Rebellen der Ewigkeit
es kein Kinderspiel, die Zeitcontainer aus einem Hochsicherheitslager zu stehlen. Dazu braucht man eine gewisse Organisation und nicht unbeträchtliche Ressourcen. So etwas lässt sich doch nicht geheim halten.«
»Fest steht, dass die Täter das Diebesgut nicht einfach abtransportiert haben«, erklärte Holmes. »Dazu hätten sie Dutzende von Sattelschleppern gebraucht. Und das wäre sicher aufgefallen.«
»Grech hat gesagt, die Diebe hätten Quantentechnologie benutzt«, warf Willis ein. »Ich befürchte, wir werden uns mit diesem Thema beschäftigen müssen, wenn wir wissen wollen, was wirklich passiert ist.«
Holmes lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Er hatte wieder den selbstgefälligen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den Willis so hasste.
»Es gibt einen einfacheren Weg, mehr zu erfahren«, verkündete er. »Heute Abend findet eine Veranstaltung der Liga gegen Lügen statt. Das Thema: Quantentechnologie, Zeitverkauf und Tempus Fugit .«
»Die Liga gegen Lügen ist ein Zusammenschluss unabhängiger Journalisten, von denen viele ihr eigenes Nachrichtenblog betreiben«, erklärte Karelia, als sie Willis’ und Valeries fragenden Gesichtsaudruck bemerkte. »Ihre Absicht ist, ein Gegengewicht zu den gedruckten und elektronischen Medien zu bilden, die ihrer Meinung nach nichts anderes sind als Verkündungsorgane im Dienste der Mächtigen.«
»Ob das ein Zufall ist?«, fragte Willis.
»Ich finde es merkwürdig, dass sie gerade jetzt diese Veranstaltung durchführen«, sagte Holmes. »Sie wurde ganz kurzfristig übers Netz angekündigt. Ich glaube, sie haben von irgendwoher erfahren, dass die Zeitbatterien gestohlen wurden.«
»Du meinst, sie haben Kontakt zu den Tätern?«
Holmes nickte. »Hast du eine andere Erklärung?«
»Es könnte ihnen auch jemand von Tempus Fugit oder aus Polizeikreisen den Diebstahl gesteckt haben.«
»Gestern Abend noch vor acht Uhr? Das ist nämlich das Datum der Einladung. Da lagen die Zeitbatterien noch ruhig in ihren Regalen oder wo sie sonst aufbewahrt werden.«
Holmes grinste triumphierend. Willis musste einräumen, dass an seiner Annahme etwas dran war.
»Nach der Tat folgt das Bekenntnis«, nickte Karelia. »Das ist fast immer so. Eine Gruppe begeht einen Anschlag und dann will sie das der ganzen Welt mitteilen. Insofern würde diese Veranstaltung ins übliche Schema passen.«
»Was auch bedeuten würde, dass es mit der von Tempus Fugit gewünschten Geheimhaltung schnell vorbei ist«, stellte Willis fest.
»Wir werden heute Abend nicht die Einzigen sein, die aus eigennützigen Gründen teilnehmen, da kannst du ziemlich sicher sein«, sagte Holmes. »Deshalb sollten wir die Zeit bis dahin nutzen, um unser Wissen noch ein wenig zu erweitern. Ich vermute mal, anschließend wird die große Hetzjagd auf die Täter eröffnet.«
»Wenn sich denn alles so verhält, wie du annimmst«, warf Willis ein.
Holmes sah ihn mitleidig an. »Das wird es schon, mach dir darüber mal keine Sorgen.«
Bevor Willis etwas erwidern konnte, griff Karelia ein. »Dann fahrt ihr nachher dahin. Ich werde die Nachforschungen an anderer Stelle fortführen. So, wie Maggiore bei der Erwähnung des Namens von Amanda Reisz reagiert hat, vermute ich, dass das eine vielversprechende Spur ist. Ich werde mich mal mit ein paar ehemaligen Studienfreunden von ihr unterhalten. Und dann habe ich noch ein Treffen mit jemandem vom Geheimdienst, den ich gut kenne. Mal sehen, was er mir über die Rebellen der Ewigkeit erzählen kann.«
»Der Name ist irgendwie cool, findet ihr nicht?«, fragte Willis in die Runde. »Er hat eine gewisse Poesie. Das klingt nicht so plump wie viele der anderen Gruppen, die sich ›Anarchistische Aktion‹, ›Revolutionäre Front‹ oder ›Kommunistische Kader‹ nennen.«
Valerie musste unwillkürlich lächeln. Das war typisch Willis. Sie hatte noch nie einen Menschen getroffen, der so spontan und ehrlich das äußerte, was ihm gerade durch den Kopf ging. Dass er sich damit nicht immer Freunde machte, schien ihn nicht weiter zu stören. Seine unverwüstliche Lebensfreude war einfach ansteckend, und sie war froh, ihn kennengelernt zu haben.
Karelia überließ die drei ihrer Arbeit und machte sich zu ihrer ersten Verabredung auf. Wenige Minuten später saßen sie wieder vor ihren Rechnern.
Für ihre Veranstaltung hatte sich die Liga gegen Lügen das Auditorium maximum der Universität ausgesucht. Man war offensichtlich von sehr optimistischen Annahmen
Weitere Kostenlose Bücher