Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Ratten, dachte ich. Einen Dieb zu bestehlen. Einen Betrüger zu betrügen. Die hatten es doch nicht besser verdient. Und sie konnten uns nicht entlarven, denn dann hätten sie sich selbst bloßgestellt.«
Sven Israelsson verstummte. Rebecka Martinsson und Alf Björnfot musterten ihn, während ihm die Erkenntnis dämmerte, dass alles zu Ende war. Jetzt nahm das, was ihm bevorstand, in seinem Kopf Gestalt an. Seine Stelle zu verlieren. Angeklagt zu werden. Ins Gerede zu kommen.
»Als mir ein Vorstandsposten angeboten wurde«, sagte er und wischte sich rasch die Tränen ab, die ihm inzwischen in die Augen getreten waren, »da kam mir das nur als Beweis dafür vor, dass Kallis Mining hier oben investieren wollte. Sie wollten diese lokale Verankerung. Aber als ich dann das Geld bekam … in einem Briefumschlag, nicht aufs Konto … da war das kein besonders gutes Gefühl. Ich habe das Auto gekauft, und jeden Tag, wenn ich mich hineinsetze …«
Er beendete diesen Satz mit einem Kopfschütteln.
Ein Mann mit Gewissen, dachte Alf Björnfot noch einmal.
»Da sieht man es mal wieder«, sagte Alf Björnfot, als er und Rebecka Sven Israelssons Haus verließen.
»Wir müssen Sven-Erik und Anna-Maria Bescheid sagen«, sagte Rebecka. »Und dann müssen sie Diddi Wattrang doch zur Vernehmung antreten lassen, Verdacht auf schwerwiegenden Insiderhandel.«
»Anna-Maria hat eben angerufen. Diddi Wattrang ist in Kanada. Aber ich rede trotzdem mit ihr. Wenn wir uns weitere Informationen über diesen Aktienverkauf besorgt haben, können wir die kanadische Polizei um Hilfe bei der Festnahme bitten.«
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Rebecka. »Kommst du mit nach Kurravaara? Ich habe meinem Nachbarn, Sivving Fjällborg, versprochen, für ihn einzukaufen. Und dann lädt er zum Kaffee. Über deinen Besuch würde er sich bestimmt freuen.«
Sivving freute sich wirklich. Er redete gern mit neuen Menschen. Er und der Oberstaatsanwalt stellten rasch fest, dass sie zwar nicht miteinander verwandt waren, dass sie aber mehrere gemeinsame Bekannte hatten.
»Hier wohnst du gut«, sagte Alf Björnfot und schaute sich im Heizungskeller um.
Bella lag traurig in ihrem Korb und sah zu, wie die anderen sich an Sivvings Resopaltisch setzten und sich an Polarbrot mit Butter und Käse gütlich taten.
»Ja, hier unten ist das Leben leicht«, sagte Sivving philosophisch und tunkte sein Brot in den Kaffee. »Was braucht man? Ein Bett und einen Tisch. Den Fernseher habe ich auch hier unten stehen, aber da gibt es ja nicht viel zu sehen. Und Kleider, ich habe von jeder Sorte zwei Stück. Es gibt Leute, die mit weniger zurechtkommen, aber man will ja nicht zu Hause festhängen, weil man waschen muss. Ja, Unterhosen habe ich sogar fünf Paar, und Socken auch.«
Rebecka lachte.
»Aber du brauchtest eigentlich weniger«, sagte sie und schaute vielsagend zu den löchrigen Hosen und Socken an der Wäscheleine hinüber.
»Ach, Frauen«, lachte Sivving und suchte mit dem Blick Unterstützung bei Alf Björnfot. »Wen interessiert es denn, was ich drunter anhabe? Maj-Lis fand es auch immer schrecklich wichtig, dass sie saubere Unterwäsche hatte. Nicht meinetwegen, aber was, wenn sie überfahren würde und im Krankenhaus landete!«
»Das ist richtig«, lachte Alf Björnfot. »Stellt euch vor, der Doktor müsste sich schmutzige Unterwäsche und ein Loch im Strumpf ansehen!«
»Hör mal«, sagte Sivving zu Rebecka. »Jetzt machst du den Computer aus. Wir wollen es doch gemütlich haben.«
»Gleich«, sagte Rebecka.
Sie saß vor ihrem Laptop und versuchte, sich ein Bild von Diddi Wattrangs Finanzlage zu machen.
»Maj-Lis«, fragte Alf Björnfot. »War das deine Frau?«
»Ja, sie ist vor fünf Jahren an Krebs gestorben.«
»Sieh mal«, sagte Rebecka und drehte den Laptop zu Alf Björnfot um. »Diddi Wattrang hat gegen Ende des Monats seinen Kredit immer voll ausgenutzt, minus fünfzig, minus fünfzig. Das war jahrelang so. Aber gleich, nachdem Northern Explore auf Gold gestoßen war, wurde seine Frau im Autoregister als Besitzerin eines Hummer eingetragen.«
»Die kaufen immer Autos«, sagte Alf Björnfot.
»So einen hätte ich auch gern«, sagte Sivving. »Was kosten die? Siebenhunderttausend?«
»Diddi Wattrang hat sich des Insiderhandels schuldig gemacht. Aber wir müssen uns doch fragen, ob es eine Verbindung zu Inna Wattrang gibt.«
»Vielleicht war sie ihm auf die Schliche gekommen und hat gedroht, ihn hochgehen zu lassen«, sagte Alf
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