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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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aus wie ein viereckiger Pappkarton, der schmutzig weiße Verputz blätterte an mehreren Stellen ab. Zwei große Garagentore auf der Längsseite schauten auf die Straße. In den Toren gab es längliche Fenster, um Licht hereinzulassen. Auf der einen Querseite gab es eine normal große Tür und ein vergittertes Fenster. Auf beiden Seiten der Tür standen Plastiktöpfe mit brandgelben Tagetes. Die Tore, die Tür und die Fensterrahmen waren mit abblätternder brauner Plastikfarbe angestrichen. Auf der anderen Querseite, der Rückseite des Lokals, standen einige bleichrote Schneepflüge im hohen trockenen Herbstgras.
    Drei Hühner flatterten auf und verschwanden um die Ecke, als Rebecka auf den mit Kies bestreuten Hofplatz fuhr. Ein verstaubtes Neonschild mit dem Text LAST STOP DINER lehnte an der dem Fluss zugekehrten Längsseite. Ein zusammenklappbares Holzschild neben der Tür verkündete BAR GEÖFFNET . Auf dem Hof standen noch drei weitere Autos.
    Auf der anderen Straßenseite standen fünf Campinghütten. Rebecka nahm an, dass sie vermietet wurden.
    Sie stellte den Motor ab. In diesem Moment fuhr das Moped, das sie vorhin überholt hatten, auf den Hof und hielt vor der Wand. Ein sehr großer Junge saß auf dem Sitz. Er blieb eine Weile sitzen und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er absteigen sollte. Er schielte unter seinem Helm zu Rebecka und Torsten in dem fremden Auto hinüber und wiegte sich auf dem Sitz einige Male hin und her. Sein kräftiger Kiefer bewegte sich ebenfalls. Am Ende stieg er vom Moped und ging zur Tür. Er ging leicht vornübergebeugt. Schaute zu Boden und hatte die Arme in einem Winkel von neunzig Grad gekrümmt.
    »Jetzt kommt der Küchenchef zur Schicht«, scherzte Torsten.
    Rebecka ließ ein »hm« hören, wie juristische Referendare das machen, wenn sie nicht über plumpe Witze lachen und trotzdem den Sozius oder Mandanten nicht vor den Kopf stoßen wollen.
    Jetzt stand der große Junge vor der Tür.
    Er hat durchaus Ähnlichkeit mit einem riesigen Bären in einer grünen Jacke, dachte Rebecka.
    Er drehte sich um und ging zu seinem Moped zurück. Er knöpfte seine grüne Sportjacke auf, legte sie vorsichtig auf den Gepäckträger und faltete sie zusammen. Dann nahm er den Helm ab und legte ihn, behutsam, als sei er aus dünnem Glas, auf die zusammengefaltete Jacke. Er trat sogar noch einen Schritt zurück, sah sich die Sache an, trat wieder vor und verschob den Helm um einen Millimeter. Den Kopf noch immer gesenkt und ein wenig schräg gehalten. Er schielte zu Rebecka und Torsten hinüber und rieb sich sein breites Kinn. Rebecka hielt ihn für ungefähr zwanzig. Aber im Kopf war er ein kleiner Junge, das war klar.
    »Was macht er?«, flüsterte Torsten.
    Rebecka schüttelte den Kopf.
    »Ich geh rein und frage, ob die Küche schon geöffnet ist«, sagte sie.
    Sie stieg aus dem Auto. Durch das offene Fenster mit dem grünen Mückennetz kamen die Geräusche einer Sportsendung im Fernsehen, leise Gespräche und das Klirren von Porzellan. Vom Fluss her war ein Außenbordmotor zu hören. Es roch nach Essen. Es war kühler geworden. Die nachmittägliche Kühle streifte wie eine Hand über Moos und Blaubeergestrüpp.
    Das ist wie zu Hause, dachte Rebecka und schaute in den Wald auf der anderen Straßenseite. Ein Säulensaal aus schmalen Tannen auf dem mageren Sandboden. Die Sonnenstrahlen kamen zwischen den kupferroten Stämmen über dem Unterholz und den bemoosten Steinen sehr weit.
    Plötzlich konnte sie sich selbst sehen. Ein kleines Mädchen in gestricktem Kunstfaserpullover, der die Haare elektrisierte, wenn sie ihn über den Kopf zog. Cordhose, die unten mit einer Borte verlängert worden war. Sie kommt aus dem Wald heraus. In der Hand hält sie ein Emaille-Eimerchen voller Blaubeeren, die sie gerade gepflückt hat. Sie ist auf dem Weg zum Sommerstall. Darin sitzt die Großmutter. Auf dem Zementboden brennt ein wenig Mückenrauch. Gerade genug, denn wenn man zu viel Gras nimmt, müssen die Kühe husten. Die Großmutter melkt Mansikka, klemmt den Kuhschwanz zwischen ihre Stirn und Mansikkas Seite. Die Milch spritzt in den Eimer. Die Ketten rasseln, wenn die Kühe sich nach mehr Heu recken.
    »Ja, ja, Pikku-piika«, sagt die Großmutter, während ihre Hände rhythmisch an den Kuhzitzen ziehen. »Wo hast du denn den ganzen Tag gesteckt?«
    »Im Wald«, antwortet die kleine Rebecka.
    Sie stopft der Großmutter einige Blaubeeren in den Mund. Erst jetzt merkt sie, wie hungrig sie

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