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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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weniger aus dem Raum.
    »Reib mir nur Salz in die Wunden, ja, tu das«, seufzte Lars Pohjanen und fischte die Zigaretten aus seiner Tasche.
     

 
    DIE MASCHINE NACH KIRUNA war fast voll besetzt. Ausländische Touristen, die mit Hundeschlitten fahren und im Eishotel von Jukkasjärvi auf Rentierfellen übernachten wollten, saßen neben erschöpften heimkehrenden Geschäftsleuten mit Gratisobst und Zeitungen in den Händen.
    Rebecka ließ sich auf ihren Platz sinken und schloss den Sicherheitsgurt. Das Stimmengewirr, das synthetische Pling der Schilder, die in der Decke ein- und ausgeschaltet wurden, und das Brummen der Motoren lockten sie in einen unruhigen Schlaf. Sie verschlief den ganzen Flug.
    Im Traum springt sie über ein mit Torfbrombeeren bewachsenes Moor. Es ist ein heißer Tag im August. Die Sonnengase treiben die Feuchtigkeit aus dem Boden. Mückenöl und Schweiß fließen ihr in die Augen. Das brennt. Die Augen tränen. Eine schwarze Wolke aus Kriebelmücken kriecht ihr in Nasenlöcher und Augen. Sie kann nichts sehen. Und irgendjemand verfolgt sie. Ist ihr dicht auf den Fersen. Wie immer in ihren Träumen wollen ihre Beine sie nicht tragen. Sie haben keine Kraft, und das Moor ist weich. Ihre Füße versinken immer tiefer, und jemand oder etwas jagt sie. Jetzt kann sie den Fuß nicht mehr heben. Sie versinkt im weichen Moor. Sie versucht, nach ihrer Mutter zu rufen, aber aus ihrer Kehle kommt nur ein leises Piepsen. Dann spürt sie die Hand, die sich schwer auf ihre Schulter legt.
    »Verzeihung, hab ich Sie geweckt?«
    Rebecka schlug die Augen auf und sah eine Stewardess, die sich über sie beugte. Die Frau lächelte ein wenig unsicher und nahm die Hand von Rebeckas Schulter.
    »Wir sind schon im Anflug auf Kiruna, Sie müssen Ihre Sitzlehne gerade stellen.«
    Rebecka schlug die Hand vor den Mund. Hatte sie gesabbert? Oder schlimmer noch, geschrien? Sie wagte nicht, ihren Sitznachbarn anzusehen, sondern schaute in die Dunkelheit vor dem Fenster. Dort unten lag sie. Die Stadt. Wie ein glitzerndes Schmuckstück auf dem Grund eines Brunnens leuchteten ihre Lichter, umgeben von der Finsternis des Gebirges. Magen und Herz krampften sich bei diesem Anblick zusammen.
    Meine Stadt, dachte Rebecka mit der Wehmut des Wiedersehens. Mit einer seltsamen Mischung aus Freude, Zorn und Angst.
     
    Zwanzig Minuten später war sie mit ihrem gemieteten Audi unterwegs nach Kurravaara. Dieser Ort lag fünfzehn Kilometer von Kiruna entfernt. Als Kind hatte sie bisweilen den ganzen Weg mit dem Tretschlitten zurückgelegt. Daran erinnerte sie sich nur zu gern. Vor allem im Spätwinter, wenn der Weg von wunderbarem dickem blankem Eis bedeckt war, das niemand mit Salz, Sand oder Kies ruiniert hatte.
    Der Mond beleuchtete den verschneiten Wald, der sie umgab. Die Schneewehen ragten am Straßenrand auf.
    Das ist nicht richtig so, dachte sie, ich hätte mir das nicht alles wegnehmen lassen dürfen. Und ehe ich zurückfahre, werde ich Tretschlitten fahren, verdammt noch mal.
    Von welchem Moment an hätte ich mich anders verhalten sollen?, überlegte sie, während ihr Wagen durch den Wald sauste. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich dann zum ersten Sommer zurückgehen? Oder noch weiter? Sicher bis zum Frühling. Dem, in dem mir Thomas Söderberg zum ersten Mal begegnet ist. Als er meine Klasse auf der Hjalmar-Lundbohms-Schule besuchte. Schon damals hätte ich mich anders verhalten müssen. Und ihn durchschauen. Statt so verdammt naiv zu sein. Die anderen in der Klasse, die waren offenbar viel cleverer als ich. Warum sind die nicht auf ihn hereingefallen?
     
    » Hallo, ihr, ich möchte euch Thomas Söderberg vorstellen. Er ist Pastor der Missionskirche. Ich habe ihn als Vertreter der Freikirchen eingeladen. «
    Das sagt Margareta Fransson. Die Religionslehrerin.
    Sie lächelt die ganze Zeit, überlegt Rebecka, warum macht sie das? Es ist kein fröhliches Lächeln, es ist unterwürfig und schmeichlerisch. Und sie kauft alle ihre Kleider bei der Helfenden Hand, einem Laden, der die Produkte von Frauenkollektiven in Ländern der Dritten Welt verkauft.
    » Bisher hatten wir Evert Aronsson von der schwedisch-lutherischen Staatskirche und den römisch-katholischen Geistlichen Andreas Gault zu Besuch « , sagt Margareta Fransson jetzt.
    » Ich finde, wir brauchen auch noch einen Buddhisten oder einen Muslim oder so was « , erklärte Nina Eriksson. » Warum sollen wir nur mit einem Haufen Christen reden? «
    Nina Eriksson ist

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