Rebellin der Leidenschaft
Das klingt ja überhaupt nicht nach dem Herzog von Clayborough! Er muss von dir sehr angetan gewesen sein.«
Nicoles Augen funkelten eisig. »Oh ja, angetan, und wie, das kann ich dir versichern. Er ging davon aus, dass ich verheiratet wäre! Er lud mich ein auf ein - äh-äh-äh ...«
Martha blieb schon wieder die Luft weg. »Er dachte, du wärst verheiratet?«
»Ich dachte, er wäre von mir angetan.« Errötend wandte Nicole ihren Blick ab. »Ich dachte sogar ...« - sie rang nach den richtigen Worten - »ich dachte sogar, dass er mir den Hof machte.« Verstohlen musterte sie ihre Freundin, die offensichtlich völlig überrascht war. »Er hat mich geküsst, Martha.« »Ach du meine Güte!«, war alles, was Martha einfiel.
»Es gefiel mir.« Der Gedanke an das, was zwischen ihnen passiert war, ließ Nicoles golden schimmernden Teint dunkler werden. Schlimmer noch, ihr Herz begann wie wild zu pochen und sie erinnerte sich an seine heißen, hungrigen Lippen auf den ihren. »Ich habe seinen Kuss erwidert.«
»Nicole«, begann Martha, doch Nicole fiel ihr ins Wort.
»Jetzt weiß ich auch, warum er mich aus dem Haus drängte und nicht mit seiner Mutter Tee trinken ließ!«, rief sie empört, und gleichzeitig spürte sie wieder die entsetzliche Schmach, die ihr der Herzog zugefügt hatte.
»Die Herzoginwitwe war auch da?« stöhnte Martha. »Sie hat dich in seinem Haus gesehen? Nicole, du warst doch nicht ohne Begleitung dort?« Die Frage klang hoffnungsvoll.
Nicole schüttelte den Kopf. »Gestern ritt ich ein weiteres Mal nach Chapman Hall; er hatte mich eingeladen, noch einmal zu kommen. Doch offenbar hatte er herausgefunden, dass ich nicht verheiratet bin, und dies änderte alles. Dieser Mistkerl! Eiskalt entschuldigte er sich für seinen Irrtum und sagte mir, ich solle nie wieder kommen. Als ob ich das tun würde!«
»Oh mein Gott!«, sagte Martha nur.
»Er hielt mich für ein verheiratetes Flittchen, mit dem er sich amüsieren wollte«, flüsterte Nicole. »Oh, wie ich ihn hasse!«
»Ach, Nicole!« Martha nahm die Hand ihrer Freundin und drückte sie fest. »Er hat dich doch nicht etwa - er hat dich nur geküsst, oder?«
Nicole errötete. Sie erinnerte sich daran, wie sein Körper auf ihrem gelegen und sie ins Gras gedrückt hatte, wie er ihre Jacke aufgeknöpft hatte, wie seine Hände auf der Innenseite ihrer Oberschenkel entlanggewandert waren. Ihre Erinnerung war so lebendig, dass ihr Körper erneut zu beben begann. »Ich bin noch immer Jungfrau, wenn es das ist, was du wissen willst.«
»Dann ist nichts Schlimmes passiert«, sagte Martha und tätschelte erleichtert seufzend Nicoles Hand. »Ach, meine arme Freundin! Clayborough ist ein schrecklicher Frauenheld und ziemlich rücksichtslos. Man sagt, dass es keiner Frau gelingt, sein Interesse länger zu fesseln, nicht einmal seinen Mätressen. Und angeblich sind seine Mätressen die schönsten Frauen weit und breit.«
»Er hat mehr als eine?«, fragte Nicole zutiefst verletzt.
»Nein, immer nur eine.« Martha sah, wie verletzt Nicole war und fügte deshalb hinzu: »Aber das tun ja schließlich die meisten Männer.«
»Robert tut das nicht, oder?« Plötzlich wünschte sich Nicole, diese Frage nicht gestellt zu haben, denn sie war selbst gegenüber der besten Freundin viel zu intim.
Doch Martha lächelte nur und ihre Züge wurden weich. »Nein, Robert tut es nicht, da kann ich von Glück reden.«
Nicole wusste, wie sehr Martha ihren Mann liebte und wie sehr er sie anbetete. »Da hast du wirklich großes Glück«, pflichtete sie Martha bei.
Martha sah sie an. »Ich glaube, Clayborough war von dir angetan, Nicole.«
»Er dachte, ich sei verheiratet.«
»Dennoch glaube ich, dass er von dir angetan war. Ich sehe ihn gelegentlich in London, und dort zeigt er nie ein Interesse an einer Lady. Die Damen werfen sich ihm immer an den Hals. Ausgenommen natürlich Lady Elizabeth Martindale.«
»Lady Elizabeth Martindale?«
»Die Tochter des Marquis von Stafford.« Martha verzog das Gesicht. »Ich glaube noch immer, dass er von dir angetan war. Ach, es ist wirklich zu schade, dass die beiden verlobt sind.«
Nicole erstarrte. »Er ist mit ihr verlobt?«
»Das hast du nicht gewusst?«
»Ich weiß nichts über ihn«, sagte Nicole.
»Sie sind schon seit Ewigkeiten verlobt. Sie wurden verlobt, als sie zwei war, und jetzt ist sie, glaube ich, gerade achtzehn geworden«, sagte Martha sanft, als wolle sie den Schlag abschwächen. »Es war immer eine Tatsache,
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