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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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Bruder loszuwerden. Der weder arbeitete noch die Schulden abbezahlte. Er kam einfach nur und soff mit seinen Kumpels, ohne dafür zu bezahlen. Eine Bande von Versagern, die den Bruder, so lange er blechte, zum König des Abends ausriefen.
    »Die Entscheidung ist einfach«, hatte Mimmi zu seinem Bruder gesagt. »Entweder wird der Laden dichtgemacht, und dann sitzt du mit den Schulden da. Oder du überlässt alles Micke.«
    Und Bruderherz hatte unterschrieben. Blutunterlaufene Augen. Der ein wenig unangenehme Körpergeruch, der durch das seit Tagen nicht gewechselte T-Shirt drang. Und diese neue Patzigkeit in der Stimme. Die typische Vergrätztheit der Säufer.
    »Aber das Schild gehört mir«, hatte der Bruder verkündet und die unterschriebene Abmachung hastig von sich weggeschoben.
    »Ich habe jede Menge Ideen«, fügte er dann hinzu und schlug sich an den Kopf.
    »Du kannst es mitnehmen, wann immer du willst«, hatte Micke gesagt.
    Und gedacht: That’ll be the day .
    Ihm fiel ein, wie der Bruder das Schild im Internet entdeckt hatte. Ein ausrangiertes Kneipenschild aus den USA. LAST STOP DINER , weiße Leuchtbuchstaben auf rotem Grund. Damals waren sie lächerlich zufrieden damit gewesen. Aber was interessierte Micke das jetzt? Er hatte selbst auch andere Pläne. »Mimmis« wäre ein guter Name für ein Lokal. Aber davon wollte sie nichts hören. Sie bestand auf »Mickes Bar & Küche«.
    »Warum musst du so komischen Kram servieren?«
    Malte musterte mit betrübter Miene die Speisekarte.
    »Das ist überhaupt nicht komisch«, sagte Mimmi. »Das ist das Gleiche wie Kartoffelklöße, nur eben kleiner.«
    »Kartoffelklöße und Tomaten, wenn das nicht komisch ist. Nein, gib mir was aus der Tiefkühltruhe. Ich nehme Lasagne.«
    Mimmi verschwand in der Küche.
    »Und vergiss das Kaninchenfutter«, rief Malte hinter ihr her. »Hast du gehört? Keinen Salat!«
    Micke drehte sich zu Rebecka Martinsson um.
    »Bleibst du heute Nacht noch?«, fragte er.
    »Ja.«
    Wo sollte ich auch hingehen, fragte sie sich. Wohin sollte ich fahren? Was sollte ich tun? Hier kennt mich wenigstens niemand.
    »Diese Pastorin«, sagte sie dann. »Die Tote.«
    »Mildred Nilsson.«
    »Wie war sie?«
    »Saugut, fand ich. Sie und Mimmi sind das Beste, was diesem Kaff je passiert ist. Und diesem Lokal auch. Hier gab es doch bloß jede Menge unverheiratete Kerle zwischen achtzehn und dreiundachtzig, als ich angefangen habe. Aber als Mildred dann gekommen war, stellten sich auch die Frauen ein. Sie hat den Ort in Schwung gebracht.«
    »Hat die Pastorin ihnen gesagt, sie sollten in die Kneipe gehen?«
    Micke lachte.
    »Zum Essen! So war sie eben. Sie fand, die Tanten müssten auch mal unter die Leute kommen. Sich eine Pause in der Küche gönnen. Und dann haben sie ihre Typen hergeschleppt und hier gegessen, wenn sie selber nicht kochen wollten. Und es gab eine ganz andere Stimmung hier im Laden, als die Damen hergekommen sind. Früher saßen hier doch nur übellaunige Macker rum.«
    »So sind wir doch nicht«, wandte Malte Alajärvi ein, der diese Bemerkung aufgeschnappt hatte.
    »Bist du wohl, so warst du damals, und so bist du immer noch. Sitzt hier rum, glotzt auf das andere Flussufer und schimpfst über Yngve Bergqvist und Jukkasjärvi.«
    »Ja, aber der Yngve…«
    »Und schimpfst über das Essen und die Regierung und das miese Fernsehprogramm…«
    »Jede Menge Scheiß-Shows!«
    »Und über alles.«
    »Alles, was ich über Yngve Bergqvist gesagt habe, ist, dass er ein verdammter Scharlatan ist, der alles verkauft, wenn nur arctic davorsteht. Arctic sledgedogs und arctic safari und verdammt noch mal, die Japaner bezahlen sicher zweihundert extra, wenn sie auf ein arctic shit-house gehen können.«
    Micke wandte sich an Rebecka.
    »Siehst du.«
    Dann wurde er ernst.
    »Warum fragst du? Du bist doch wohl keine Journalistin?«
    »Nein, nein, das hat mich nur so interessiert. Sie hat doch hier gewohnt und dann…Nein, dieser Anwalt, der gestern Abend mit mir hier war, ich arbeite für ihn.«
    »Trägst seine Aktentasche und buchst seine Flüge?«
    »So ungefähr.«
    Rebecka Martinsson schaute auf die Uhr. Sie hatte gefürchtet und gehofft, dass eine stocksaure Anna-Maria Mella auftauchte und den Safeschlüssel verlangte. Aber vermutlich hatte der Mann der Pastorin nichts gesagt. Vielleicht wusste er ja gar nicht, was Rebecka mit den Schlüsseln vorhatte. Das alles war eigentlich ein verdammter Dreck. Sie schaute aus dem Fenster. Es wurde jetzt dunkel.

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