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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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Sie hörte, wie draußen ein Wagen auf den Kiesplatz fuhr.
    Ihr Handy brummte in ihrer Handtasche. Sie zog es heraus und schaute auf das Display. Es war die Nummer der Kanzlei.
    Måns, dachte sie und lief hinaus auf die Treppe.
    Es war Maria Taube.
    »Wie geht’s?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte Rebecka.
    »Ich habe mit Torsten gesprochen. Er sagt, dass ihr sie jedenfalls an der Angel habt.«
    »Mmm.«
    »Und dass du noch einen Moment geblieben bist, um irgendwas zu erledigen.«
    Rebecka gab keine Antwort.
    »Warst du in, wie heißt der Ort noch gleich, da, wo das Haus deiner Oma steht?«
    »Kurravaara. Nein.«
    »Ist es schlimm?«
    »Nein, es ist nichts.«
    »Warum fährst du dann nicht hin?«
    »Das hat sich einfach noch nicht ergeben«, sagte Rebecka. »Ich war ein bisschen zu sehr damit beschäftigt, künftigen Mandanten bei allerlei Drecksarbeiten zu helfen.«
    »Fauch mich nicht an, Herzchen«, sagte Maria sanft. »Und jetzt erzähl. Was sind das für Drecksarbeiten?«
    Rebecka erzählte. Sie war plötzlich so müde, dass sie sich am liebsten auf die Treppe gesetzt hätte.
    Maria seufzte.
    »Soll Torsten doch der Teufel holen«, sagte sie. »Ich werde…«
    »Das wirst du bitte nicht«, sagte Rebecka. »Das Schlimmste ist ja doch das mit dem Safe. Darin liegen die persönlichen Sachen der toten Pastorin. Es können doch Briefe sein und…ja, einfach alles. Wenn irgendwer das bekommen sollte, dann doch wohl ihr Mann. Und die Polizei. Es kann Beweismaterial dabei sein, wir wissen doch nichts.«
    »Ihr Chef wird Unterlagen, die interessant sein könnten, doch wohl an die Polizei weiterreichen«, meinte Maria Taube begütigend.
    »Vielleicht«, sagte Rebecka gedämpft.
    Sie schwiegen eine Weile. Rebecka grub mit der Stiefelspitze im Kies.
    »Aber ich dachte, du wärst hochgefahren, um dich in die Löwengrube zu begeben«, sagte Maria Taube. »Deshalb bist du doch mitgekommen.«
    »Ja, ja.«
    »Also, verdammt, Rebecka, komm mir hier nicht mit ja, ja. Ich bin deine Freundin und muss dir das sagen dürfen. Du weichst nur immer weiter zurück. Wenn du nicht wagst, in die Stadt zu fahren oder nach Kurrkavaara…«
    »Kurravaara.«
    »…sondern dich in irgendeiner Dorfkneipe am Fluss versteckst, wo willst du dann irgendwann enden?«
    »Ich weiß nicht.«
    Maria Taube verstummte.
    »Das ist nicht so leicht«, sagte Rebecka endlich.
    »Glaubst du, dass ich das glaube? Ich kann kommen und dir Gesellschaft leisten, wenn du willst.«
    »Nein«, wehrte Rebecka ab.
    »Na gut, jetzt hab ich es gesagt. Ich habe es angeboten.«
    »Und ich weiß das zu schätzen, aber…«
    »Du brauchst nichts zu schätzen. Und jetzt muss ich an die Arbeit, wenn ich vor Mitternacht zu Hause sein will. Ich rufe wieder an. Übrigens hat Måns nach dir gefragt. Ich glaube wirklich, er macht sich Sorgen. Du, Rebecka, weißt du noch, wie wir früher zu Schulzeiten im Schwimmbad waren? Und wenn wir dann direkt vom Fünfer gesprungen sind, dann brauchten wir uns danach nicht mehr vor den anderen Höhen zu fürchten. Fahr zur Kristallkirche, und besuch einen Hallelujagottesdienst. Dann hast du das Schlimmste hinter dir. Hast du mir nicht schon vor Weihnachten erzählt, dass Sanna und ihre Familie und Thomas Söderbergs Familie Kiruna verlassen haben?«
    »Du sagst ihm doch nichts?«
    »Wem?«
    »Måns. Dass ich…ich weiß nicht.«
    »Nicht doch. Ich ruf dich an, ja?«

ERIK NILSSON SITZT ganz still am Küchentisch im Pfarrhaus. Seine tote Frau sitzt ihm gegenüber. Lange wagt er nichts zu sagen. Er wagt kaum zu atmen. Das kleinste Wort, die geringste Bewegung, und die Wirklichkeit klirrt und zerspringt in tausend Stücke.
    Und wenn er die Augen zumacht, wird sie verschwunden sein, wenn er sie wieder öffnet.
    Mildred grinst.
    Du bist witzig, sagt sie. Du kannst an die Unendlichkeit des Universums glauben, daran, dass die Zeit relativ ist, dass sie sich krümmt und rückwärts läuft.
    Die Wanduhr ist stehen geblieben. Die Fenster sind schwarze Spiegel. Wie oft hat er in den vergangenen drei Monaten schon seine tote Frau herbeigerufen? Sich gewünscht, sie glitte abends, wenn er im Bett liegt, durch die Dunkelheit auf sein Bett zu? Oder dass er ihre Stimme im Flüstern des Windes in den Bäumen hört.
    Du kannst hier nicht bleiben, Erik, sagt sie.
    Er nickt. Es ist nur so viel. Was soll er mit all den Sachen machen, mit Büchern, Möbeln? Er weiß nicht, wo er anfangen soll. Das ist ein unüberwindliches Hindernis. Kaum denkt er daran, schon

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