Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
ausländischen Investoren werden hinausgeworfen. Und dann verlieren wir alles. Er wird alles an sich reißen. Aber ich habe einen Plan. Obwohl der nicht billig ist.«
»Ach?«, fragte Mauri.
»Sein Vetter Kadaga ist General der Armee. Und sie sind aneinandergeraten. Museveni bildet sich neuerdings ein, sein Vetter sei nicht loyal. Womit er im Grunde recht hat. Museveni reduziert Kadagas Macht, indem er dessen Soldaten nicht bezahlt. Sie werden auch nicht mehr verpflegt. Museveni hat andere Generäle, die er unterstützt. Es ist so weit gekommen, dass der Vetter sich nicht mehr nach Kampala traut. Er hat Angst, ins Gefängnis gesteckt oder irgendeines Verbrechens angeklagt zu werden. Er hat da oben im Norden gerade die Hölle. Die LRA und andere Gruppen kämpfen mit den Regierungstruppen um die Kontrolle über die Gruben im Kongo. Bald werden wir aus Nord-Uganda gedrängt, und dann werden sie sich auch dort um die Gruben schlagen. Um ihre Kriege zu finanzieren, brauchen sie Gold. Wenn General Kadaga seine Soldaten nicht bezahlen kann, hauen die ab. Zu dem, der besser zahlt, anderen Regierungstruppen oder Milizen. Er ist verhandlungsbereit.«
»Worüber denn?«
»Über finanzielle Mittel, um seine Truppen wieder aufzubauen. Und nach Kampala zu marschieren.«
Mauri blickte Gerhart Sneyers misstrauisch an.
»Ein Staatsstreich?«
»Vielleicht nicht, ein legales Regime wäre besser für die internationalen Verbindungen. Aber wenn Museveni … eliminiert würde. Dann könnten wir bei einer Wahl einen neuen Kandidaten ins Spiel bringen. Und dieser Kandidat müsste das Militär hinter sich haben.«
»Was wäre das denn für ein Kandidat? Woher sollen wir wissen, dass die Lage mit einem neuen Präsidenten besser wird?«
Gerhart Sneyers lächelte.
»Ich kann dir natürlich nicht sagen, wer es ist. Aber unser Mann wird gescheit genug sein, sich an uns zu halten. Er wird wissen, dass wir Musevenis Schicksal entschieden haben und dass wir auch seins entscheiden können. Und General Kadaga wird ihn unterstützen. Und wenn Museveni nicht mehr da ist, werden sich auch die anderen Generäle anschließen, die meisten jedenfalls. Museveni is a dead end. Also … bist du dabei?«
Mauri Kallis versuchte, das Gehörte zu verarbeiten.
»Ich muss es mir überlegen«, sagte er.
»Überleg nicht zu lange. Und wenn du schon dabei bist: Verschieb dein Geld an einen Ort, wo du es ausbezahlen kannst, ohne dass es zu dir zurückverfolgt werden kann. Ich werde dir den Namen einer überaus diskreten Bank nennen.«
Inna kehrte von der Toilette zurück. Gerhart Sneyers füllte abermals die Gläser und gab eine letzte Salve ab:
»Sieh dir China an. Denen ist es doch total schnurz, dass die Weltbank kein Geld mehr an undemokratische Staaten verleiht. China unterstützt Industrieprojekte in Entwicklungsländern mit Milliarden. Und damit besitzen sie enorme Anteile an der wachsenden Wirtschaft von morgen. Ich habe nicht vor, dabei tatenlos zuzusehen. Und gerade jetzt haben wir im Kongo und in Uganda unsere Chance.«
Mikael Wiik wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Ebba Kallis in die Küche kam. Sie trug noch immer Reitkleidung und leerte im Stehen ein Glas Saft.
Mauri blickte von der Zeitung auf.
»Ebba«, sagte er. »Das Essen morgen Abend, ist alles dafür bereit?«
Sie nickte.
»Und dann wollte ich dich bitten, dich um Innas Beerdigung zu kümmern«, fügte er hinzu. »Ihre Mutter, du weißt … Es würde ein Jahr dauern, bis sie die perfekte Gästeliste zusammengestellt hätte. Außerdem gehe ich davon aus, dass ich die Rechnung bezahlen muss, und da bin ich doch froh, wenn du einkaufst und nicht sie.«
Wieder nickte Ebba. Sie wollte nicht, aber was blieb ihr schon für eine Wahl? Er weiß, dass ich mich nicht um ihre Beerdigung kümmern will, dachte sie. Und er verachtet mich, weil ich es trotzdem tue. Ich bin seine billigste Angestellte. Und ich bin es, die sich zusammenreißen muss, wenn ihre Mutter mit all ihren unmöglichen Wünschen kommt.
Ich will keine Beerdigung arrangieren, dachte Ebba Kallis. Können wir nicht einfach … eine Grube ausheben oder so?
Sie hatte nicht immer so empfunden. Inna hatte sie anfangs verführt. Anfangs war Ebba einfach bezaubert gewesen.
Es ist eine Nacht Anfang August. Mauri und Ebba sind frisch verheiratet und eben nach Regla gezogen. Inna und Diddi wohnen noch nicht hier.
Ebba wird davon geweckt, dass jemand sie anstarrt. Als sie die Augen öffnet, beugt Inna sich über ihr
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