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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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nach dem Begräbniskaffee noch zu sich nach Hause eingeladen.
    »Kommt mit«, hatte sie gesagt. »Mein Alter ist auf die Hütte gefahren, und ich will nicht allein sein.«
    Also waren sie zu ihr gefahren. Hatten schweigend auf dem schwarzen, weichen Ledersofa der guten Stube gesessen. Hatten nicht viel zu sagen gehabt, nicht einmal über das Wetter.
    Aber Majvor hatte etwas Aufrührerisches in sich.
    »Und jetzt ihr«, hatte sie gesagt. »Helft mir.«
    Sie hatte einen Trittleiter mit zwei Sprossen aus der Küche geholt, war hinaufgestiegen und hatte den kleinen Schrank über der Garderobe in der Diele geöffnet. Von dort hatte sie ungefähr ein Dutzend Flaschen heruntergereicht: Whisky, Cognac, Likör, Calvados. Und die anderen hatten angenommen.
    »Das sind ja edle Tropfen«, hatte eine gesagt und die Etiketten betrachtet. »Zwölf Jahre, Single Malt.«
    »Das bringt unsere Schwiegertochter immer von ihren Auslandsreisen mit«, hatte Majvor erklärt. »Aber Tord, der rührt die doch nie an, der bietet doch nur selbst gebrannten Fusel mit Limo an. Und ich bin ja auch nicht so sehr dafür, aber gerade heute…«
    Sie hatte diesen Satz mit einer wirkungsvollen Pause beendet. Sie ließ sich von der Trittleiter herunterhelfen wie eine Königin von ihrem Thron. Eine Frau auf jeder Seite hielt ihre Hände.
    »Was wird Tord dazu sagen?«
    »Was soll der sagen?«, hatte Majvor gefragt. »Nicht einmal, als er voriges Jahr sechzig geworden ist, hat er eine aufgemacht.«
    »Soll der doch sein eigenes Rattengift trinken!«
    Und dann hatten sie sich so langsam einen hinter die Binde gegossen. Hatten Choräle gesungen. Hatten einander ihre Zuneigung versichert. Hatten Reden gehalten.
    »Auf Mildred«, hatte Majvor gerufen. »Sie war die stärkste Frau, die mir je begegnet ist.«
    »Sie war verrückt!«
    »Jetzt müssen wir allein verrückt sein!«
    Sie hatten gelacht. Ein wenig geweint. Vor allem aber gelacht.
    Das war die Beerdigung gewesen.
    Jetzt sah Lisa Stöckel sie an. Sie aßen Mascarponeeis und machten Mimmi Komplimente, wenn sie vorüberfegte.
    Sie werden es schaffen, dachte sie. Die kommen zurecht.
    Und zugleich: Die Einsamkeit hatte sie gepackt, bohrte sich durch ihr Herz, setzte sich in ihr fest.
    Nach dem Herbsttreffen ging Lisa durch die Dunkelheit nach Hause. Es war kurz nach Mitternacht. Sie ging am Friedhof vorbei und wanderte dann am Flussufer bergauf. Sie kam an Lars-Gunnars Haus vorbei, konnte es im Mondschein gerade noch erahnen. Es war dunkel hinter den Fenstern.
    Sie dachte an Lars-Gunnar.
    Der Häuptling hier in der Stadt, wie er dachte. Der starke Mann am Ort. Der den Bauunternehmer, der für das Schneeräumen verantwortlich war, dazu brachte, erst die Straße nach Poikkijärvi frei zu räumen, dann erst die nach Jukkasjärvi. Der Micke half, wenn es Probleme mit der Schanklizenz gab.
    Nicht weil Lars-Gunnar selbst so oft in der Kneipe gesessen hätte. Jetzt trank er nur noch sehr selten. Früher war das anders gewesen. Früher hatten alle Männer getrunken. Freitag, Samstag und auf jeden Fall auch noch einmal in der Woche. Und dann wurde richtig gesoffen. Außerdem tranken sie fast jeden Tag Bier. So war es eben. Irgendwie musste man sich doch beruhigen, wenn man nicht durchdrehen wollte.
    Nein, Lars-Gunnar war vorsichtig, was den Schnaps anging. Lisa hatte ihn zuletzt vor sechs Jahren richtig blau erlebt. Ein Jahr ehe Mildred in die Stadt gekommen war.
    Damals war er zu ihr gekommen. Sie sah ihn noch immer vor sich, wie er in ihrer Küche saß. Der Stuhl verschwindet unter ihm. Seine Ellbogen liegen auf seinen Knien, seine Stirn auf seiner Handfläche. Er keucht. Es ist kurz nach elf Uhr abends.
    Es ist nicht nur, dass er getrunken hat. Die Flasche steht vor ihm auf dem Tisch. Er hatte sie in der Hand, als er gekommen ist. Wie eine Flagge: Ich habe getrunken, und verdammt, ich werde auch noch eine gute Weile weitertrinken.
    Sie war schon im Bett gewesen, als er an die Tür geklopft hatte. Nicht dass sie sein Klopfen gehört hatte, aber die Hunde hatten ihr schon Bescheid gesagt, als er den Fuß auf die Treppe setzte.
    Er beweist ihr natürlich eine Art Vertrauen, wenn er auf diese Weise zu ihr kommt. Geschwächt von Alkohol und Gefühlen. Sie weiß nur nicht, was sie damit anfangen soll. Sie ist daran nicht gewöhnt. Dass Leute sich ihr anvertrauen. Sie ist keine, die dazu einlädt.
    Aber sie und Lars-Gunnar sind doch miteinander verwandt. Und sie hält den Mund, das weiß er.
    Sie steht im Bademantel da

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