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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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hättet, was ich gesagt habe.« Lago drehte sich zu Willis um. »Ich brauche was, um sie zu verbinden. Zieh deinen Kollegen die Sweatshirts aus, sie haben dafür sowieso keine Verwendung mehr.«
    Willis überlegte, ob er Lago anspringen sollte. Der Mann saß in der Hocke, und vielleicht schaffte er es, ihn umzuwerfen. Aber dann? Würde er Valerie damit helfen? Die Gedanken rasten durch seinen Kopf, aber es wollte sich kein vernünftiger Plan finden. Unentschlossen erhob er sich langsam.
    »Nun mach schon! Oder willst du, dass deine Freundin verblutet?«, herrschte ihn Lago an.
    Willis ging zu einer der toten Frauen. Es war Lydia, die Frau, die ihn so übel zugerichtet hatte. Jetzt hatte sie selber ein weit schlimmeres Schicksal ereilt. Es ekelte ihn davor, die Leiche anzufassen, aber es war der einzige Weg, Valerie zu retten. Er ergriff einen Ärmel des Sweatshirts, bemüht, die Haut der Toten nicht zu berühren, und zerrte daran. Der Stoff dehnte sich. Der leblose Arm darin wollte nicht herausrutschen, und Willis versuchte, ihn durch den Stoff zurückzuschieben.
    »Zieh’s über den Kopf!«, bellte Lago. »So schaffst du das nie!«
    Willis holte tief Luft und zerrte der toten Frau das Sweatshirt unter dem Gürtel hervor. Zum Glück trug sie darunter ein T-Shirt, das ihre Wunde verdeckte. Dann postierte er sich hinter ihrem Kopf und zog. Es war erstaunlich, welchen Widerstand ein lebloser Körper leisten konnte. Er wollte die Aufgabe jetzt einfach nur noch beenden und riss mit aller Kraft an dem Stoff. Das Sweatshirt glitt über den Kopf der Leiche. Die Arme der Toten stiegen in die Höhe, und einer davon fiel gegen sein Knie. Willis presste die Zähne aufeinander und zog weiter. Endlich rutschten die Arme heraus. Willis fiel auf sein Hinterteil, sprang aber sofort auf und brachte das Sweatshirt zu Lago.
    »Wurde auch Zeit.« Lago machte eine Bewegung mit seiner Waffe. »Setz dich da an die Wand und rühr dich nicht.«
    Er zerriss den Stoff in mehrere Streifen, als sei es ein Papiertaschentuch, und umwickelte Valeries Hände damit. Sie schrie erneut vor Schmerz auf. Willis hielt sich nur mit Mühe auf seinem Platz. Der Impuls, aufzuspringen und auf Lago loszugehen, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker, und das, obwohl er wusste, dass Valerie den Verband unbedingt benötigte. Er fragte sich, warum sich der Sicherheitschef diese Mühe machte. Was interessierte es ihn, ob Valerie lebte oder tot war, ob sie Schmerzen hatte oder nicht? Wenn man den Erzählungen Amandas Glauben schenkte, dann war er ein ebenso herzloses Monster wie Ricardo.
    Amanda!
    Sie hatte ihn und Valerie einfach hier zurückgelassen! Er hatte seine Aufgabe erfüllt und die Tür mit seiner Iris geöffnet. Damit war er, so wie Valerie, für sie uninteressant geworden. Sobald es gefährlich wurde, war sie abgehauen und hatte ihnen nicht geholfen. Willis spürte, wie sich der Hass auf Lago mit der Wut auf seine Mutter vermengte. Eine dicke dunkle Wolke stieg in ihm auf.
    Wenn er nichts tat, dann würde er platzen! Er sprang auf. Aber auch Lago war wieder aufgestanden und hielt die Waffe auf ihn gerichtet. »Du kannst jetzt herkommen und ihr beim Aufstehen helfen. Aber komm nicht auf dumme Ideen.«
    Aus dem Tunnel, durch den sie gekommen waren, hörte man das ferne Echo mehrerer Schüsse.
    »Jetzt werden wir gleich wissen, was mit Amanda ist«, grinste Lago höhnisch. Er trat ein paar Schritte zurück.
    Willis stürzte zu Valerie, deren Schmerzensschreie wieder in ein Wimmern übergegangen waren. Er beugte sich über sie, bemüht, ihre Hände nicht zu berühren. Sie hatte die Augen geschlossen. Vorsichtig strich er ihr die Haare aus der Stirn, die mit kaltem Schweiß bedeckt war.
    »Valerie?«, fragte er leise.
    Sie reagierte nicht, sondern wimmerte weiter vor sich hin.
    »Valerie?«, wiederholte er, diesmal etwas lauter.
    Aus der Richtung des Tunnels hörte er Schritte. Eine leise Hoffnung stieg in ihm auf. Vielleicht kam Amanda doch zurück, um Valerie und ihn zu retten?
    Lago hatte das Geräusch ebenfalls gehört und ging hinter der geöffneten Stahltür in Deckung. Die Schritte kamen näher. Sie klangen nicht danach, als würde sich jemand vorsichtig anschleichen, und Willis’ Hoffnungen sanken wieder. Einen Moment darauf trat Lagos Mann aus dem Gang. Seine Hose war blutig und er zog ein Bein hinter sich her.
    Lago kam aus seiner Deckung heraus. »Und?«, herrschte er den Mann an.
    »Sie sind mir entwischt. Ich hatte kein Licht, und in dem dunklen

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