Rebella - Verliebt oder was?
echt nicht an mir,
dass du nicht gut fahren kannst. Eher an dem ganzen Bier,
das du intus hast.«
Ich strecke die Hand nach hinten aus und kneife sie knapp
überm Knie ins Bein. »Nicht so frech, ja?«
»Ich hör ja schon auf«, sagt Julia lachend.
»Sonst kannst du gerne laufen. So weit ist es nicht mehr
bis zu dir.«
»Ist es zu anstrengend für den Herrn?«, erwidert Julia. »Du
hast es aber auch schwer!«
Ich lache leise vor mich hin. Wenn ich damals etwas an
Julia mochte, dann, dass sie so schlagfertig ist. Das Seltsame
ist, dass mich das gleichzeitig auch am meisten geärgert hat.
Es war immer eine Art Hassliebe zwischen uns. Wir konnten
unheimlich gut miteinander lachen und uns auch furchtbar
streiten.
»Weißt du noch, als wir miteinander gingen, wie ich immer
versucht habe, vom Gepäckträger aus zu radeln? Dass du die
Füße auf die Stange gelegt hast und nur zu lenken brauchtest?
«
Ich erinnere mich vage. Ich glaube, das haben wir nur ein
einziges Mal gemacht.
»Ich denke noch jeden Tag daran«, sage ich ironisch.
»Echt wahr?«, fragt Julia mit verliebter Stimme. Wahrscheinlich
klimpert sie gerade übertrieben mit den Wimpern.
Was sarkastische Bemerkungen angeht, ist sie noch besser als
ich.
»Aber sicher, Darling. Ich denke noch jeden Tag an dich.«
Ich ziehe die Handbremse ein paarmal kurz hintereinander
an.
»Was machst du denn da?«, sagt Julia lachend, während sie
gegen meinen Rücken prallt. »Was bist du doch für ein Blödmann.
«
»Wir sind da.« Ich nicke zu ihrem Haus. Nur im Wohnzimmer
brennt noch Licht.
Ich frage mich, wie oft ich bei ihr gewesen bin. Zweimal?
Dreimal? Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wie es
drinnen aussah.
»Hast du Lust, kurz mit reinzukommen? Es ist bestimmt
noch ein kaltes Bier im Kühlschrank.«
Julia kramt in ihrer Handtasche.
»Nein danke«, sage ich. »Ich hab zu Hause versprochen,
nicht so spät zu kommen.«
»Wirklich nicht? Los, auf ein Bierchen? Wir haben so lange
nicht miteinander gequatscht.«
»Nächstes Mal, okay?«
Gespielt verletzt sieht Julia mich an.
»Okay«, sagt sie leise, während sie sich an mich lehnt und
den Kopf unter mein Kinn legt.
Automatisch nehme ich sie in den Arm und ziehe sie kurz
fest an mich. Ihre Haare riechen nach Kiwi, nach Kirschen
und süßem Kaugummi. Mädchen können noch so viel Parfüm
tragen, es ist der Geruch ihrer Haare, der immer für dieses
leichte Gefühl in meinem Kopf sorgt.
Julia sieht mich kurz zweifelnd an, als ich sie loslasse.
»Was ist?«, fragt sie.
»Nichts.« Ich hebe mein Rad an, um zu wenden.
»Wieso?«, frage ich. »Sollte was sein?«
Mit einem hochgezogenen Mundwinkel schüttelt Julia
langsam den Kopf. »Du Sack.«
Schnell streiche ich ihr über den Kopf. Julia hasst es, wenn
jemand ihre Haare anfasst.
»Ziege.« Ich lache und springe auf mein Rad. »
See you
,
Juliáá.«
Ich habe das Gefühl, erst zwei Stunden geschlafen zu
haben, als ich von einem Klingeln aufwache. Hab ich Trottel
etwa vergessen, den Wecker auszuschalten? Dann checke ich,
dass das mein Handy war. Ich ziehe es unter meinem Kissen
hervor. Mit halb geschlossenen Augen sehe ich eine SMS
von einer unbekannten Nummer. Keine Lust drauf. Schnell
scrolle ich durch die Nachricht. Ich sehe meinen Namen und
das Wort
verliebt
.
Das sind bestimmt die Jungs aus meiner Mannschaft.
Ohne weiterzulesen, öffne ich eine Antwort-SMS. Diese
Witzbolde. Sie brauchen bloß zu hören, dass ich ein Mädchen
geküsst habe, und schon denken sie, ich wäre total verliebt.
Noch im Halbschlaf schreibe ich eine SMS zurück, dass ich
die Nummer nicht kenne. Nicht weiter beachten, das ist oft
das Beste.
»Aargh!«
Zum zweiten Mal an diesem Morgen werde ich von einer
SMS geweckt. Und jetzt bin ich wirklich wach. Wie spät ist es? Zehn Uhr? Elf Uhr? Welcher Irre schickt mir am Sonntagmorgen
denn dauernd SMS?
Marie
steht in der neuen Nachricht.
Ohne weiter darüber nachzudenken, klappe ich mein
Handy zu. Die Sache hat ja mal wieder schnell die Runde
gemacht. Es wundert mich nicht wirklich. Die meisten Typen
aus meiner Mannschaft knutschen jede Woche mit einem
anderen Mädchen rum. Wenn ich dann nach langer Zeit mal
wieder jemanden küsse, sind das natürlich gleich große Neuigkeiten.
Rutscht mir doch alle den Buckel runter.
Mit der Fernbedienung schalte ich die Glotze an und
zappe so lange, bis ich ein Fußballspiel finde. Meine Mutter
jammert immer über so viel Fußball im Fernsehen. Dabei
gibt es genauso viele
Weitere Kostenlose Bücher