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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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könnten wir die Pachtsumme beträchtlich erhöhen. Und ich meine wirklich beträchtlich. Für dieses Geld könnten wir vernünftige Forstwirtschaft betreiben. Denn ehrlich gesagt, was macht Torbjörn Ylitalo eigentlich? Spielt für die Jagdgesellschaft den Laufburschen. Wir liefern also diesem Altmännerhaufen sogar einen Gratis-Angestellten.«
    Torbjörn Ylitalo ist der Jagdmeister der Kirche. Er gehört zu den zwanzig Mitgliedern der Jagdgesellschaft und ist Vorsitzender des Jagdvereins. Stefan weiß, dass sehr viel von Torbjörns Arbeitszeit dafür draufgeht, dass er zusammen mit dem Jagdleiter Lars-Gunnar die Jagd plant und Jagdhütten und Hochsitze der Kirche wartet und Jagdscheine ausstellt.
    »Also«, endet Mildred. »Wir hätten dann Geld für die Forstpflege, vor allem aber Geld für den Wolfsschutz. Die Kirche kann die Pachtsumme der Stiftung überlassen. Die Naturschutzbehörden haben die Wölfin ja jetzt markiert, aber wir brauchen mehr Geld für ihre Überwachung.«
    »Ich verstehe nicht einmal, warum du dieses Thema mir und Stefan gegenüber zur Sprache bringst«, fällt Bertil ihr ins Wort. »Änderungen im Pachtsystem sind doch wohl eine Frage für den Gemeindevorstand?«
    »Weißt du«, sagt Mildred. »Ich finde, das ist eine Frage für die Gemeinde.«
    Alle schweigen. Bertil nickt einmal. Stefan spürt einen Schmerz in der linken Schulter, einen Schmerz, der sich seinen Nacken hinaufstiehlt.
    Sie wissen genau, was Mildred meint. Sie können sich sehr gut vorstellen, wie die Diskussion verlaufen wird, wenn sie in der Gemeinde und, natürlich, in der Lokalpresse geführt wird. Die Altherrentruppe, die gratis auf dem Grund der Kirche jagt und sogar die Tiere für sich behält, die sie nicht selber erlegt hat.
    Stefan ist Mitglied der Jagdgesellschaft, für ihn gibt es kein Pardon.
    Aber der Probst hat ebenfalls seine Gründe, der Jagdgesellschaft die Stange zu halten. Die Jagdgesellschaft sorgt dafür, dass seine Tiefkühltruhe immer gut gefüllt ist. Bertil kann jederzeit Elchfilet und Waldvögel anbieten. Und die Jagdgesellschaft hat den Probst auch noch auf andere Weise für sein schweigendes Einverständnis entschädigt. Bertils hölzernes Ferienhaus zum Beispiel. Die Jagdgesellschaft hat es gebaut und unterhält es jetzt.
    Stefan denkt an seinen Platz in der Jagdgesellschaft. Nein, er betastet ihn. Wie einen glatten, warmen Stein in seiner Tasche. Das ist er nämlich, sein geheimer Glücksstein. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie er den Platz bekommen hat. Bertils Arm um seine Schultern, als er dem Jagdmeister Torbjörn Ylitalo vorgestellt wurde. »Stefan jagt«, hatte der Probst gesagt. »Er fände es nett, einen Platz in der Gesellschaft zu bekommen.« Und Torbjörn, der Feudalherr im Waldreich der Kirche, nickte, nicht einmal eine zweiflerische Miene hatte er sich erlaubt. Zwei Monate später hatte Elis Wiss seinen Platz in der Jagdgesellschaft zur Verfügung gestellt. Nach dreiundvierzig Jahren. Stefan wurde einer von den zwanzig.
    »Das ist ungerecht«, sagt Mildred.
    Der Probst erhebt sich aus Stefans Besuchersessel.
    »Ich kann nicht darüber diskutieren, solange du dich so aufregst«, sagt er zu Mildred.
    Dann geht er. Lässt Stefan mit ihr allein.
    »Wie soll das gehen«, sagt Mildred zu Stefan. »Sowie ich daran denke, rege ich mich schon auf.«
    Dann lacht sie strahlend.
    Stefan sieht sie überrascht an. Wieso grinst sie so? Hat sie nicht begriffen, dass sie sich soeben voll und ganz unmöglich gemacht hat? Dass sie eben eine Kriegserklärung sondergleichen überreicht hat? In dieser nach außen hin ziemlich intelligenten Frau, denn das ist sie, das muss er zugeben, scheint eine lallende Idiotin zu wohnen. Was soll er jetzt machen? Er kann nicht aus dem Raum stürzen, es ist doch sein Zimmer. Unschlüssig bleibt er in seinem Sessel sitzen.
    Dann sieht sie ihn plötzlich mit ernster Miene an, öffnet ihre Handtasche, nimmt drei Briefumschläge heraus und hält sie ihm hin. Es ist die Handschrift seiner Frau.
    Er erhebt sich und nimmt die Briefe entgegen. Sein Zwerchfell krampft sich zusammen. Kristin. Kristin! Er weiß, was das für Briefe sind, ohne sie gelesen zu haben. Er lässt sich wieder in den Sessel fallen.
    »Zwei sind in einem ziemlich unangenehmen Ton gehalten«, sagt Mildred.
    Ja, das kann er sich denken. Es ist nicht das erste Mal. Das ist Kristins alte Leier. Mit kleinen Variationen bleibt sie sich immer gleich. Zweimal hat er das schon durchgemacht. Sie kommen an

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