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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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entkommen waren. Und dazu noch mit seinem Wagen! Wenn Ingerson nicht da gewesen wäre, würde er wahrscheinlich jetzt noch mit gefesselten Händen auf dem Hafenpflaster liegen. Der Agent hatte ihn befreit. Gemeinsam hatten sie die Leiche von Manz auf die Ladefläche des Pick-ups geworfen. Dann hatte ihn Ingerson bei Tempus Fugit abgesetzt.
    »Soso, eine besondere Situation «, höhnte Ricardo. »Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: Unser Geschäft liegt am Boden. Das heißt, es fließt auch kein Geld mehr. Das nenne ich eine besondere Situation.« Er hielt inne und betrachtete seinen Freund und Leibwächter, der wie ein begossener Pudel vor ihm stand. So hatte er Lago noch nie erlebt.
    »Warum?«, fragte er.
    Lago verstand sofort, was er meinte.
    »Es ist nicht das, was du denkst, Rick.«
    »Was?« Reming kniff die Augen zusammen. »Seit wann weißt du, was ich denke?«
    »Das habe ich nicht gemeint …«
    »So? Was hast du denn gemeint?« Ricardo tippte Lago mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Ich habe das Gefühl, du vergisst, wer deine wirklichen Freunde sind, mein Lieber. Ganz zu schweigen von Professionalität im Job.«
    »Damit stände es ja dann unentschieden.« Lago blickte auf. In seinen Augen war zum ersten Mal, seit sie sich kannten, eine gewisse Verachtung zu lesen. »Seinen eigenen Sohn umbringen zu lassen, ist auch nicht professionell.«
    »Willst du mir jetzt moralisch kommen? Gerade du? Wie viele Menschen hast du in den letzten zwei Jahrzehnten umgebracht? Zehn, zwanzig? Und du willst mir etwas von Moral erzählen?«, brauste Ricardo auf.
    »Auf jeden Fall ist er Familie«, erwiderte Lago beinahe trotzig. »Und Familie bringt man nicht um .«
    »Hör mir bloß mit deinem italienischen Mafiascheiß auf! Familie bringt man nicht um. Wenn ich das schon höre. Amanda war auch Familie, und du hast keine Probleme damit gehabt, sie zu beseitigen.« Er hielt inne. »Obwohl … wenn ich das jetzt höre … Vielleicht hast du sie ja damals absichtlich laufen lassen.«
    »Nein, Rick, bestimmt nicht. Amanda war kein Blut von deinem oder meinem Blut, das war was anderes.«
    »Aber wenn du gewusst hättest, dass sie meinen Klon im Leib trägt?« Ricardo sah ihn lauernd an.
    Lago zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte.«
    Ricardo blickte seinem Freund in die Augen. »Ich sag dir mal was: Ich bin der Einzige, den du auf der Welt hast. Ich bin deine verdammte Familie! Ich allein! Oder gibt es da draußen irgendjemand anderen, der sich so um dich gekümmert hat wie ich?«
    Lago senkte den Blick. »Du hast ja recht. Und denk nicht, ich wüsste das nicht zu schätzen. Du weißt, ich würde alles für dich tun, Rick. Ich habe immer alles für dich getan. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.«
    »Das sagst du so. Aber dir ist klar, dass du zu einem Unsicherheitsfaktor für mich geworden bist, oder?«
    »Das stimmt nicht. Du kannst dich nach wie vor auf mich verlassen, Rick.«
    »Ach, etwa so wie heute Abend? Nein, mein Lieber, das reicht mir nicht. Unter Zuverlässigkeit verstehe ich etwas anderes.«
    Ricardo ließ sich in einen der Sessel am Fenster fallen. Die erste Morgenröte stieg am Horizont auf. »Ach, Lago, was ist nur aus uns geworden? Wir waren doch immer wie Brüder. Und jetzt stehen wir hier und streiten uns wegen eines geklonten Bastards und seiner kleinen Freundin. Ist es wirklich das, was du willst?«
    »Das war ein Sonderfall, Rick. Es wird nie wieder vorkommen.«
    Ricardo seufzte theatralisch. »Vergessen wir’s. In der Familie muss man sich streiten, aber auch wieder vertragen können.«
    »Danke, Rick.« Lago deutete eine Verbeugung an.
    »Schon gut. Auf jeden Fall müssen wir den Jungen finden und dafür sorgen, dass er sein Auge nicht mehr gegen uns einsetzen kann. Wahrscheinlich werden sie ihn und das Mädchen irgendwo in einer Privatklinik untergebracht haben. Ruf Murgatroyd an, das ist eine Sache für ihn. Auch Privatkliniken müssen ihre Patienten melden. Er hat Zugang zu den Rechnern und wird das sicher für uns rausfinden.«
    Der Hüne nickte und verließ das Büro. Ricardo sah ihm nachdenklich hinterher. Lago war ihm stets bedingungslos ergeben gewesen. Umso bedenklicher war es, dass er jetzt gleich zwei Mal versucht hatte, seine Anweisungen zu umgehen. Das war ein Zug, den er bislang an ihm noch nicht bemerkt hatte.
    Ricardo wusste, dass die meisten Menschen mit zunehmendem Alter weicher und toleranter wurden. Er verachtete diese Haltung. Warum
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