Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
er über den anderen.
Sie gingen den Ocean Drive entlang, die ganze Gesellschaft, zu einem von Gerhart Sneyers gemieteten Boot. Der Wind ließ die Palmen rauschen, trotzdem war es so heiß, dass ihnen der Schweiß ausbrach. Der Rotzbengel wurde immer wieder aus seiner Konzentration gerissen, grinste vielsagend hinter Bodybuildern her, die über den Strand joggten, um Fett zu verbrennen, und sich die Shorts in die Arschfalte geklemmt hatten, um braun zu werden.
Das Boot war ein Fairline Squadron, 74 Fuß, Doppelbett an Deck, doppelte Caterpillarmotoren und eine Spitzengeschwindigkeit von 33 Knoten.
»It’s what the celebrities want«, sagte der Rotzbengel in seinem gebrochenen Englisch und schaute vielsagend zu dem Doppelbett hinüber.
»Nicht gerade zum Sonnenbaden gedacht«, fügte er dann hinzu.
Mauri, Inna und Gerhart Sneyers waren unter Deck verschwunden. Mikael Wiik bat um Entschuldigung und lief hinterher.
Als er den Salon erreicht hatte, stellte er sich in die Türöffnung.
Gerhart Sneyers wollte gerade etwas sagen, legte aber eine kurze Pause ein, als Mikael Wiik hereinglitt. Die Pause war gerade so lang, dass Mauri ihn wegschicken könnte. Aber Mauri sagte nichts, er warf Gerhart nur einen Blick zu, der ihn bat weiterzusprechen.
Eine Demonstration der Stärke, dachte Mikael Wiik. Mauri entscheidet, wer dabei sein darf und wer nicht. Gerhart ist allein. Mauri hat mich und Inna.
Und Inna bedachte Mikael mit dem kürzesten Blick aller Zeiten. Du gehörst zu uns. Unserem Team. Den Gewinnern. Den Spitzenleuten, die Gerhart Sneyers um ein Treffen bittet.
»Wie gesagt«, sagte Gerhart Sneyers zu Mauri. »Wir haben dich schon lange im Auge. Aber ich wollte erst sehen, worauf ihr in Bezug auf Uganda hinauswollt. Wir wussten nicht, ob du verkaufen willst, wenn die Probebohrungen beendet sind. Ich wollte sehen, ob du aus dem richtigen Stoff bist. Und das bist du einwandfrei. Feiglinge trauen sich nicht, in diesen Gegenden zu investieren, das ist viel zu unsicher. Aber glory to the brave, nicht wahr? Herrgott, was für Funde. Kleine Kinder mit einem Brett und einem Lappen können Gold gewinnen, überleg doch mal, was uns da möglich ist …«
Er legte eine Pause ein, um Mauri die Möglichkeit zu einer Bemerkung zu geben, aber Mauri sagte nichts.
»Jetzt besitzt du große Gruben in Afrika«, fuhr Sneyers fort. »Und deshalb würden wir uns geehrt fühlen, wenn du in unseren kleinen … Club der Abenteurer einträtest.«
Er redete vom African Mining Trust. Einem Zusammenschluss ausländischer Grubengesellschaften in Afrika. Mikael Wiik weiß von ihnen. Er hat Inna und Mauri darüber sprechen hören. Er hat sie auch über Gerhart Sneyers sprechen hören.
Gerhart Sneyers steht auf der schwarzen Liste der Human Rights Watch; Gesellschaften, die mit schmutzigem Gold aus dem Kongo handeln.
»Seine Grube im westlichen Uganda dient vor allem der Geldwäsche«, hat Mauri gesagt. »Milizen plündern die Gruben im Kongo, Sneyers kauft dort und in Somalia Gold und verkauft es weiter als Produkt seiner Gruben in Uganda.«
»Wie haben viele gemeinsame Interessen«, sagte Gerhart Sneyers jetzt. »Infrastruktur aufbauen. Sicherheitsvorkehrungen. Die Mitglieder unserer Gruppe können in weniger als vierundzwanzig Stunden aus einem bedrohten Gebiet ausgeflogen werden. Von überall. Glaub mir, wenn du solche Probleme bisher noch nicht gehabt hast, dann wird dir das früher oder später passieren. – Außerdem arbeiten wir auf lange Sicht«, fügte er hinzu und füllte die Gläser von Mauri und Inna ein weiteres Mal.
Inna hatte ihr Glas geleert, es unbemerkt mit dem von Mauri vertauscht und auch seins getrunken. Gerhart Sneyers sagte jetzt:
»Unser Ziel ist es, europäische, amerikanische und kanadische Politiker in unseren Vorstand zu holen, mehrere Muttergesellschaften der Gruppe haben Kontakt zu früheren Staatschefs. Auch das ist ein Druckmittel. Einflussreiche Personen in den Ländern, aus denen Entwicklungshilfe fließt, weißt du. Nur, damit die Neger uns nicht austricksen.«
Inna bat um Entschuldigung und fragte nach der Toilette. Als sie verschwunden war, sagte Sneyers:
»Wir werden in Uganda Probleme bekommen. Die Weltbank droht damit, die Entwicklungshilfe einzufrieren, um demokratische Wahlen zu erzwingen. Aber Museveni hat keine Lust, auf die Macht zu verzichten. Und wenn er die Entwicklungshilfe verliert, haben wir ein neues Simbabwe. Kein Grund mehr, sich beim Westen lieb Kind zu machen, die
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