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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Geschmack im Mund zu haben. Und man stand nicht da wie ein Trottel und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, während die Gedanken auf der Jagd nach den passenden Worten umherirrten wie ein Mückenschwarm. Nein, sie wollte im Auto sitzen bleiben. Und den Sicherheitsgurt nicht öffnen.
    Aber als sie den Wagen anhielt, sprang Sanna rasch und wortlos hinaus. Tjapp folgte ihr eine Sekunde später. Deshalb fühlte auch Rebecka sich zum Aussteigen verpflichtet. Sie schlug den Kragen über die Ohren hoch, aber der schützte sie nicht vor der Kälte, die sich sofort unter den Stoff stahl und sich wie zwei Wäscheklammern um ihre Ohren schloss. Sie schaute zu Sannas Haus hinüber. Es war ein kleines Mietshaus mit waldgrüner Holzverkleidung und rotem Blechdach. Auf dem Hofplatz war schon lange kein Schnee mehr geräumt worden. Die wenigen hier stehenden Autos hatten im Schnee tiefe Spuren hinterlassen. Ein alter Dodge hielt unter einer Schneewehe seinen Winterschlaf. Rebecka hoffte, dass sie beim Weiterfahren nicht stecken bleiben würde. Das Mietshaus gehörte der LKAB. Hier wohnten allerdings nur gewöhnliche Sterbliche, weshalb die LKAB dadurch Geld sparte, dass viel seltener als nötig Schnee geräumt wurde. Wer morgens mit dem Wagen zur Arbeit fahren wollte, musste selber Hand anlegen.
    Sara und Lova saßen noch auf dem Rücksitz. Ihre Hände und Ellbogen stießen in einem Nonsensreim gegeneinander, den Sara auswendig konnte und den Lova voller Mühe zu lernen versuchte. Die Kleine kam mehrere Male aus dem Takt, und beide brüllten vor Lachen, ehe sie weitermachen konnten.
    Tjapp jagte wie ein Wirbelwind herum und nahm mit ihrer schwarzen kleinen Nase alle Neuigkeiten vom Boden auf. Sie umkreiste zwei auf dem Hofplatz abgestellte unbekannte Autos. Las mit geschmeicheltem Interesse ein Haiku, das der Rüde der Nachbarn mit goldgelben Zeichen in den weißen Grund gespritzt hatte. Verfolgte die Spur einer ängstlichen Maus, die unter dem Haus verschwunden war, wohin Tjapp ihr nicht folgen konnte.
    Sanna legte den Kopf in den Nacken und schnupperte.
    »Es riecht nach Schnee«, sagte sie. »Es wird schneien. Und zwar sehr viel.«
    Sie drehte sich zu Rebecka um.
    Ach, sie hat ja solche Ähnlichkeit mit Viktor, dachte Rebecka und schnappte nach Luft.
    Die durchscheinende bläuliche Haut, die sich über den hohen Wangenknochen spannte. Obwohl Sanna etwas rundere Wangen hatte, wie ein Kind.
    Und die Haltung, dachte Rebecka. Genau wie Viktor. Der Kopf hängt immer ein wenig schief, mal nach rechts, mal nach links, als ob er ein wenig locker säße.
    »Ja, dann sollte ich wohl weiterfahren«, versuchte Rebecka, ihren Abschied einzuleiten, aber Sanna war in die Hocke gegangen und rief Tjapp.
    »Hierher, Alte! Komm her, du kleiner Troll!«
    Tjapp kam wie ein schwarzes Fellknäuel durch den Schnee gewetzt.
    Das sieht aus wie in einem Bilderbuch, dachte Rebecka. Der niedliche schwarze Hund mit Schneesternen im Fell. Sanna wie ein Waldreh in ihrem knielangen grauen Lammfellmantel und der Lammfellmütze auf der blonden Mähne.
    Sanna hatte aus irgendeinem Grund ein wunderbares Händchen mit Tieren. Sie waren einander sozusagen ebenbürtig, sie und die Hündin. Dieses kleine Tier, das jahrelang vernachlässigt und misshandelt worden war. Wohin war ihr Kummer verschwunden? Er war verflogen und dem Glück gewichen, die Nase in frischgefallenen Schnee bohren oder ein verängstigtes Eichhörnchen auf einem Baum anbellen zu können. Und Sanna. Sie hatte erst vor zwei Tagen ihren ermordeten Bruder in der Kirche gefunden. Aber hier stand sie nun und spielte mit ihrem Hund.
    Ich habe noch keine Träne auf ihrer Wange gesehen, dachte Rebecka. Ihr geht nichts nahe. Weder Kummer noch Menschen. Vermutlich nicht einmal ihre eigenen Kinder. Aber das ist jetzt wirklich nicht mehr mein Problem. Ich bin ihr absolut nichts schuldig. Ich fahre jetzt und werde nie wieder an sie oder ihre Kinder oder ihren Bruder oder diesen Kohlenpott von Stadt denken müssen.
    Sie ging zum Auto und öffnete die hintere Tür.
    »Jetzt müsst ihr aussteigen, Mädels«, sagte sie zu Sara und Lova, »ich darf mein Flugzeug nicht verpassen.«
    »Macht’s gut«, rief sie den Rücken der beiden hinterher, als die Kinder die Treppe vor der Haustür hochrannten.
    Lova schaute sich um und winkte. Sara stellte sich taub.
    Rebecka verdrängte ein Gefühl von Resignation, als Saras rote Jacke hinter der Tür verschwand. Ein Bild aus der Zeit, als sie mit Sanna und Sara

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