Rebeccas Traum
schlugen, der Wind den Regen gegen die Bullaugen peitschte und das Schiff gefährlich schwankte?
Als sich genau in diesem Moment das Deck unter ihr senkte, stieß sie einen leisen Schreckensschrei aus. Stephanos ergriff ihren Arm, um sie zu stützen.
»Wir haben bereits abgelegt«, erklärte er ihr. Dann sah er sie fragend an. »Hast du Angst vor Schiffen, Rebecca?«
»Nein, ich habe mich nur ein wenig erschreckt.« Rebecca konnte natürlich nicht zugeben, dass ihre einzige Erfahrung mit Schiffen ein Ausflug in einem Zweierkanu in einem Ferienlager gewesen war. Ihr war ein wenig übel, und sie hoffte, dass es sich bald wieder geben würde. »Können wir wieder nach oben gehen? Ich würde gern zusehen, wie wir uns vom Land entfernen«, bat sie, da sie etwas frische Luft brauchte.
Es half. Kaum stand Rebecca wieder an Deck, fuhr ihr der frische Wind ins Gesicht und die leichte Übelkeit verschwand. Rebecca lehnte sich gegen die Reling und schaute zu, wie die Insel langsam kleiner und die Küstenlinie undeutlich wurde. Jetzt konnte sie der Versuchung nicht mehr widerstehen. Sie holte die Kamera heraus und machte eine ganze Reihe Aufnahmen.
»Es ist schöner als zu fliegen«, sagte sie nach einer Weile. »Hier ist alles viel greifbarer.« Sie deutete hinauf zum blauen Himmel. »Sieh nur, die Möwen verfolgen uns.«
Aber er schaute nicht nach oben, sondern sah Rebecca unverwandt an. »Bist du immer mit ganzem Herzen dabei, wenn dir etwas gefällt?«
»Ja.« Rebecca versuchte sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, aber der Fahrtwind trieb es immer wieder zurück. Sie lachte und hob das Gesicht zur Sonne. »Oh ja.«
Ihr Anblick war unwiderstehlich. Stephanos fasste sie um die Taille und wirbelte sie herum. Die Berührung löste sogleich wieder dieses beunruhigende Gefühl aus, und er sah ihrem Gesicht an, dass es ihr nicht anders erging als ihm.
»Alles?« Langsam glitten seine Hände etwas tiefer, und er zog sie so dicht zu sich heran, dass sich ihre Schenkel gegeneinander pressten.
»Ich weiß nicht.« Rebecca legte ihm die Hände auf die Schultern, ohne es recht zu bemerken. »Ich habe noch nicht alles ausprobiert.«
Aber sie wollte alles ausprobieren, jetzt, wo er sie so festhielt, wo der tiefblaue Himmel sich über ihnen spannte und das Meer silbern in der Sonne schimmerte. Sie schmiegte sich an ihn.
Da fluchte Stephanos kaum hörbar vor sich hin. Rebecca fuhr zurück, als hätte er sie angefahren. Unsicher sah sie ihn an. Stephanos nahm ihre Hand und nickte dem Steward zu, der gerade mit den Drinks erschienen war.
»Vielen Dank, Victor. Ich brauche Sie nicht mehr.«
Stephanos’ Stimme klang beherrscht, aber Rebecca spürte dennoch die unterdrückte Erregung, als Stephanos sie zu einem der Sessel führte.
Was mag er bloß von mir denken? dachte Rebecca. Er braucht mich nur leicht zu berühren, und schon werfe ich mich ihm in die Arme.
Aber auch Stephanos hatte seine Probleme. Sein Körper befand sich in Aufruhr. Er konnte sich nicht erinnern, in Gegenwart einer Frau jemals Mühe gehabt zu haben, einen klaren Kopf zu bewahren. Er wusste, wie man eine Frau verführte, und hatte auf diesem Gebiet genügend Erfahrungen gesammelt. Aber jedes Mal, wenn er sich in Rebeccas Nähe befand, verließen ihn alle seine Erfahrung und Weltläufigkeit in diesen Dingen. Er kam sich wie ein unerfahrener junger Bursche vor, der völlig den Verstand verlor, wenn er die Frau seines Herzens sah.
Stephanos schaute Rebecca in die Augen. Wie schon im Olivenhain hatte er auch diesmal das Gefühl, diese wundervollen ausdrucksstarken Augen schon sehr lange zu kennen …
Um sich abzulenken, nahm er ein Zigarillo heraus. Er wusste, diese Vorstellung widersprach aller Logik und dem gesunden Menschenverstand, aber dennoch hatte er das Gefühl, es stimmte. Er fühlte, dass das Verlangen nach ihr ihn immer mehr beherrschte.
»Ich möchte dich besitzen, Rebecca.«
Rebecca hatte das Gefühl, ihr bliebe das Herz stehen. Sie hob das Glas und trank einen Schluck, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen. »Ich weiß.«
Sie schien so kühl zu sein, und Stephanos beneidete sie um ihre lässige Haltung. »Kommst du mit in meine Kabine?«
Rebecca sah Stephanos an. Ihr Herz und ihr Körper gaben eine ganz andere Antwort als ihr Verstand. Es erschien so einfach, so natürlich, Ja zu sagen … Wenn es einen Mann gab, dem sie sich ganz hingeben wollte, dann stand er jetzt neben ihr.
Aber auch wenn sie Philadelphia verlassen hatte und ein
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