Rebellen der Ewigkeit
sich immer wieder.«
Valerie blickte suchend durch den Raum, konnte aber weder eine Bühne noch Mikrofone erkennen. »Und hier findet gleich eine Pressekonferenz statt?«
»Nein, das hier ist nur der Vorraum. Die Konferenz gibt’s gleich im Weinkeller.«
»Weinkeller?« Willis zog die Augenbrauen hoch. »Danach sieht es hier gar nicht aus.«
»Heute nicht mehr. Vor ein paar Jahrzehnten war das Mauseloch eines der bekanntesten Weinlokale der Stadt«, erklärte Andersen. »Das war zu jener Zeit, als dies noch ein gutbürgerliches Viertel war. Wie ihr sehen könnt, hat sich seitdem einiges geändert. Aber das Mauseloch ist geblieben und der Weinkeller auch. Auch wenn er schon lange nicht mehr dem ursprünglichen Zweck dient.«
Am anderen Ende des Raums entstand Bewegung. »Es ist so weit«, sagte der Journalist. Sie drängten sich hinter den übrigen Gästen zu der Stelle, wo eine Steintreppe in den Keller hinabführte. Die Stufen waren unregelmäßig behauen, und man musste aufpassen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
In dem niedrigen Gewölbe am Fuß der Treppe zwängten sich die Besucher zusammen. Anstelle von Stühlen hatte man drei Biergartenbänke aufgebaut, die alle besetzt waren. Dahinter quetschten sich die, die keinen Platz gefunden hatten, mit eingezogenen Köpfen zusammen. Vor der ersten Bank ragte ein Großbildmonitor auf.
»Videostream«, konstatierte Willis enttäuscht. »Das hätte ich mir gleich denken können.«
»Heißt das, die Rebellen sind gar nicht persönlich hier?«, fragte Valerie.
»So ist es.« Andersen schob seine Begleiter an der Wand entlang.
Willis hörte, wie jemand die Tür zum Kellerraum schloss. Dann erschien auf dem Monitor ein Bild. Es zeigte einen Tisch mit einem Mikrofon in der Mitte, hinter dem drei Stühle standen. An der Wand dahinter hing ein Transparent mit der Aufschrift »Rebellen der Ewigkeit« und einem Zeichen, das aus einem stilisierten Unendlichkeits-Symbol bestand.
Drei Personen traten von der Seite ins Bild und nahmen hinter dem Tisch Platz. Sie waren einheitlich in schwarze Hosen und Pullover gekleidet. Über ihren Köpfen trugen sie schwarze Skimasken. Sofort verstummte das Gemurmel im Raum.
Die Person in der Mitte ergriff das Wort. Es war eine Frau, wie man an der Stimme hören konnte. »Wir, die Rebellen der Ewigkeit , geben folgende Erklärung ab: Wir haben vor drei Tagen die sogenannten Zeitbatterien des Unternehmens Tempus Fugit in unseren Besitz gebracht. Unser Ziel war, den Handel mit Lebenszeit mit sofortiger Wirkung zu unterbinden.«
Ein Raunen ging durch den Raum. Hier und da wurde geflüstert. Ein paar »Pst«-Rufe waren zu vernehmen.
»Dabei treiben uns nicht in erster Linie weltanschauliche Motive an«, fuhr die Frau auf dem Monitor fort. »Neue technologische Entwicklungen werden in dieser Gesellschaft immer zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Wir sind auch keine Maschinenstürmer, die die Anwendung neuer Technologien grundsätzlich ablehnen. Im Falle des Zeithandels jedoch wird nicht nur die Notlage vieler Menschen, die zum Lebenszeitverkauf förmlich gedrängt werden, ausgenutzt. Er hat ganz handfeste Auswirkungen auf die Realität. Die seltsamen Phänomene, über die in letzter Zeit vermehrt berichtet wird, sind direkte Folgen der von Tempus Fugit eingesetzten Technologie.
Sie bedroht das gesamte Gefüge unseres Universums.
Den Verantwortlichen des Unternehmens war von Anfang an bekannt, welche Gefahren ihre Aktivitäten mit sich bringen. Trotzdem haben sie sich für den Profit und gegen die Sicherheit entschieden. Das können und wollen wir nicht länger zulassen. Sobald wir einen Weg gefunden haben, die Zeitbatterien folgenfrei zu vernichten, werden wir das tun. Unsere Wissenschaftler arbeiten bereits daran, und wir sind zuversichtlich, diese Gefahr in den kommenden Tagen endgültig bannen zu können.
Wir wissen, dass unsere Handlungen nach den geltenden Gesetzen als kriminell eingestuft werden. Wir wissen auch, dass wir von nun an Gejagte sein werden. Deshalb rufen wir die Öffentlichkeit auf, sich nicht von den Stellungnahmen von Tempus Fugit und der von ihnen gekauften Medien täuschen zu lassen. Engagiert euch in jeder Form für ein Verbot des Zeithandels, wenn ihr wollt, dass diese Welt nicht zugrunde geht!«
Die maskierte Person rechts von der Sprecherin ergriff das Wort. Es war ein Mann.
»Wir haben jetzt fünf Minuten Zeit, Fragen zu beantworten. Danach werden wir aus Sicherheitsgründen diese
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