Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Kinderstunde auf dem Sofa ein«, sagte Anna-Maria.
»Verdammt!«, rief Alf Björnfot. »Ich frage Fred Olsson. Der muss es wissen.«
Kommissar Fred Olsson war fünfunddreißig und unersetzlich als inoffizieller Computerexperte der ganzen Wache. Er wurde angerufen, wenn der Computer hing oder jemand Musik aus dem Netz herunterladen wollte. Er hatte keine Familie, deshalb kam er auch gern abends vorbei und half den Kollegen mit heimischen Computerproblemen, wenn das gewünscht wurde.
Und er hatte Überblick über die Leute in der Stadt. Er wusste, wo die kleinen Gauner wohnten und was sie so machten. Gab ihnen ab und zu einen Kaffee aus und blieb dadurch auf dem Laufenden. Er kannte das feinmaschige Netz der Macht. Wusste, welche Spitzen der hiesigen Gesellschaft wem halfen, und ob Verwandtschaft, Leichen im Keller oder Gegendienste der Grund waren.
Alf Björnfot erhob sich, lief den Gang entlang und eine Treppe tiefer zur Polizei.
Anna-Maria gab Rebecka ein Zeichen, und die beiden Frauen liefen hinterher.
Auf dem Weg zu Fred Olssons Büro drehte Alf Björnfot sich plötzlich zu seinen Verfolgerinnen um und rief:
»Kallis! Mauri Kallis heißt er. Er ist doch hier geboren, auch wenn er schon vor ewigen Zeiten weggezogen ist.«
Dann lief er weiter zu Fred Olssons Büro.
»Na gut, Mauri Kallis, und was jetzt«, murmelte Anna-Maria Rebecka zu. »Wir haben doch eine Frau gefunden.«
Jetzt standen alle drei vor Fred Olssons Tür.
»Fredde«, keuchte der Oberstaatsanwalt. »Mauri Kallis! Nicht wahr, der hatte doch hier im Dezember einen Haufen von wichtigen Leuten zu Besuch?«
»Sicher«, sagte Fred Olsson. »Kallis Mining hat hier in der Stadt eine Grubengesellschaft namens Northern Explore AB, eine von ihren wenigen börsennotierten Unternehmen. Eine kanadische Investitionsgesellschaft hat gegen Ende des Jahres ihren kompletten Aktienposten verkauft, und da wurden viele Vorstandsmitglieder ausgewechselt …«
»Kannst du ein Bild von diesem Treffen finden?«, fragte Alf Björnfot.
Fred Olsson kehrte den drei Personen, die in seiner Tür aufgetaucht waren, den Rücken zu und schaltete seinen Computer ein. Die drei Gäste warteten geduldig.
»Sie haben einen Mann aus Kiruna in den Vorstand gewählt«, sagte Fred Olsson. »Den geb ich mal ein. Wenn wir Mauri Kallis eingeben, kriegen wir sicher tausend Treffer.«
»Ich glaube mich zu erinnern, dass ein Haufen von Anzügen im Schnee stand und fotografiert wurde«, sagte Alf Björnfot. »Ich glaube, die Frau aus der Arche war auch auf diesem Bild.«
Fred Olsson tippte eine Weile auf seiner Tastatur herum. Dann sagte er:
»Hier. Das muss sie sein.«
Auf dem Bildschirm erschien ein Bild von einer Gruppe von Männern in Anzügen. In der Mitte stand eine Frau.
»Doch«, sagte Anna-Maria Mella. »Sie hat diese antike Nase, die sozusagen zwischen den Augenbrauen anfängt.«
»Inna Wattrang, Informationschefin«, las Alf Björnfot vor.
»Na gut«, sagte Anna-Maria. »Dann lasst sie identifizieren. Sagt den Angehörigen Bescheid. Man fragt sich ja schon, wie sie draußen in Torneträsk gelandet ist.«
»Kallis Mining hat in Abisko ein Ferienhaus«, sagte Fred Olsson.
»Hör doch auf!«, rief Anna-Maria.
»Doch, wirklich. Das weiß ich, weil der Ex meiner Schwester Rohrleger ist. Und er hat die Rohre gelegt, als die Hütte gebaut wurde. Wenngleich das nicht gerade eine Hütte ist. Villa mit sportlicher Prägung, oder wie immer man das nennen soll.«
Anna-Maria drehte sich zu Alf Björnfot um.
»Natürlich«, sagte Alf Björnfot, ehe sie fragen konnte. »Ich schreibe sofort die Durchsuchungsgenehmigung aus. Soll ich Bennys Schloß & Alarm anrufen?«
»Ja, bitte«, sagte Anna-Maria. »Los geht’s«, rief sie und stürzte los, um ihre Jacke aus ihrem Büro zu holen. »Die Besprechung holen wir dann heute Nachmittag nach.«
Sie hörten ihre Stimme aus ihrem Büro.
»Komm du auch mit, Fredde. Und Sven-Erik!«
Eine Minute darauf waren sie verschwunden. Plötzlich herrschte im Haus sonntägliche Stille. Auf dem Gang standen Alf Björnfot und Rebecka Martinsson.
»Na gut«, sagte Alf Björnfot. »Und wo waren wir noch gleich?«
»Wir waren beim Kaffeetrinken«, sagte Rebecka lächelnd.
»Höchste Zeit für einen Nachschlag.«
»Ach, wie schön«, sagte Anna-Maria. »Wie aus einer Reisebroschüre!«
Sie fuhren in ihrem roten Ford Escort über den Norgeväg. Rechts lag Torneträsk. Strahlend blauer Himmel. Sonne und glitzernder Schnee. Überall auf dem
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