Rebeccas Traum
nicht sprechen zu können. Doch dann schaffte sie es doch, herauszubringen: »Einen schöneren Platz zum Arbeiten hättest du dir nicht aussuchen können.«
Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie duftete betörend nach Meerwasser und Sonne. »Die Hotelanlage und die Insel gefallen dir also?« Er nahm ihre Hand, und sie ließ es geschehen, auch wenn eine eigentümliche Schwäche sich in ihrem Körper ausbreitete.
»Ja, sogar sehr.«
»Vielleicht möchtest du die Insel auch einmal aus einer anderen Perspektive kennen lernen?« Um zu sehen, wie sie reagierte, berührte er sie zart mit dem Mund. Sie verwehrte es ihm nicht, sondern blieb stehen. Aber er spürte trotzdem, dass sie auf der Hut war.
»Was meinst du damit?« fragte Rebecca gepresst.
»Verbringe den Tag morgen mit mir auf meinem Boot.«
»Wie bitte?«
Er lächelte. »Hast du Lust mitzukommen?«
Wohin du willst, dachte sie. »Ich habe noch keine Pläne gemacht«, sagte sie jedoch nur.
»Gut.« Als er dicht bei ihr stand, hob sie spontan die Hand, als wolle sie ihn abwehren, ließ die Hand dann aber wieder sinken. »Wir treffen uns morgen früh. Ist dir neun Uhr recht, Rebecca?«
Ein Boot. Er hatte tatsächlich von einem Boot gesprochen. Rebecca holte tief Luft und versuchte mit aller Macht, sich zusammenzureißen. Sie wunderte sich über sich selbst. Tagträumereien, weiche Knie und dann noch ein nicht zu unterdrückendes Verlangen … Das alles passte so gar nicht zu ihr. Aber es war ein wundervolles Gefühl.
»Ja, ich freue mich schon darauf.« Sie versuchte ganz locker zu wirken, als sie ihn anlächelte. So, als käme es jeden Tag vor, dass man sie zu einer Fahrt auf dem Mittelmeer einlud.
»Also bis morgen früh.« Stephanos ging zur Tür, wandte sich aber noch einmal um. »Und vergiss deine Kamera nicht.«
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, tanzte sie vor Freude durch das Zimmer und musste sich bemühen, dabei nicht laut zu jubeln.
Stephanos hatte von einem Boot gesprochen, und Rebecca hatte sich einen kleinen Kabinenkreuzer vorgestellt. Stattdessen stand sie nun auf dem Mahagonideck einer schneeweißen Yacht von bestimmt dreißig Meter Länge.
»Auf dieser Yacht kann man ja richtig leben!« entfuhr es ihr ungewollt. Im nächsten Moment wünschte sie sich, sie hätte vorher überlegt. Aber Stephanos lachte nur.
»Ich wohne auch oft darauf.«
»Willkommen an Bord, Sir.« Ein weiß uniformierter Mann in mittleren Jahren begrüßte Stephanos respektvoll und legte die Hand an den Mützenschirm. Er sprach mit britischem Akzent.
»Hallo, Grady. Dies ist mein Gast, Miss Malone.«
»Hallo, Madam.« Rebecca bemerkte, dass er sie mit einem Blick einschätzte, obwohl an seiner kühlen britischen Haltung nichts auszusetzen war.
»Legen Sie bitte ab, wenn alles fertig ist, Grady«, gab Stephanos Anweisung.
»Aye, aye, Sir.«
Stephanos nahm Rebeccas Arm. »Möchtest du dir das Boot einmal anschauen?« fragte er sie lächelnd.
»Oh ja, sehr gern.« Rebecca konnte es immer noch gar nicht fassen, dass sie sich an Bord einer solch luxuriösen Yacht befand. Es kostete sie einiges an Überwindung, die Kamera in der Handtasche zu lassen und nicht gleich loszufotografieren.
Stephanos führte sie hinunter zu den elegant ausgestatteten Kabinen. Es gab vier Stück, und alle waren sehr geräumig. Rebecca hatte vorhin die Bemerkung über die Größe des Schiffes unbedacht getan, aber es stimmte: Hier konnte man wirklich längere Zeit leben.
Es gab außerdem auch noch eine große, rundum verglaste Kabine, von der man einen herrlichen Ausblick auf das Meer hatte. Dort konnte man liegen, wenn die Sonne zu heiß brannte oder wenn es regnete.
Rebecca hatte solche Yachten natürlich schon in Zeitschriften gesehen, und manche ihrer ehemaligen Kunden hatten eine solche besessen. Aber noch niemals hatte sie sich auf einer solchen Yacht befunden, obwohl sie immer davon geträumt hatte.
Diese Kabine war offensichtlich für einen Mann eingerichtet worden. Schwere Ledersessel, holzgetäfelte Wände und gedämpfte Farben gaben dem Raum ihr Gepräge. An den Wänden hingen Regale voller Bücher, und in einer Ecke stand eine teure Stereoanlage.
»Man könnte fast glauben, sich in einem Haus zu befinden«, meinte Rebecca mehr zu sich. Aber ihr entgingen auch die festen Türen und die schweren Läden vor den Fenstern nicht, die bei schwerem Wetter die Scheiben schützten.
Wie mochte es wohl bei Sturm auf dieser Yacht sein, wenn die Brecher gegen den Rumpf
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