Rebellen der Ewigkeit
legte Willis die Hand auf die Schulter.
»Du bist nicht auf den Mund gefallen und sagst deine Meinung. Das gefällt mir. Wir werden sicher gut miteinander auskommen. Es gibt nur wenige Menschen, die der Welt ihren Stempel aufdrücken können. Sieh sie dir an, die kleinen Wesen da unten, eingesperrt in ihre tägliche Routine. Sie huschen von einem Ort zum anderen und glauben, sie seien Herren ihres Schicksals. Dabei sind sie nichts anderes als Schafe, denen man eingeredet hat, sie könnten eines Tages auch einmal ein Wolf sein. Die wahren Herren der Welt sitzen in den obersten Etagen, mein Junge. So wie du und ich. Wir bestimmen, in welche Richtung sich die Welt bewegt. Und daran werden auch Menschen wie Amanda nichts ändern.«
Bei der Erwähnung seiner Mutter zuckte Willis zusammen. »Sie war es, die deine Zeitbatterien gestohlen hat, nicht?«
»Es sieht ganz danach aus. Niemand sonst verfügt über das erforderliche Wissen und die erforderliche Technologie. Aber es wird ihr niemals gelingen, mich in die Knie zu zwingen.«
»Ohne die Zeitbatterien ist Tempus Fugit aber doch am Ende, oder?«
Ricardo lachte. »Du musst noch ein wenig Diplomatie lernen, mein Lieber, wenn du im Wirtschaftsleben bestehen willst. Das ist ein kleiner Rückschlag, mehr nicht.«
»Deine Firma hat geschlossen, die Aktienkurse von dir und den Wiederverkäufern stürzen ins Bodenlose, und du nennst das einen kleinen Rückschlag? «, wunderte sich Willis.
»Alles eine Frage der Psychologie. Wer genug Reserven hat, wird als Sieger aus diesem Spiel hervorgehen. Und das bin ich. Was meinst du, wer gerade die Aktienmehrheit der Wiederverkäufer zu einem Spottpreis aufkauft?«
»Etwa du?«
»Erraten, mein Junge. Wenn der Zeithandel wieder anläuft, werde ich der alleinige Nutznießer sein.«
»Aber dazu musst du doch erst einmal deine Zeitvorräte wiederhaben, oder?«
Ricardo winkte ab. »Das wäre der einfachste Weg. Aber wir haben ja noch unseren Quantenextrapolator. Mit seiner Hilfe sind wir bereits dabei, neue Zeitbatterien zu befüllen. Und wenn wir die alten nicht zurückbekommen, dann werden wir unseren Kunden einen Nachlass gewähren und den ganzen Prozess noch einmal wiederholen.«
»Du machst dir also gar keine Sorgen?« Willis konnte Ricardos Gelassenheit nicht wirklich verstehen.
»Sorgen macht mir nur Amanda«, räumte Ricardo ein. »Solange sie frei herumläuft, sind wir vor Überraschungen nicht gefeit. Aber ich denke, viel länger kann sie sich nicht mehr verstecken. Dank eurer Mithilfe sind ihr die Behörden auf den Fersen, und es kann sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln, bis man sie schnappt.«
Willis schwieg einen Moment. Der Gefühlstaumel in seinem Inneren hatte sich einigermaßen gelegt. Was er jetzt wollte, war Zeit, um das, was er soeben erfahren hatte, zu verarbeiten. Eine Frage lag ihm aber noch auf der Zunge.
»Diese merkwürdigen Vorkommnisse überall auf der Welt in den letzten Tagen ... manche Leute behaupten, die Quantentechnologie sei daran schuld. Also du und der Zeithandel. Ist das wahr?«
Ricardo machte ein nachdenkliches Gesicht. Wie viele seiner Gesten kam es Willis etwas übertrieben vor, etwas zu theatralisch.
»Die Quantentechnologie hat, wie jede Technik, ihre Licht- und Schattenseiten«, begann er. »Ich will dich nicht mit wissenschaftlichen Ausführungen langweilen, aber eine der elementaren Eigenschaften der Quantenwelt ist die Wahrscheinlichkeit. Sie ist, wenn du so willst, ein Mikrokosmos der Möglichkeiten, nicht der Fakten. Das macht die Technologie so mächtig, aber zugleich auch unberechenbar. Insofern könnte es durchaus sein, dass es ab und an ein paar Nebenwirkungen gibt. Aber die Häufung dieser merkwürdigen Vorkommnisse, wie du sie nennst, hat mit unserer Arbeit nichts zu tun. Allein schon deshalb, weil wir unsere Technologie seit einigen Tagen nicht einsetzen können.«
»Und du bist dir ganz sicher?«
In Ricardos Augen blitzte es kurz auf, aber er fing sich sofort wieder. »Das bin ich. Es gibt niemanden auf der Welt, der so viel von diesem Thema versteht wie ich.«
Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. »Darüber können wir uns gerne ein anderes Mal weiter unterhalten. Ich habe leider noch einige geschäftliche Dinge zu erledigen. Lago wird dir zeigen, wo du wohnst.«
Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür und Maggiore trat in den Raum.
»Lago, bring meinen Sohn in sein Apartment und versorge ihn mit allem Nötigen«, wies Ricardo den Hünen an. »Und
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