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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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Ihre Schnauzen werden länger und ihre Ohren spitzer. Es geht schnell. Mit einem Jahr wetteifern sie darum, wer vor dem Bau Wache halten darf, während die anderen auf Jagd sind. Wenn die Erwachsenen zurückkehren, kommen die Jungen angeschwänzelt. Betteln und fiepen und lecken die Mundwinkel der Großen. Als Antwort werfen die erwachsenen Wölfe ihnen rote Haufen von zerkautem Fleisch hin. Wenn etwas übrig bleibt, bekommen das die jungen Wachtposten.
    Gelbbein verschwindet nicht zu eigenen Wanderungen. Während dieser Zeit bleibt sie beim Rudel und den neuen Welpen. Sie liegt auf dem Rücken und spielt für zwei davon die hilflose Beute. Die machen sich über sie her, das eine Junge bohrt seine spitzen Welpenzähne in ihre Lippen, das andere greift wütend ihren Schwanz an. Sie stößt das Junge um, das eben noch an ihrer Lippe hing, und bedeckt es mit ihrer riesigen Pfote. Das Kleine hat alle Mühe, sich zu befreien. Es krabbelt und kämpft. Am Ende kann es sich losmachen. Dreht auf seinen wolligen Pfoten eine Runde um Gelbbein und greift dann mit übermütigem Knurren ihren Kopf an. Beißt sie streitlustig in die Ohren. Dann schlafen sie ganz plötzlich ein. Das eine zwischen ihren Vorderbeinen, das andere mit dem Kopf auf dem Bauch seiner Geschwister. Gelbbein gönnt sich nun auch ein Nickerchen. Sie schnappt halbherzig nach einer Wespe, die ihr zu nahe kommt, verpasst sie, lauscht dem Brummen der Insekten über den Blumen. Die Morgensonne steigt über die Tannenwipfel. Die Vögel jagen durch die Luft, auf der Jagd nach Futter, das sie dann in die weit aufgerissenen Schnäbel ihrer Jungen spucken können.
    Man wird müde vom Welpenspiel. Das Glück durchströmt sie wie Frühlingswasser.

Freitag, 8. September
    POLIZEIINSPEKTOR SVEN-ERIK STÅLNACKE erwachte um halb fünf Uhr morgens.
    Verdammtes Vieh, war sein erster Gedanke.
    Normalerweise wurde er um diese Zeit von Kater Manne geweckt. Der Kater nahm dann auf dem Boden Anlauf und landete überraschend gewichtig auf Sven-Eriks Bauch. Wenn Sven-Erik dann nur grunzte und sich auf die andere Seite drehte, wanderte Manne auf Sven-Erik herum wie ein Bergsteiger auf einem Felskamm. Ab und zu stieß er ein elendes Jammern aus, was bedeutete, dass er entweder fressen oder nach draußen wollte. Meistens beides. Und zwar sofort.
    Ab und zu versuchte Sven-Erik, das Aufstehen zu verweigern, er murmelte »ist doch mitten in der Nacht, Katzenarsch« und wickelte sich in die Decke. Dann wurden die Spaziergänge über seinen Körper mit immer weiter ausgefahrenen Krallen unternommen. Am Ende kratzte Manne Sven-Erik auf dem Kopf.
    Den Kater auf den Boden zu werfen oder ihn aus dem Schlafzimmer zu jagen und die Tür zu verschließen half nicht viel. Dann ging Manne mit aller Energie auf weiche Möbel und Vorhänge los.
    »Das Viech ist zu intelligent, verdammt«, sagte Sven-Erik oft. »Er weiß, dass ich ihn dann rauswerfe. Und das will er ja schon die ganze Zeit.«
    Sven-Erik war eine ziemlich respektable Erscheinung. Hatte starke Oberarme, breite Handrücken. Etwas in Gesicht und Haltung zeigte die langjährige Gewohnheit, mit fast allem zu kämpfen, menschlichem Elend, betrunkenen Streithammeln. Und er genoss es, von einem Kater besiegt zu werden.
    Aber an diesem Morgen wurde er nicht von Manne geweckt. Er erwachte trotzdem. Aus alter Gewohnheit. Vielleicht aus Sehnsucht nach dem gestreiften Tier, das ihn immer wieder mit seinen Wünschen und Einfällen terrorisierte.
    Er setzte sich auf die Bettkante. Jetzt würde er nicht wieder einschlafen können. Es war die vierte Nacht, in der dieser verdammte Kater ausgeblieben war. Er konnte durchaus für eine Nacht verschwinden, manchmal auch für zwei. Das war kein Grund zur Sorge. Aber vier!
    Er ging die Treppe hinunter und öffnete die Haustür. Die Nacht war grau wie Wolle, auf dem Weg in den Tag. Er stieß einen langen Pfiff aus, ging in die Küche, holte eine Dose Katzenfutter, trat vor die Tür und schlug mit einem Löffel an die Dose. Kein Manne. Am Ende musste er aufgeben, es war zu kalt, nur in der Unterhose.
    So ist das, dachte er. Das ist der Preis der Freiheit. Das Risiko, dass man überfahren oder vom Fuchs geholt wird. Früher oder später.
    Er gab Kaffeepulver in die Kaffeemaschine.
    Trotzdem besser so, dachte er. Besser, als wenn Manne krank geworden wäre und er ihn zum Tierarzt hätte bringen müssen. Das wäre ein verdammter Mist gewesen.
    Die Kaffeemaschine fing an zu gurgeln, Sven-Erik ging hinauf in sein

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