Rebel Force 02 - Die Geisel
jemanden so viel sprechen und dabei so wenig sagen hören. Weiche Worte auch immer aus seinem Mund sprudeln, sie haben stets dieselbe Bedeutung: Ja, Sie haben recht.
Sie beobachtet ihn und keucht auf, als er den Kopf in Richtung ihres Verstecks dreht. Sein Blick wandert über die Menge und bleibt bei ihr hängen. Sie weiß, dass sie vollkommen versteckt ist, doch sie wird das Gefühl nicht los, dass er von ihrer Anwesenheit weiß.
»Mir ist langweilig«, flüstert sie Winter zu. »Lass uns hier verschwinden.«
Doch als sie aus ihrem Versteck schleichen, läuft sie geradewegs ihrem Vater in die Arme. Und er ist nicht sonderlich erbaut darüber.
Er schreit nicht. Er schickt sie lediglich auf ihr Zimmer. Morgen sollte sie eigentlich mit Winter zum Festival der Rotglockenblüte gehen. Allerdings wird das ihrem Vater zufolge nun nicht geschehen.
Denkt er.
Leia wartet, bis er eingeschlafen ist. Dann öffnet sie ihr Schlaf - Zimmerfenster und klettert auf den Sims hinaus. Sie balanciert vorsichtig auf dem Rahmen und wägt ihre Möglichkeiten ab. Dort ist ein tief hängender Ast, doch er liegt außerhalb ihrer Reichweite. Selbst wenn sie sich ganz weit hinauslehnt, erreicht sie ihn nicht. Aber wenn sie springt, dann wird sie ihn zu fassen bekommen. Außer sie verfehlt ihn.
Sie verfehlt nie etwas.
Leia wirft sich in Richtung des Asts und vergräbt ihre Finger in der rauen Borke. Sie hängt einen Moment lang da und baumelt mit den Beinen in der Luft, stolz auf das, was sie geschafft hat. Dann zieht sie sich Griff über Griff in Richtung des Stammes und klettert zu Boden.
Sie läuft über das dunkle und verlassene Palastgelände und lacht in der nächtlichen Luft. Sie ist frei.
Die Stadt ist im Dunkeln anders. Die Straßen sind verlassen. Sie weiß nicht, wohin sie geht, doch das ist ihr egal.
Sie hört die Schritte nicht und bemerkt den Schatten nicht, der ihr durch die Nacht folgt.
Sie hat keine Angst.
»Sind Sie sicher, dass es hier ist?«, fragte Han, als sie bei den Koordinaten ankamen, die Luke ihnen gegeben hatte. »Das ist ja eine völlige Müllhalde.« Es war ein großes Lagerhaus aus Durabeton, an allen Seiten umgeben von Müllhaufen. Weite Teile Leilanis schienen aufgegeben oder verlassen zu sein -dieses Gebäude jedoch war offenbar abbruchreif.
Leia warf einen Blick über die Schulter, aber Fess war verschwunden. Sie überprüfte die Koordinaten noch einmal. »Das ist es.«
Sie gingen hinein.
Und betraten einen Albtraum.
Wie konnte das geschehen?, dachte Leia voller Schrecken und zwang sich, in die verzweifelten, hoffnungslosen Gesichter ihres Volkes zu schauen. Wie konnte ich das geschehen lassen?
Seit der Vernichtung Alderaans hatte sie sich mit einer Rebellenmission nach der anderen abgelenkt und ihren Schmerz zu vergraben versucht. Zu vergessen.
Doch sie hatte nie im Sinn gehabt, das Volk zu vergessen, das sie zurückgelassen hatte.
»Du hattest recht«, sagte Luke, der neben ihr auftauchte. »Manaa und Var Lyonn hatten tatsächlich etwas zu verbergen. Und zwar das.«
Der Mann neben ihm, nicht sonderlich alt, aber schon leicht ergraut, streckte Leia die Hand hin. »J'er Nahj«, stellte er sich vor. »Die delayanische Regierung wollte nicht, dass Sie unsere wahre Situation sehen, aber Luke hier dachte, es könnte Sie interessieren.«
»Ich bin Nahj vor dem Hotel begegnet«, sagte Luke und bedachte den Mann mit einem seltsamen Blick. »Er erklärte sich bereit, mich hierher zu bringen, damit ich es selbst sehen konnte.«
»Wir sind mehr als siebentausend, Euer Hoheit«, sagte Nahj. »Und das sind nur die, von denen wir wissen. Die Glücklicheren besaßen Credits außerhalb des Planeten oder Freunde oder Familie, auf die sie sich stützen konnten. Die weniger Glücklichen wurden von der Regierung aufgenommen, bekamen Häuser und Waren und wurden ausgestellt, um Leute wie Sie zu beeindrucken. Um sicherzugehen, dass das Geld weiter hereinfließt. Und hier sehen Sie, was mit denen geschah, die gar kein Glück hatten. Diejenigen, die plötzlich allein in der Galaxis waren und für die alles zerstört war, das sie gekannt und geliebt hatten. Die sich nicht mehr leisten konnten, sich selbst zu ernähren - oder die den Willen dazu nicht mehr aufbringen, weil sie lieber tot wären. Wir fallen der delayanischen Wirtschaft zur Last. Schlimmer noch: Wir sind ein Mahnmal des Unglücks. Also ist es einfacher, uns hier abzuladen und zu vergessen. Das macht es allen einfacher weiterzumachen.«
Leia nahm
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