Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Dankeschön abringen.«
Bis spät in die Nacht hinein saßen die drei zusammen, und wenn es mal zu peinlichen Pausen zwischen Toni und Sara kam, dann fiel der Sennerin garantiert noch eine Geschichte ein, über die sie sich kringelig lachen konnten. Sara musste sich mehrfach kneifen – erstens, um nicht einzuschlafen, und zweitens, um zu begreifen, dass sie hier wirklich mit dem tollen Toni saß, über seine Wandergruppen-Geschichten und die harte Ausbildung durch seinen Vater lachte und ihrerseits von ihren durchgeknallten Schwestern erzählte, bis sie Tränen in den Augen hatte.
»Leider hatte Theresa die »du weißt schon was«-Dinger von mir, Toni«, gab sie zerknirscht zu, als die Sprache auf die Vermissten kam und Toni der Sennerin von Theresas Verführungsversuch erzählte. »Was?«, rief Toni verblüfft und die Sennerin riss die Augen auf. »Mann, ich dachte, jeder hat das mitbekommen«, sagte Sara und erzählte kurz, was es mit den Kondomen auf sich hatte. »Und irgendwann war das Päckchen verschwunden und Theresa stand mit perfekter Ausrüstung vor dir. Rätsel gelöst«, schloss sie ihren Bericht.
»Ja, Theresa hat sich da ziemlich verrannt, dabei hat sie das überhaupt nicht nötig. Sie ist ein tolles Mädchen und ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Aber mir«, gestand Toni. »Ich hätte das Spiel schon viel früher beenden sollen.«
Endlich klopfte die Sennerin auf den schweren Holztisch. »Schluss für heute. Bevor wir noch ganz gefühlsduselig werden, geht’s lieber in die Schlafsäcke, sonst seid ihr morgen hundemüde. Wir teilen uns den Dachboden, das ist hier ganz unkompliziert. Nach euren Erzählungen kann ich auch annehmen, dass ihr anständig bleibt, gell?« Sie zwinkerte den beiden zu. »Also, das Bad ist ein wenig einfach. Dort hinten, die Nische mit dem Bottich und dem Eimer. Warmes Wasser steht immer auf dem Herd. Wer was nimmt, füllt’s wieder auf. Es lohnt sich nicht, eine Wasserleitung hier hoch zu legen, und ich komm prima damit zurecht.«
Sara schlief schon fast, als die Sennerin und Toni nach oben kamen. Sie hatte den Welpen wie ein besonders flauschiges Plüschtier an sich gekuschelt und ihre Gedanken huschten zu Luca. Ob sein Abend mit Theresa ebenso unterhaltsam gewesen war?
Sara fühlte sich in einen altmodischen Bergromanzen-Film versetzt, als sie und Toni sich am nächsten Morgen von der Sennerin verabschiedeten, die ihnen noch Käse und Brote eingepackt hatte. Um ihre Füße wuselte der Welpe, der sie unbedingt ein Stück begleiten musste, bevor ihn die Sennerin zurückrief. Die ganze Abschiedsszene hatte eindeutig etwas von Heidi, und Sara konnte Heidis schweres Herz bestens nachempfinden, als der Welpe bellend zu seinem Zuhause zurücksauste.
Obwohl das Wetter alles andere als optimal war – Sara entdeckte sogar noch einige Schneereste in geschützten Stellen –, hatte Leo via Mobiltelefon den sofortigen und raschen Aufbruch angeordnet. Es wurde also nichts aus seelenruhig im Schlafsack herumfaulenzen, die müden Glieder schonen und mit dem Welpen kuscheln.
Lucas und Theresas Hütte befand sind keine halbe Stunde entfernt. Es war für Sara unfassbar, dass sie sich am vorherigen Abend verpasst hatten.
Die beiden warteten bereits mit aufgesetzten Rucksäcken, als Toni und Sara den Pfad herunterstiegen. Bei Lucas Anblick hüpfte Saras Herz einen Schuhplattler, was natürlich an ihrer Erleichterung lag. Es geht ihm gut und Theresa auch, dachte sie und suchte nach einem Willkommenszeichen. Warum winkten sie nicht?
»Huhuuu«, rief sie fast ausgelassen, doch keiner der beiden reagierte. Sie wirkten keineswegs, als würden sie sich über Toni und Sara freuen. Der Wirt der Hütte bewachte sie mit finsterer Miene, als wären sie zwei lästige Landstreicher, die er in seinem Schober erwischt hatte und die er jetzt nicht schnell genug wieder loswerden konnte. Davon ließ sich Saras Herz aber nicht beeindrucken. Es galoppierte voraus und am liebsten wäre sie Luca und Theresa sofort um den Hals gefallen. Sie warf einen kurzen Blick auf Toni, der sich zögernd Theresa näherte, und als sie nicht reagierte, Luca auf die Schulter klopfte und ihn zu dem Wirt zog, der anscheinend dringend seinem Ärger Luft machen musste.
Was war hier los? Anstatt sich zu freuen, dass das Abenteuer gut ausgegangen war, verströmten Theresa und Luca eine beklemmende Stimmung, die sich auf Sara übertrug. Das Begrüßungshallo blieb ihr fast im Hals stecken. »Hi«, brachte sie schließlich
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