Rebellen der Ewigkeit
Wir verschwinden.«
Sie folgten Andersen zu einem zerbeulten kleinen Auto, das vor einer Bushaltestelle geparkt war. Hinter einem der Scheibenwischer klemmte ein Strafzettel. Der Journalist zog ihn heraus, zerriss ihn und warf ihn in einen Papierkorb. Valerie beobachtete den Vorgang mit großen Augen, während Willis bloß grinste. Dann saßen sie auch schon im Wagen und waren auf dem Weg.
»Woher kommt es, dass Sie ... ähm, du so gute Verbindungen zu den Rebellen hast, um von ihnen eingeladen zu werden?«, fragte Valerie.
»Ach, das ist nichts Besonderes«, entgegnete Andersen. »Wenn man sich lange genug in einer bestimmten Szene rumtreibt, dann fließen einem solche Informationen ganz selbstverständlich zu.«
»Du bist also schon lange dabei?«
Andersen nickte. »Zu lange. Irgendwann wird es uninteressant, aber von etwas muss der Mensch ja leben, oder? Und es gibt schlimmere Jobs. Und ihr?«
Willis überlegte, wie weit sie Andersen vertrauen konnten. Als unabhängiger Journalist in der radikalen Szene war es fraglich, ob er bereit sein würde, jemanden zu unterstützen, der für Tempus Fugit arbeitete.
»Wir arbeiten ...«, begann Valerie, die auf dem Beifahrersitz saß.
»Wir arbeiten für eine Organisation, die das Wissen über die Zeithandelstechnologie allen Menschen zugänglich machen möchte«, unterbrach er sie und drückte ihr zugleich sanft die Schulter. Sie drehte sich um und warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Aha. Und wie heißt diese Organisation?«, wollte Andersen wissen.
»Wir haben uns gerade erst gegründet.« Willis wunderte sich, wie leicht ihm das Schwindeln fiel. »Einen Namen haben wir noch nicht.«
»Ich verstehe.« Er studierte Willis’ Gesicht im Rückspiegel. »Aber das Geld ist schon da, um euch zu bezahlen?«, fragte er weiter.
»Nicht viel. Aber wir kommen auch mit wenig aus. Uns geht es um die Sache.«
Andersen brummte etwas vor sich hin und konzentrierte sich dann voll aufs Fahren. Sie nahmen die Stadtautobahn bis in einen Vorortbezirk. Zunächst waren die Straßen noch in einem ordentlichen Zustand, doch dann änderte sich die Umgebung, durch die sie fuhren.
In diesem Viertel hatte man sich schon lange nicht mehr die Mühe gegeben, das Straßenpflaster zu flicken. Der Wagen rumpelte über tiefe Schlaglöcher, die sich bis auf die Bürgersteige erstreckten. Sämtliche Lampen entlang der Straße waren außer Betrieb. Die Häuser zu beiden Seiten sahen im Mondlicht alt und rußig aus. Einige Fenster waren erleuchtet, aus anderen drangen die abgehackten Lichtblitze eines laufenden Fernsehers. Aber hinter den meisten Scheiben war es dunkel, so als ob dort niemand mehr wohnen würde.
Andersen parkte den Wagen am Straßenrand. »Wir müssen noch ein Stückchen gehen«, sagte er.
In der Luft lag ein schwefeliger Geruch, der beim Einatmen einen Hustenreiz verursachte. Offenbar gab es Wohnungen, die noch mit Kohle beheizt wurden. Als sie das Ende der Straße erreichten, lösten sich zwei schwarz gekleidete Gestalten aus dem Schatten eines Hauses. Über der Tür hing ein altes Kneipenschild, dessen Namen man allerdings nicht lesen konnte. Die Scheiben der Gaststätte waren schwarz übermalt. Man konnte keinen Blick ins Innere werfen und es drang auch kein Lichtschein heraus.
»Wartet hier.« Andersen trat auf die Männer zu und sie unterhielten sich leise. Dann winkte er Willis und Valerie. Sie folgten ihm in die Kneipe.
Der Gastraum war nicht besonders groß und nur schummrig beleuchtet. Hinter einer Theke standen drei in Schwarz gekleidete Männer und gaben Getränke in Flaschen aus. Gläser schienen hier unbekannt zu sein. An den Wänden waren abgerundete Bretter angebracht, die als Stehtische dienten. Weiteres Mobiliar war nicht vorhanden.
Der Raum war voller Menschen. Eine dicke Rauchwolke reichte von der Decke bis fast auf die Tische herab. Fast jeder Anwesende hatte eine Zigarette im Mund. Man konnte eine gewisse Anspannung in der Luft spüren, wie bei einem Konzert, bevor die Türen geschlossen werden.
Valerie verzog das Gesicht. Andersen, der das bemerkte, lachte. »Willkommen bei den Aktivisten! Was wollt ihr trinken?«
Er kämpfte sich zum Tresen durch und kehrte kurz darauf mit zwei Colas und einem Bier für sich zurück. Sie suchten sich einen Winkel, in dem noch ein wenig Platz war. Andersen wurde immer wieder aufgehalten, weil ihn jemand begrüßte.
»Du scheinst ja hier jeden zu kennen«, sagte Willis.
»Ach, wir sind ein kleiner Haufen. Man trifft
Weitere Kostenlose Bücher