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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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hatte mit Wollsocken an den Füßen geschlafen und ging nun in die Decke gehüllt zum alten Küchenherd und öffnete die Klappe. Tjapp setzte sich geduldig neben die Tür und wartete. Ab und zu fiepte sie leise, um nicht vergessen zu werden.
    Rebecka griff zu einem Messer und schnitt mit geübter Hand Späne von einem neben dem Herd liegenden Holzscheit. Sie legte zwei Holzscheite über Rinde und Späne und zündete sie an. Das Feuer griff rasch um sich. Sie schob ein Stück Birkenholz hinein, das länger brennen würde als Tannenholz, und schlug die Klappe zu.
    Ich müsste mir mehr Zeit lassen, an Oma zu denken, dachte sie. Wer hat eigentlich festgelegt, dass es besser ist, sich auf das Jetzt zu konzentrieren? In meinem Gedächtnis habe ich viele Kammern, in denen Oma wohnt. Aber dort verbringe ich ja niemals Zeit mit ihr. Und was hat das Jetzt mir anzubieten?
    Jetzt fiepte Tjapp energischer und drehte bei der Tür eine kleine Pirouette. Rebecka zog sich an. Ihre Kleidungsstücke waren eiskalt, weshalb sie sich hastig und ruckhaft bewegte. Sie schob die Füße in die Stiefel, die in der Diele standen.
    »Das muss aber schnell gehen«, sagte sie zu Tjapp.
    Auf dem Weg hinaus schaltete sie die Lampen am Haus und an der Scheune ein.
    Es war ein wenig milder geworden. Das Thermometer zeigte fünfzehn Grad unter null, und der Himmel schien auf die Erde zu drücken und das Sonnenlicht auszusperren. Tjapp hockte sich ein Stück entfernt hin, und Rebecka schaute sich um. Der Hof war bis zur Scheune vom Schnee befreit worden. Um das Haus herum war der Schnee an den Wänden aufgetürmt worden, um sie gegen die Kälte zu isolieren.
    Wer hat das wohl gemacht, überlegte Rebecka. Sivving Fjällborg vielleicht? Kann es sein, dass er noch immer für Oma Schnee schippt, obwohl sie gar nicht mehr lebt? Er müsste doch jetzt auch schon um die siebzig sein.
    Sie versuchte, durch die Dunkelheit zu Sivvings Haus auf der anderen Straßenseite hinüberzuschauen. Wenn es heller wurde, wollte sie nachsehen, ob auf dem Briefkasten noch immer »Fjällborg« stand.
    Sie wanderte an der Scheune vorbei. Das Licht der Außenlampen fiel schimmernd auf die Eisblumen auf den kleinen Sprossenfenstern. Auf der anderen Seite stand das Gewächshaus der Großmutter. Mehrere zerbrochene Fensterscheiben schauten Rebecka hohläugig und vorwurfsvoll an.
    Du müsstest häufiger hier sein, sagten sie. Du müsstest dich um Haus und Garten kümmern. Sieh doch nur, wie der Kitt abbröckelt. Stell dir vor, wie die Dachziegel unter ihrer Schneedecke aussehen. Sie sind gesprungen und sitzen lose. Und dabei war Oma immer so ordentlich. Und fleißig.
    Als habe Tjapp Rebeckas düstere Gedanken lesen können, kam sie in der Dunkelheit über den Hof hinter Rebecka hergerannt und bellte einmal auf.
    »Pst«, mahnte Rebecka lachend. »Du weckst doch sonst das ganze Dorf.«
    Aus der Ferne kam ein antwortendes Gebell. Die schwarze Hündin lauschte aufmerksam.
    »Das kannst du gleich vergessen«, sagte Rebecka.
    Vielleicht hätte sie eine Leine mitnehmen sollen.
    Tjapp schaute sie glücklich an und schien zu finden, dass Rebecka als Gesellschaft für eine verspielte Hündin durchaus taugte.
    Sie bohrte ihre Nase in den federleichten Schnee, hob sie wieder und schüttelte den Kopf. Danach lud sie Rebecka zum Spielen ein, indem sie die Vorderpfoten im Schnee vergrub und den Oberkörper senkte.
    Na los, sagten ihre glänzenden, schwarzen Augen.
    »Jetzt krieg ich dich!«, rief Rebecka und schien sich über die Hündin hermachen zu wollen.
    Sofort glitt sie aus und fiel um. Tjapp kam angestürzt, sprang über sie hinweg wie ein Zirkushund, beschrieb eine überaus scharfe Drehung und stand eine halbe Sekunde später wieder vor ihr. Die rosa Zunge hing ihr aus dem lachenden Hundemaul, und sie forderte Rebecka auf, sich aufzurappeln und noch einen Versuch zu unternehmen. Tjapp flog über den aufgetürmten Schnee, und Rebecka kletterte hinterher. Dahinter versanken sie in dem metertiefen unberührten Weiß.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte Rebecka nach zehn Minuten.
    Sie saß auf dem Hintern in der Schneewehe. Ihre Wangen waren glühendrot, und sie war von Schnee bedeckt.
    Als sie wieder ins Haus kamen, war Sanna aufgestanden und hatte Kaffeewasser aufgesetzt. Rebecka zog ihre nassen Kleider aus. Jacke und Pullover waren vom schmelzenden Schnee durchtränkt, während ihre Unterwäsche vor Schweiß triefte. In einer Schublade fand sie ein T-Shirt, eine Helly-Hansen-Jacke und eine

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