichen schlagartig, als sie öffnete und Stephanos vor ihr stand.
Er sah atemberaubend aus. Sein Haar war vom Wind zerzaust, und er blickte sie kühl an. Um seinen Mund lag ein eigenartiger Zug. Seit ihrem gemeinsamen Picknick hatte Rebecca oft an ihn gedacht, und nicht nur tagsüber. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug, und sie musste sich zur Ruhe zwingen.
»Hallo, Stephanos, ich wusste nicht, ob du noch auf Korfu warst.«
Gelogen habe ich damit nicht, redete sie sich ein, auch wenn sie sich an der Rezeption vergewissert hatte, dass Stephanos noch nicht abgereist war. Aber gesehen hatte sie ihn mit eigenen Augen tatsächlich nicht.
»Ich sah dich vom Strand kommen.«
»Oh!« Unbewusst zupfte sie am Saum ihres T-Shirts. »Ich kann einfach nicht genug von der Sonne und dem Meer haben. Aber möchtest du nicht hereinkommen?«
Stephanos antwortete nicht, sondern trat ein und schloss die Tür mit einem kräftigen Ruck. Rebeccas mühsam gewahrte Haltung begann ins Wanken zu geraten.
»Ich habe dir noch gar nicht für die Blumen gedankt.« Sie deutete auf den bunten Frühlingsstrauß in der Vase am Fenster. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Sie … sie sind so schön, und … ich hatte gedacht, ich würde dir schon irgendwo begegnen, vielleicht im Speisesaal oder am Strand.« Sie brach ab, als Stephanos die Hand hob und ihr Haar anfasste.
»Ich hatte viel zu tun.« Er sah sie an. Seine Augen erschienen ihr wie kühles Quellwasser. »Geschäftlich.«
Rebecca fürchtete einen Augenblick,
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