Rebellen: Roman (German Edition)
ruhiger.
Entschlossener.
Everywhere I hear the sound of marching,
charging feet, boy
Klarer.
’Cause summer’s here and the time is right
for fighting in the street, boy
Auf vertrautem Terrain.
Den Stones bin ich treu geblieben.
Ein Fetzen von Erinnerung an den Vater und dessen Monologe über die Negermusik.
Die Stones verdankte er Paul. Wie gierig sie die Musik gehört hatten. Hungrig.
Was für eine Zeit! Innerhalb von Monaten hatte die Musik den Sprung von Doris Day zu den Stones gemacht. Mit einem Schlag brachte diese Zeit zwanzigjährige Genies hervor. Nicht einen, nicht zwei, Hunderte. Nie zuvor und nie danach hatte die Musikwelt eine solche Explosion von Talenten erlebt: Alexis Korner, Bob Dylan, Keith Richards, Mick Jagger, Charlie Watts, John Lennon, Paul McCartney, John Mayall, Keith Moon, Eric Clapton, Van Morrison, Jack Bruce, Ginger Baker, Ray Davies, John Entwistle, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin, alles Genies mit zwanzig.
Verrückte Zeit. Er musste lächeln.
But were I live the game to play
is compromise solution
Lang her. Verdammt lang.
Jetzt schickte Paul seinen Sohn.
Well now what can a poor boy do
Except to sing for a rock & roll band?
Alexander wurde ruhig. Er würde gewinnen.
There’s no place for a street fighting man
Die Bekanntschaft mit den Stones hatte sein standing am Kepler-Gymnasium in kürzester Zeit verbessert. Es gab damals einen Schüler in der Parallelklasse. Alexander Helmholtz musste eine Weile überlegen, ihm fiel zuerst ein Bildein, der Name fehlte noch. Ein smarter, blonder Typ, der erste, der weiße Tennisschuhe am Kepler trug. Der Papa war Chefarzt an der Uniklinik oder irgendetwas anderes Medizinisches. Liebling der Lehrer. Leider auch der Mädchen, als diese endlich auf dem vormaligen Jungengymnasium zugelassen wurden. Beatles-Fan. Schlimm. Paul-McCartney-Fan. Noch schlimmer. Konnte Michelle auf dem Klavier in der Aula spielen.
Alexander trumpfte mit den Stones auf. Mit Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts (den die Mädchen am meisten mochten) rekrutierte er seine eigene Anhängerschaft, und bald tobte der Kampf: Die angepassten Spießer lobten die Musikalität der Beatles, die Aufrechten den ehrlichen Blues der Stones. Unversöhnliche Gegensätze.
Dem Bild folgt der Name: Stefan Dreyer. Klassensprecher. Natürlich. Alexander war nur stellvertretender Klassensprecher.
Die Holzschlägermatte rauf ließ er den 911er vom Zügel. Er schoss an einem Passat vorbei, der wütend mit der Lichthupe antwortete.
The time is right for fighting in the street, boy
Er erinnerte sich, wie er gefroren hatte, damals im Januar 2003. Der Wintermantel hielt die beißende Kälte nicht ab, als er, den Kragen hochgestellt, den Schal fest um Hals und Mund gewickelt, die behandschuhten Hände tief in den Manteltaschen vergraben, in langen Schritten durch den Central Park geeilt war. Er pflegte seine Rituale, und eines davon war, dass er bei jedem Besuch in New York John Lennon durch einen Besuch an den Strawberry Fields seine Reverenz erwies. Irgendwann hatte ja auch er seine Meinungüber diesen Beatle geändert. Eine halbe Stunde Fußmarsch durch den Park bei der klirrenden New Yorker Winterkälte, das war er John Lennon schuldig. Ein Dutzend gefrorener Blumensträuße lag auf dem kreisrunden Mosaik, und durch die blattlosen Bäume sah er das steil in den Himmel wachsende Dakota Building.
Zurück in der Park Avenue, verschob er seinen Rückflug. Das Internet informierte ihn, dass die Stones in zwei Tagen in Phoenix spielten. Er rief Toni an und bat sie mitzukommen. Doch sie lachte: »Wie stellst du dir das vor. Ich habe Patientinnen. Die verhungern ohne mich.« Er buchte ein Ticket für sich allein, und nach sechs Stunden Flug fuhr ihn ein livrierter Hoteldiener in einem Caddy über einen frisch besprühten Rasen zu seinem Apartmenthaus.
Die America West Arena ist über die Interstate 10 normalerweise gut zu erreichen, doch in den letzten zwanzig Minuten seiner Fahrt kam das Taxi nur im Schritttempo voran. Zwanzigtausend strömten zu den Stones, und keiner davon ging zu Fuß.
Ladies and Gentlemen, the Rolling Stones. Die Band stürmte auf die Bühne. Keith Richards im weißen, bis zum Gürtel offenen Hemd und mit schwarzem Kopfband griff sich die Gitarre. Nach zwei Akkorden riss es Alexander aus dem Schalensitz: Street Fighting Man. Großartig.
Vor ihm erhob sich ein gewaltiger Schatten, ein Amerikaner in kurzen Hosen, und ging zum Ausgang. Bei Start Me
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