Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Sara konnte unterdrückte Schluchzer hören und zitternde Schultern erkennen. Oh Mist, was war denn da passiert? Sollte sie zu Theresa hinüberrutschen?
Sara verharrte und lauschte. Das Schluchzen wurde nicht leiser. Nach einer Minute nicht, nach zwei Minuten nicht und auch nicht nach fünf Minuten. Langsam erhob sie sich und tappte zu Theresa hinüber. Wortlos setzte sie sich zu ihr, strich ihr sacht über den Kopf und versuchte noch einmal, sie zum Reden zu bringen.
»Was ist denn los? Kann ich dir helfen?«, fragte Sara vorsichtig. Doch Theresa reagierte nur, indem sie steif wie ein Brett wurde und sich den Schlafsack über den Kopf zog. Nach einer Weile erhob sich Sara seufzend, ging zurück zu ihrer Matratze und versuchte tapfer, das Schniefen aus der hintersten Ecke zu überhören.
»Wir sind die Letzten, oder?« Sara stolperte hinter Luca her, der trotz seiner anhaltenden Miesepeterstimmung auf sie gewartet hatte, als sie für unaufhaltsame Erledigungen hinter einem dicken Felsen verschwunden war. Sie freute sich darüber, denn Lucas Begleitung hatte ihr gefehlt. Endlich bot sich die Gelegenheit, mit ihm zu reden oder ihn sogar zu besänftigen. Vielleicht hatte er ja inzwischen eingesehen, dass er in Wirklichkeit gar keine Gefühle für sie hegte und alles nur ein Irrtum gewesen war?
Angesichts des immer schlechter werdenden Wetters hatte Leo angeordnet, schnurstracks zur nächsten Hütte zu gehen, anstatt die Etappe wie geplant zu beenden. Der Wind nahm ständig zu und die Luft wurde schnell kälter. Das Wetter in den Alpen war einfach verrückt: Morgens lief man noch im T-Shirt herum und am Abend drohte ein Schneesturm. Jetzt, in der aufsteigenden Dämmerung, war es frostig kalt, vereinzelt segelten bereits weiße Flöckchen auf sie herab.
Sara griff in die Luft. »Hier«, sie streckte Luca ihre Hand entgegen. »Hab ich für dich gefangen, die erste Schneeflocke dieses Jahres.« Sie grinste schief, als er kurz den Blick auf ihre Handfläche senkte, in der nur noch ein kleiner Wassertropfen zu sehen war. Etwas anderes schien ihn zu beschäftigen, denn er schaute sich, ohne auf ihre Geste einzugehen, besorgt um. »Wo steckt denn Theresa? Sie war gerade eben noch direkt vor uns. Ich glaube, sie hat irgendetwas. Obwohl ich gerufen habe, dass sie auf uns warten soll, ist sie einfach weitergelaufen.«
Klar stimmt mit ihr etwas nicht, das weiß doch jeder, verkniff sich Sara zu sagen und meinte aber nur: »Sie ist schon den ganzen Tag schrecklich drauf. Sie hat nicht einmal am Tanz um den goldenen Toni teilgenommen. Eine ganz merkwürdige Sache ist das.« Doch Luca brummte nur und stiefelte weiter. Na, dann eben keine Unterhaltung, dachte Sara und sann noch ein wenig über Theresa nach. Hoffentlich war sie endlich zur Vernunft gekommen und hatte beschlossen, die Balz um Toni aufzugeben. Machte ihr das etwa zu schaffen? Oder war ihr etwas zugestoßen? Hatte Toni in seiner Verzweiflung Theresa als Trostpflaster benutzt? Nein, dann würde sie heute im siebten Himmel schweben, da war sich Sara sicher. Oder hatte ihr Toni eine unschöne Erfahrung beschert? Unmöglich, Theresas Kummer musste einen anderen Grund haben.
»Verdammt, ich glaube, Theresa hat die falsche Abzweigung genommen, wir hätten sie schon längst einholen müssen«, meinte Luca besorgt und nahm Saras eiskalte Hand. »Komm schnell!« Er zog sie den Weg hinunter zur nächsten Kreuzung. »Hier muss Theresa falsch abgebogen sein, sonst hätten wir sie gesehen«, stellte Luca fest.
»Bist du dir sicher?« Sara versuchte, den Weg entlangzuschauen. »Der roten Markierung sind wir bisher gefolgt, aber wir müssen uns jetzt nach den Schildern richten, um die Hütte zu finden. Das ist doch logisch!«
»Außer man ist in Gedanken vertieft oder läuft absichtlich falsch.« Luca kniff den Mund zusammen.
»Warum sollte Theresa das tun? Sie war zwar den ganzen Tag irgendwie komisch, aber sie weiß doch, wie gefährlich das sein kann. So ein Mist, ich hätte besser auf sie achtgeben sollen. Was hat sie sich nur dabei gedacht?« Sara machte sich und Theresa insgeheim Vorwürfe. Am liebsten würde sie ja so schnell wie möglich die anderen einholen, in der warmen Hütte sitzen und von einem sicheren Ort dem Unwetter zuschauen. Aber war es nicht Saras Pflicht, Theresa als Freundin beizustehen und nach ihr zu schauen, trotz der vergangenen Tage und ihres Verhaltens? Sara biss sich auf die Lippen. Hoffentlich bemerkte Theresa, dass sie sich unmöglich allein
Weitere Kostenlose Bücher