Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
gemacht?«
»Das weiß ich nicht.«
»Das finde ich seltsam. Sie waren doch ihr Chef. Ich habe einen ziemlich guten Überblick darüber, was meine Jungs hier in der Freizeit so treiben.«
»Ach was.«
Anna-Maria schwieg und wartete. Manchmal half das. Hier aber nicht. Mauri Kallis schwieg und wartete ebenfalls, scheinbar gänzlich unberührt.
Am Ende ergriff Anna-Maria wieder das Wort. Die drei mussten ja bald los. Das Gespräch verlief ganz besonders wortkarg und unergiebig.
»Wissen Sie, ob sie sich auf irgendeine Weise bedroht fühlte?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Drohbriefe? Anrufe? Irgendwas in dieser Art?«
Mauri Kallis schüttelte den Kopf.
»Hatte sie irgendwelche Feinde?«
»Glaub ich nicht.«
»Gibt es irgendjemanden, der gegen die Gesellschaft einen Groll hegte und dem diese Tat zuzutrauen wäre?«
»Wieso das?«
»Weiß nicht. Rache? Warnung?«
»Wer sollte das denn sein?«
»Das frage ich Sie doch gerade«, sagte Anna-Maria. »Sie beschäftigen sich mit riskanten Geschäften. Viele Leute müssen durch Sie Geld verloren haben. Jemand, der sich betrogen fühlt, vielleicht?«
»Wir haben niemanden betrogen.«
»Okay, lassen wir das erst mal.«
Mauri Kallis gab sich betont dankbar.
»Wer hat gewusst, dass sie sich im Haus der Gesellschaft in Abisko aufhielt?«
»Das weiß ich nicht.«
»Haben Sie es gewusst?«
»Nein. Sie hatte sich einige Tage freigenommen.«
»Also«, fasste Anna-Maria zusammen. »Sie wissen nicht, mit wem sie Umgang hatte, was sie in ihrer Freizeit gemacht hat, ob sie sich bedroht fühlte oder ob irgendwer einen Groll gegen Ihre Firma hegen könnte … gibt es irgendetwas, das Sie gern erzählen würden?«
»Sieht nicht so aus.«
Mauri Kallis schaute auf die Uhr.
Anna-Maria hätte ihn gern geschüttelt.
»Haben Sie jemals über Sex gesprochen? Wissen Sie, ob sie … ob sie in dieser Hinsicht besondere Gewohnheiten hatte?«
Mauri Kallis kniff die Augen zusammen.
»Wie meinen Sie das?«, fragte er. »Warum wollen Sie das wissen?«
»Haben Sie je darüber gesprochen?«
»Wieso das? Wurde sie … war da etwas … ist sie etwas Sexuellem ausgesetzt worden?«
»Wie gesagt, es ist zu früh …«
Mauri Kallis erhob sich.
»Entschuldigung«, sagte er. »Ich muss los.«
Und mit diesen Worten verließ er das Zimmer, nachdem er Anna-Maria kurz die Hand gereicht hatte. Sie konnte nicht einmal das Tonbandgerät ausschalten, ehe sich die Tür hinter ihm schloss.
Sie erhob sich und schaute hinaus auf den Parkplatz. Kiruna war jedenfalls gescheit genug, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Dichter Schnee und strahlender Sonnenschein.
Mauri Kallis, Diddi Wattrang und ihr Sicherheitschef kamen aus der Wache und gingen auf ihren Mietwagen zu.
Mauri Kallis ging zwei Meter vor Diddi Wattrang, sie wechselten nicht ein Wort, wie es aussah. Der Sicherheitschef öffnete für Mauri Kallis die Hintertür, doch der ging um den Wagen herum und setzte sich vorn auf den Beifahrersitz. Diddi Wattrang musste allein hinten sitzen.
Ach was, ach was, dachte Anna-Maria. Und dabei haben sie im Fernsehen wie enge Freunde ausgesehen.
»Wie war es?«, fragte Sven-Erik fünf Minuten später.
Er, Anna-Maria und Tommy Rantakyrö saßen in Anna-Marias Arbeitszimmer und tranken Kaffee.
»Wie soll ich sagen«, sagte Anna-Maria zögernd. »Das war so ungefähr meine mieseste Vernehmung aller Zeiten.«
»Das doch sicher nicht«, sagte Sven-Erik tröstend.
»Es wäre besser gewesen, wenn sie gar nicht stattgefunden hätte, das kann ich dir sagen. Wie ist es mit Diddi Wattrang gelaufen?«
»Auch nicht besonders. Wir hätten vielleicht tauschen sollen. Er hätte wohl lieber mit dir gesprochen. Aber was er gesagt hat … dass sie seine beste Freundin war. Und dann hat er losgeheult. Er wusste nicht, dass sie in Abisko war, aber da war sie ja nun eben. Hat nicht viel darüber erzählt, was sie eigentlich gemacht hat. Hatte wohl irgendwelche Liebhaber, aber offenbar keine, von denen ihr Bruder gewusst hätte.«
»Der Sicherheitschef Mikael Wiik war in Ordnung«, sagte Tommy Rantakyrö. »Wir haben uns kurz unterhalten. Er war Fallschirmjäger beim Militär und danach auf der Offiziersschule.«
»Aber war er auch bei der Polizei?«, fragte Sven-Erik.
»Also, irgendwer verschweigt da etwas und hat Geheimnisse«, sagte Anna-Maria, die weiterhin an ihr Gespräch mit Mauri Kallis dachte. »Entweder sie oder die.«
»Doch, er war bei der Polizei«, sagte Tommy Rantakyrö. »Aber dann hat
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