Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
zurechtfinden konnte, und würde schnell wieder umkehren. Und überhaupt, wo wollte sie denn hin?
»Frag mich nicht, sie ist jedenfalls falsch gelaufen. Wir müssen sie zurückholen«, unterbrach Luca ihre Gedanken.
»Und die anderen? Die können doch auch noch nicht weit sein? Haben die nichts bemerkt?« Suchend blickte sich Sara um. Niemand war zu sehen. »Theresa!«, rief sie. »THERESA!«
»Das hat keinen Sinn. Bei dem Wind hört man nichts. Wir müssen ihr nach.«
»Und den anderen Bescheid geben!«, beharrte Sara.
»Dann suche ich Theresa und du gehst zur Hütte. Vielleicht kann ich sie einholen.«
»Ehrlich, das ist eine saublöde Idee. Schon vergessen? Wir dürfen nicht allein gehen. Was ist, wenn wir uns verlaufen? Dann sind drei Leute allein unterwegs!« Sara bemerkte zu ihrem Leidwesen einen hysterischen Unterton in ihrer Stimme. Die Vorstellung, sich ohne Luca durch Wind und Regen kämpfen zu müssen, bescherte ihr eine dicke Gänsehaut.
Luca wies auf den breiten Weg, der zur Hütte führte. »Da kannst du dich nicht verirren, das ist geradezu eine Autobahn. Laut Leo gibt es nach der Kreuzung einen kleinen Aufstieg und schon ist man dort.« Luca schnaubte. »Allerdings hat Leo komische Vorstellungen von kleinen Aufstiegen. Los jetzt, wir verlieren definitiv zu viel Zeit, wenn wir hier noch lange rumquatschen und erst zu den anderen gehen.« Und bevor Sara noch ein Gegenargument einfiel, hatte er sich abgewandt und rannte förmlich den schmalen Weg entlang, auf dem er Theresa vermutete.
»Ich beeile mich!«, rief sie ihm nach, allerdings nicht, um ihm Mut zu machen, sondern vielmehr, um sich selbst zu beruhigen. Doch Luca war schon hinter der nächsten Biegung verschwunden. Sara war allein. So schnell war sie noch nie einen Berg hinaufgehetzt. Auch nicht vor ein paar Tagen, als Frau Neuhaus allen eine Runde Almdudler versprochen hatte, wenn sie es vor dem ersten Regentropfen zur Hütte schaffen würden.
Der Wind blies ihr eisig vom Berg entgegen, als wollte er sie zurück ins Tal drücken. Die Strecke mochte vielleicht kurz sein, dafür verlief der Pfad aber so exponiert, dass er keinen Schutz bot.
Sara nahm ihren ganzen Mut zusammen und lief stur geradeaus. Sie war keine zehn Minuten unterwegs, als sie glaubte, durch das Tosen des Windes Schritte zu hören, die über Geröll rutschten. Ein deutliches Klick-Klack drang an ihr Ohr. »Frau Neuhaus?«, rief sie angespannt und lauschte nach weiteren Geräuschen. Der Wind trieb ihr die Tränen und Regentropfen in die Augen, sodass sie fast blind war. Sie keuchte atemlos und horchte in die Landschaft. Das Klick-Klack wurde lauter, die Schritte polterten nun regelrecht, als würde ihr jemand in halsbrecherischem Tempo entgegenrasen und sie jeden Moment über den Haufen rennen. Vorsichtig trat sie ein wenig zur Seite. »Frau Neuhaus?«, rief sie wieder, dieses Mal ein wenig lauter.
»Theresa? Sara? Wo seid ihr?« Das war definitiv nicht Frau Neuhaus’ Stimme, sondern die eines Mannes. Der Wind verzerrte den Ton, sodass sie vor Schreck fast in Ohnmacht fiel, als Toni plötzlich vor ihr stand. Er brauchte nur eine Sekunde, um sich zu fassen, dann packte er sie am Oberarm und schüttelte sie grob. »Sag mal, was habt ihr euch dabei gedacht? Wir machen uns riesige Sorgen da oben.« Jetzt erst fiel ihm auf, dass Sara allein war. »Wo ist der Rest?«
»Ich sollte zur Hütte gehen und euch Bescheid geben. Theresa ist falsch abgebogen und Luca sucht sie jetzt.« Sara befreite sich aus Tonis festem Griff, der hektisch um sich sah.
»Verdammt, wir müssen sie ganz schnell finden, in einer halben Stunde ist es stockdunkel – oder schon vorher, wenn das Unwetter zuschlägt. Das ist gefährlich!«, schrie er ihr ins Gesicht und fuchtelte mit Frau Neuhaus’ Wanderstöcken, die er sich wohl ausgeliehen hatte.
»Sag ich ja, ich wollte Leo doch nur …«
»Er hat mich geschickt, ich hab’s verbockt, Sara. Ich meine, die Sache mit Theresa und den Mädels. Los, wir gehen gemeinsam, ich kann dich ja nicht auch noch verlieren.«
Okay, wenn er meint, dann drehen wir eben um, dachte Sara ergeben und sehnte sich mehr denn je nach einer heißen Suppe. Besser mit Toni zurückgehen, als allein nach vorn. Er legte ein solches Tempo vor, dass sie garantiert in wenigen Minuten Luca einholen würden.
»Wo sind sie lang?«, fragte Toni, als sie die Weggabelung erreicht hatten.
»Da, der roten Markierung nach. Aber was ist eigentlich los? Was hast du verbockt?«, fragte
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