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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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sollte man einen Weg, den man einmal für richtig befunden hatte, verlassen? Er jedenfalls hatte seine Linie seit seinen Jugendtagen nie geändert und würde das auch in Zukunft nicht tun.
    Amanda war das beste Beispiel dafür, wohin so etwas führen konnte. Er hatte einmal gedacht, in ihr eine Gleichgesinnte gefunden zu haben, die ihm nicht nur vom Intellekt, sondern auch von ihrer Grundhaltung her ebenbürtig war. Wie hatte er sich nur so täuschen können! Heute wusste er, dass es damals der Wunsch nach Begleitung gewesen war, der ihn geblendet hatte. Ein Fehler, den er seitdem nicht mehr gemacht hatte. Wer nicht mit sich selbst zurechtkam, war schwach. Und Schwäche war das, was Ricardo am meisten verachtete.
    Deshalb hatte er auch keine allzu großen Hoffnungen gehegt, als Lago überraschend mit seinem Klon aufgetaucht war. Und das war gut so. Der Junge hatte sich schnell als Schwächling herausgestellt, der sich in den Dienst seiner Gegner nehmen ließ.
    Ricardo stutzte. War es ein Zufall, dass ihm Lago im selben Moment wie der Junge mit moralischen Argumenten kam? Oder war da irgendwas im Gange, was er noch nicht durchschaute?
    Eins war ihm klar: Von nun an konnte er nur noch sich selbst vertrauen.

26.
    Willis bewegte sich in einer Welt aus Watte.
    Das starke Schmerzmittel, das der Arzt ihm mitgegeben hatte, wirkte Wunder. Alles, was er spürte, war ein Jucken in seiner linken Augenhöhle. Das Gefühl, als bearbeite jemand sein Auge von innen mit einem Schweißbrenner, war völlig verschwunden. Aber die Schmerzfreiheit hatte ihren Preis. Ein grauer Nebel umlagerte sein Gehirn, und sein Körper schien nicht ihm zu gehören, sondern fühlte sich an wie eine Marionette, die von einer unbekannten Hand gesteuert wurde. Er konnte zwar klar denken, brauchte aber deutlich länger, um die Informationen, die ihn erreichten, zu verarbeiten.
    Die Ärzte in der Privatklinik, zu der Karelia ihn und Valerie gefahren hatte, hatten seine Wunde gereinigt und desinfiziert. Sie hatten ihm einen Infektionshemmer verabreicht, eine entzündungshemmende Paste aufgetragen und eine Zell-Lösung injiziert, die eine neue Haut in der Augenhöhle aufbauen sollte. Außerdem hatten sie ihm eine schwarze Augenklappe verpasst, die ihm ein irgendwie verwegenes Aussehen gab, wie Willis fand. Er hatte die Nacht und den nächsten Tag in der Klinik verbracht.
    Am Abend holte ihn Karelia ab. Sie fuhren zu einem Blockhaus in der Nähe der Klinik, das für den Augenblick ihr Hauptquartier bildete.
    »Wir befinden uns im Krieg«, erklärte Karelia, während sie Willis eine Tasse Tee einschenkte. Er hockte auf einem Sofa in dem kleinen Wohnraum des Blockhauses. Karelia hatte irgendwo einen Schokoladenkuchen aufgetrieben, in Stücke geschnitten und auf einem Teller serviert. »Sowohl Tempus Fugit als auch Pauls Ex-Kollegen werden alles tun, um uns auszuschalten, jetzt, da sie wissen, dass wir gemeinsame Sache machen. Also müssen wir eine Zeit lang abtauchen.«
    »Und wenn wir zur Polizei gehen?«, fragte Willis.
    »Zu gefährlich. Wir wissen nicht, wie weit der Einfluss von Tempus Fugit und diesem Murgatroyd reicht. Wenn wir Pech haben, ziehen wir damit nur die Aufmerksamkeit unserer Verfolger auf uns.«
    »Aber es kann doch nicht sein, dass jemand nach Lust und Laune morden und verstümmeln darf, und niemand unternimmt etwas dagegen.«
    »Manchmal schon«, seufzte Karelia. »Es hängt immer davon ab, welche Interessen dahinterstehen und welche gesellschaftlichen Machtpositionen. Du kannst sicher sein, dass Ricardo Reming eine Reihe hochrangiger Politiker auf seiner Gehaltsliste stehen hat. Und er ist bestimmt nicht der Einzige. Auch Martin, oder besser: Paul Gessler meint, er muss erst herausfinden, ob sein Chef Murgatroyd auf eigene Rechnung handelt oder ob noch andere Abteilungen des Geheimdienstes in die Sache verwickelt sind.«
    Im Augenblick war Gessler in der Klinik und passte auf Valerie auf. Die Ärzte hatten ihre Hände mehrere Stunden lang operiert. Sie war noch zu geschwächt, um entlassen zu werden.
    »Das arme Kind wird nie wieder Klavier spielen können«, sagte Karelia.
    Willis ließ den Kopf sinken. »Und das alles wegen mir«, murmelte er.
    »Unsinn.« Karelia setzte sich auf die Sofakante. »Du bist nicht dafür verantwortlich.«
    »Bin ich doch«, beharrte Willis. »Wenn ich nicht Ricardos Klon wäre, dann wäre Amanda nie hier aufgetaucht, um mich um Hilfe zu bitten. Und Valerie wäre nicht angeschossen worden.«
    »Es war ihre
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