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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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ihrer Stiftung losgelegt hat. Und das ist ja wohl eine Klassenfrage. Für die verdammten feinen Leute in Stockholm ist es leicht, Wölfe zu lieben. Aber an dem Tag, wo der Wolf auf ihren Golfplätzen erscheint und sie beim Cocktail auf der Veranda stört und ihre Pudel zum Frühstück verschlingt, da gehen sie auch auf die Jagd.«
    »Mildred Nilsson kam doch gar nicht aus Stockholm.«
    »Vielleicht nicht, aber irgendwo aus der Nähe. Der Vetter von Torbjörn Ylitalo war in Värmland, Weihnachen 92 , um seine Schwiegereltern zu besuchen, und da ist sein Jagdhund von Wölfen getötet worden. Ein Jagdchampion mit Spürhunddiplom. Ich sag Ihnen, er hat bei Micke gesessen und geflennt, als er erzählt hat, wie sie den Hund gefunden haben. Oder genauer gesagt, die Reste des Hundes. Von dem waren nur noch das Skelett und ein paar blutige Hautfetzen übrig.«
    Er sah sie an. Sie verzog keine Miene, bildete der Mann sich denn ein, sie werde in Ohnmacht fallen, bloß weil er über Skelette und Hautfetzen redete?
    Als sie nichts sagte, drehte er den Kopf zur Seite, sein Blick schweifte über die Tannen zu den ausgefransten, eilig dahinziehenden Wolken am knallblauen Herbsthimmel.
    »Ich musste einen Anwalt einschalten, um meine eigenen Kinder treffen zu können. Scheiße, Scheiße. Ich hoffe, sie musste leiden. Und das musste sie doch, oder?«

ALS REBECKA UND TEDDY zu Mickes Bar & Küche zurückkehrten, war es schon fünf Uhr nachmittags. Lisa Stöckel kam über die Landstraße auf das Restaurant zu, und Teddy rannte ihr entgegen.
    »Hund!«, rief er und zeigte auf Lisas Hund Majken. »Klein!«
    »Wir haben uns Welpen angesehen«, erklärte Rebecka.
    »Becka«, rief er und zeigte auf Rebecka.
    »Meine Güte, jetzt bist du beliebt.« Lisa lächelte Rebecka an.
    »Die Hundebabys waren wirklich ein Erfolg«, sagte Rebecka bescheiden.
    »Hunde überhaupt«, sagte Lisa. »Du hast Hunde gern, was, Teddy? Ich habe gehört, dass du dich heute um Teddy gekümmert hast, und da sage ich vielen Dank. Und ich zahle natürlich, wenn du Ausgaben für Essen oder so hattest.«
    Sie zog eine Brieftasche hervor.
    »Nein, nein«, sagte Rebecka und machte eine abwehrende Handbewegung, so dass Lisa die Brieftasche auf den Boden fiel.
    Alle Plastikkarten rutschten auf den Kies, der Ausweis für die Bibliothek, die Kundenkarte aus dem Supermarkt, die Kreditkarte und der Führerschein.
    Und das Foto von Mildred.
    Lisa bückte sich hastig, um alles aufzusammeln, aber Teddy hatte sich Mildreds Foto schon geschnappt. Es war auf einer Busreise aufgenommen worden, als Magdalena zu Exerzitien nach Uppsala gefahren war. Mildred lachte überrascht und vorwurfsvoll in die Kamera. Die Lisa in der Hand hielt. Sie hatten eine Pause eingelegt, um sich die Beine zu vertreten.
    »Ilred«, sagte Teddy zu dem Foto und schmiegte es an seine Wange.
    Er lächelte Lisa an, die mit ungeduldig ausgestreckter Hand vor ihm stand. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um ihm das Bild nicht mit Gewalt wegzunehmen. Was für ein verdammtes Glück, dass sonst niemand dabei war.
    »Ja, die beiden waren dick befreundet«, sagte sie und nickte zu Teddy hinüber, der sich das Bild noch immer an die Wange hielt.
    »Sie scheint wirklich eine ganz ungewöhnliche Pastorin gewesen zu sein«, sagte Rebecka ernst.
    »Ja, wirklich«, sagte Lisa. »Wirklich.«
    Rebecka bückte sich und streichelte den Hund.
    »Er ist doch ein Segen«, sagte Lisa. »Man vergisst alle Sorgen, wenn man mit ihm zusammen ist.«
    »Ist das nicht eine Hündin?«, fragte Rebecka und schaute dem Hund unter den Bauch.
    »Nein, ich meine Teddy«, sagte Lisa. »Das hier ist Majken.«
    Sie streichelte den Hund zerstreut.
    »Ich habe viele Hunde.«
    »Ich mag Hunde«, sagte Rebecka und streichelte Majkens Ohren.
    Mit Menschen sieht es nicht so gut aus, was, dachte Lisa. Ich weiß. Ich war auch lange so. Bin es wohl noch immer.
    Aber Mildred hatte ihr das alles ausgetrieben. Schon von Anfang an. Wie damals, als sie Lisa dazu gebracht hatte, einen Vortrag über Wirtschaftsführung zu halten. Lisa hatte versucht abzulehnen. Aber Mildred war… »stur« war ein lächerliches Wort. Man konnte Mildred nicht in dieses Wort stopfen.
    »Magst du sie nicht?«, fragt Mildred. »Magst du Menschen nicht?«
    Lisa sitzt auf dem Boden, Bruno neben ihr. Sie schneidet ihm die Krallen.
    Majken steht aufmerksam daneben, wie eine Krankenschwester. Die anderen Hunde liegen in der Diele und hoffen, dass die Reihe niemals an sie kommen wird. Wenn

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