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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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er von Reming persönlich empfangen? Und was hatte diese überschwängliche Danksagung zu bedeuten?
    »Ich lasse euch dann mal allein«, sagte Maggiore.
    Reming wartete, bis sein Sicherheitschef den Raum verlassen hatte. Dann fasste er Willis, der immer noch unbewegt dastand, am Arm und führte ihn zu einem kleinen Tisch und zwei Sesseln am Fenster.
    »Komm, mein Junge, wir haben uns viel zu erzählen«, sagte er.
    »Haben wir das?« Das klang etwas patzig, aber Willis fühlte sich völlig überrumpelt. Was ging hier vor? Aus welchem Grund hatte Reming ihn herbestellt?
    Der Mann blickte ihn erstaunt an. »Hat dir Lago denn nichts gesagt?«
    »Lago?«
    Reming lachte. »Maggiore. Sein Spitzname lautet Lago. So wie der See, verstehst du?«
    Willis nickte mechanisch.
    »Also hat er nicht.« Reming drückte Willis sanft in einen der Sessel. »Dann wird das jetzt sicher eine große Überraschung für dich sein.« Er legte eine Pause ein und machte ein ernstes Gesicht.
    »Willis, du bist mein Sohn.«
    »Was?!« Willis fuhr aus dem Sessel auf.
    Reming lächelte. »Du hast richtig gehört. Ich bin dein Vater.«
    Willis ließ sich in den Sitz zurückfallen. Sein Schädel drohte zu explodieren. Ricardo Reming, einer der reichsten Männer des Landes, sollte sein Vater sein? Wie war das möglich? Und wenn das wirklich stimmte, warum hatte er dann zugelassen, dass sein Sohn in ein Waisenhaus gesteckt wurde, und sich die ganze Zeit nicht einmal gemeldet?
    Willis’ Magen krampfte sich zusammen. Ihm wurde heiß und sein Mund war auf einmal ganz trocken. In seiner Brust tobte etwas, das herauswollte. Misstrauen, Wut, Erstaunen, Hass, Zweifel, das alles rumorte in seinem Inneren und vermischte sich zu einem glühenden Ganzen, das ihn zu verbrennen drohte.
    Er starrte Reming an.
    Was ist mit mir los , fragte er sich. Was zerreißt mich da? Er wollte aufspringen, um dem Mann vor ihm an die Gurgel zu gehen, konnte sich aber nicht rühren. Merkte Reming, was in ihm vorging? Spürte er den Wirbelsturm an Gefühlen, der ihm entgegenschlug?
    »Ich kann mir vorstellen, was das für eine Überraschung für dich ist.« Reming nahm ihm gegenüber Platz. »Ich hatte etwas mehr Zeit, mich auf diesen Moment vorzubereiten. Lago hat es mir gestern Abend gesagt. Als er dich das erste Mal gesehen hat, ist ihm deine Ähnlichkeit mit mir aufgefallen, und er hat dich beschatten lassen. Leider hat unser Mann deine Spur in der Brückenvorstadt kurzzeitig verloren, sodass Lago dein kleines Missgeschick nicht verhindern konnte. Bei der Gelegenheit hat er ein Haar von dir sichergestellt und eine gentechnische Analyse durchgeführt. Das Ergebnis ist zweifelsfrei.«
    Reming streckte seine Hand aus und drückte mit dem Zeigefinger gegen die Glasscheibe vor sich. Ein etwa zwei Quadratmeter großes Stück der Scheibe trübte sich ein und verwandelte sich dann in einen Spiegel.
    »Schau genau hin und sag mir, was du siehst«, forderte er Willis auf.
    Willis studierte Remings und seine Reflexion. Neben dem eleganten und breitschultrigen Mann sah er mickrig und ärmlich aus. Aber die Ähnlichkeit der Gesichtszüge war unverkennbar. Sie hatten beide dieselbe Nasenform, dieselbe Haarfarbe, die gleichen Augen und einen ähnlichen Mund, auch wenn Remings Lippen dünner waren als seine.
    »Nun? Ist das Beweis genug?« Reming tippte erneut gegen das Fenster und der Spiegel verwandelte sich zurück in eine einfache Glasscheibe.
    Auf dem Tisch zwischen ihnen standen eine Glaskaraffe mit einer gelblichen Flüssigkeit und zwei Gläser. »Ein Eistee?«, fragte Reming. Er wartete die Antwort nicht ab, sondern goss beide Gläser zur Hälfte voll. Dann nahm er sein Glas und sah Willis erwartungsvoll an.
    »Lass uns anstoßen!«
    »Worauf?« Willis hatte endlich seine Sprache wiedergefunden. »Darauf, dass du dich siebzehn Jahre nicht um mich gekümmert hast?«
    Reming stellte sein Glas langsam auf den Tisch zurück. Willis sah ihm an, dass er ihn verletzt hatte.
    »Ich weiß, es ist sicher schwer zu glauben, aber bis gestern wusste ich nicht einmal, dass ich einen Sohn habe«, sagte er. »Ich nehme es dir nicht übel, dass du misstrauisch bist. Aber ich bin ebenso betrogen worden wie du. Deine Mutter hat mich vor deiner Geburt verlassen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Auch von der Schwangerschaft wusste ich nichts. Als sie ging, war davon nichts zu sehen, und sie hat mir auch kein Wort gesagt.«
    In Willis’ Innerem rangen noch immer die unterschiedlichsten

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